Radioaktiver Müll aus dem AKW Gundremmingen | Stellungnahme der Ulmer Ärzte-Initiative

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Am 24. Januar wurde bekannt, daß in der Müllverbrennungsanlage der schwäbischen Kleinstadt Weißenhorn radioaktiver Müll aus dem AKW Gundremmingen verbrannt wird. Der Skandal steht im Zusammenhang mit der auch in einigen anderen Orten in Baden-Württemberg bekannt gewordenen Praxis, radioaktiven Müll aus dem Abriß von Atomkraftwerken als "freigemessen" zu deklarieren und auf Deponien zu transportieren. Die Ulmer Ärzteinitiative nahm nun Stellung.
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Upload vom 25.02.2019 / 23:27

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: restrisiko
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.02.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Radioaktiver Müll aus dem AKW Gundremmingen
Stellungnahme der Ulmer Ärzte-Initiative

Am 24. Januar wurde bekannt, daß in der Müllverbrennungsanlage der schwäbischen Kleinstadt Weißenhorn radioaktiver Müll aus dem AKW Gundremmingen verbrannt wird. Der Skandal steht im Zusammenhang mit der auch in einigen anderen Orten in Baden-Württemberg bekannt gewordenen Praxis, radioaktiven Müll aus dem Abriß von Atomkraftwerken als "freigemessen" zu deklarieren und auf Deponien zu transportieren. Die Ulmer Ärzteinitiative nahm nun Stellung.

Zentral ist die wissenschaftlich fundierte Aussage der Ulmer Ärzte-Initiative, daß Radioaktivität mit der Verbrennung radioaktiven Mülls in einer Müllverbrennungsanlage nicht einfach verschwinde: "Müllverbrennung kann Radioaktivität nicht aus der Welt schaffen, sondern nur neu in der Umgebung verteilen." Über die schon bisher durch die sogenannte natürliche Hintergrundstrahlung verursachten mindestens 8.400 zusätzlichen Todesfälle durch Krebs pro Jahr hinaus, verursacht jede weitere in die Umwelt gelangte Radioaktivität auch weitere Krebstote.

Die Mitglieder der Ulmer Ärzte-Initiative stellen fest, daß es sich bei "Freimessen" um einen verharmlosenden Begriff handelt. Auch eine "Freimessung" entsorge Radioaktivität nicht, sondern verdünne und verteile sie nur weiter. "Danach wird das Material juristisch nicht mehr als Atommüll definiert und kann von der Atomindustrie trotz weiterer Strahlung ohne weitere Vorsichts-Maßnahmen und ohne weitere Aufsicht als normaler Müll abgegeben werden."

Klar benennt die Ulmer Ärzte-Initiative auch die offensichtlich in manchen Kreisen gerne verschwiegene Tatsache, daß es aus wissenschaftlicher Sicht keinen unteren Grenzwert gibt, unter dem eine radioaktive Belastung als wirkungslos bezeichnet werden könnte. "Jede weitere Strahlenbelastung und auch viele kleine weiteren zusätzlichen Belastungen rufen bei Mensch, Tier und Pflanze weitere Folgen hervor, die sich im Laufe der Jahre summieren."

Die ÄrztInnen weisen zudem darauf hin, daß in all den Jahren, in denen bereits Atommüll in der Müllverbrennungsanlage Weißenhorn verbrannt wurde, keine Radioaktivitäts-Kontrollen im Rauchgas und im Filterstaub durchgeführt wurden. "Auch sind keine Strahlenmessungen der ausgebrachten Restschlacke und der Strahlenbelastung der Weißenhorner Umgebung öffentlich bekannt gemacht worden." Sie fordern stattdessen, daß auf einen voreiligen Abriß von Atomkraftwerken verzichtet wird. Als Alternative komme der sichere Einschluß des gering radioaktiven Mülls vor Ort im AKW in Betracht. Hierbei könnte "das radioaktive Material durch Abwarten auf natürliche Art und Weise einen erheblichen Teil seiner Strahlungsgefährlichkeit verlieren." Dann müßte nichts gesundheitsgefährdend vorbehandelt und getrennt, nichts transportiert und auch nichts in der Müllverbrennungsanlage verbrannt werden."

Nach wie vor sei weltweit die Problematik einer verantwortungsvollen Zwischen- und Langzeitlagerung von hochradioaktiven Spaltprodukten und Brennstäben und auch der mittelradioaktiv kontaminierten AKW-Bauteile ungelöst. Nicht zu vergessen sei, daß auch in Deutschland nach wie vor sieben Atom-Reaktoren in Betrieb sind und Tag für Tag weiteren Atommüll produzieren. Damit müsse "besser heute als morgen" Schluß gemacht werden.

In einem Schlußsatz heißt es: "Die Ulmer Ärzte-Initiative lehnt es ab, daß radioaktiv belastetes AKW-Abrißmaterial über alle unsere Köpfe hinweg in der Luft verteilt wird."