[zip-fm] 2005-05-04

ID 9341
 
1. Stromwechsel jetzt! (FSK) frn 9321 (9'35)

2. Zwangsprostitution in Konzentrationslagern (RDL) frn 9324 (6'41)

3. ZwangsarbeiterInnen in Marburg (RUM) frn 9298 (5'25)

4. Jingle zum 8. Mai in Berlin (FSK) frn 9295 (1'45)
Audio
30:16 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 04.05.2005 / 15:07

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: steffen/rum
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 04.05.2005
keine Linzenz
Skript
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von zip-fm, dem Nachrichtenmagazin der freien Radios.
Die heutige Sendung wurde zusammengestellt von Radio Unerhört aus Marburg.


Es ist zur Zeit kaum zu übersehen bzw. zu überhören:
Am kommenden Sonntag jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos. Politik und Medien arbeiten massiv daran, endlich auch die Deutschen zu Opfern von Nationalsozialismus und Krieg zu erklären. zip-fm widmet sich in dieser Woche schwerpunktmäßig den Opfern und Überlebenden des deutschen Vernichtungsterrors. Heute widmen wir uns dem Thema Zwangsprostitution in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und berichten darüber, wie polnische ZwangsarbeiterInnen in Marburg ihre Befreiung erlebt haben.

Zu Beginn der Sendung gehen wir der Forderung Stromwechsel jetzt nach und informieren Euch über eine Aktion zum Tschernobyl-Jahrestag in Hamburg.




Am 26. April 1986 kam es im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum bisher schwersten Atomunfall. Seitdem gilt Tschernobyl als Synonym für die Gefährlichkeit der Atomkraftnutzung.
Der Ausstieg aus der Atomkraft und den Wechsel zu anderen Energieträgern gehört zu den zentralen Fordeurngen der Ökologischen Bewegung von heute. Anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages hieß es am 23. April in Hamburg: Vom Atom zum Ökostrom!
Ca. 150 AktivistInnen nahmen an einer Fahrradstaffel gegen Atomkraft teil.
Die Redaktion Radioaktiv vom Freien Senderkombinat aus Hamburg berichtet:




Mit den Feierlichkeiten zum 60sten Jahrestag der Niederlage Nazideutschlands besteht die Gefahr einer Schlußstrichdebatte:
jetzt sei ausreichend Zeit vergangen um Gras über die "Sache" wachsen zu lassen,
genug der Rückblicke in die dunkle deutsche Vergangenheit.
Kaum jemand wird dies so offen aussprechen, aber schon während der Einrichtung eines Entschädigungfonds für Opfer des Nationalsozialsismus schwang ein entsprechender Unterton mit.
Ob sich diese Art der Vergangenheitsbewältigung durchsetzen wird, hängt auch vom Widerstand antifaschistischer Gruppen und Initiativen ab.
Für diejenigen, die das Todeslager Auschwitz oder das Programm "Vernichtung durch Arbeit" überlebt haben, kann es diesen Schlußstrich nie geben.
Dazu gehören auch über 40.000 Frauen, die in Konzentrations-, Wehrmachts- und Zwangsarbeiterlagern zur Prostitution gezwungen wurden.
Wir wollen das Augenmerk heute auf diese kaum wahrgenommene Opfergruppe lenken.
Radio Dreyeckland Freiburg führte ein Interview mit einer Mitarbeiterin der ehemaligen Feministischen Antifa Freiburg über die Bedeutung von Bordellen in Konzentrationslagern.
Zwischen 1939 und 45 wurden mindestens 3.000 Menschen aus ganz Europa nach Marburg verschleppt und mussten dort Zwangsarbeit leisten.
Über 140 Firmen und Institutionen nahmen ihre kostengünstigen Dienste in Anspruch, bei meist menschenunwürdiger Behandlung.
Eine angemessene Entschädigung haben die ZwangsarbeiterInnen nie erhalten. Daran ändert auch der vor einigen Jahren eingerichtete Entschädigungsfond nichts.
Immerhin aber entschied sich die Stadt Marburg, den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen, die hier eingesetzt wurden, zusätzlich eine einmalige Entschädigung in Höhe von 2.000 Euro zu zahlen. Außerdem wurde zu ehemaligen ZwangsarbeiterInnen Kontakt aufgenommen und sie zum Besuch nach Marburg eingeladen.
Organisiert von der Marburger Geschichtswerkstatt kam im Sommer 2003 eine erste Besuchsgruppe aus der Ukraine in die Stadt, im Oktober 2004 folgte eine Gruppe aus Polen.
Im Mittelpunkt dieser Besuchswochen stehen Begegnungen und Gespräche der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen mit Jugendlichen aus Marburger Schulen.
Im Oktober 2004 haben die Jugendlichen die polnischen Gäste begleitet und zahlreiche Interviews mit ihnen durchgeführt. Im Ergebnis entstand daraus eine szenische Lesung, die am 12. Januar 2005 im Marburger Theater am Schwanhof stattfand.
Radio Unerhört war live dabei. Im Folgenden hört Ihr einen Ausschnitt aus der Lesung, in dem die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen Marian Gaweda, Anna Betlej, Waleria Jeziorska, Tadeusz Kolacz, Jan Stachulec, Wojciech Sroka und Jadwiga Ptak schildern, wie sie die Befreiung durch die US-Army am 28. März 1945 erlebten.


Abmod:
Eine halbe Stunde zip-fm geht zu Ende.
Die heutige Sendung wurde produziert von Radio Unerhört in Marburg.
Nachlesen und Nachhören könnt ihr alles unter www.zip-fm.de.
Zum Schluss möchten wir Euch noch euf ein besonderes Programmangebot vieler Freier Radios zum 8. Mai hinweisen.
Vorher sag ich schon mal Tschüss und Auf Wiederhören!