Im Mai 1966 ruft in China Mao Zedong die Jugend auf, gegen revisionistische Kräfte und die Repräsentanten der Bourgoisie aufzustehen, auch in der kommunistischen Partei. Er will damit seine bröckelnde Macht festigen. Eine Jugendrebellion beginnt, die schnell eigene Dynamiken entwickelt.

Junge Rotgardisten beginnen zu wüten gegen das, was auf Chinesisch „Si Jiu“ heißt, die „Vier Relikte“: alte Ideen, alte Kultur, alte Sitten und alte Gewohnheiten. Bücher werden verbrannt, Kulturdenkmäler zerstört, Autoritätspersonen angegriffen: lokale Parteisekretäre, Intellektuelle, Professoren, Lehrer. Sie werden öffentlich gedemütigt, in Kampf- und Kritik-Sitzungen verhöhnt, geschlagen, viele zu Tode gefoltert.

Aber schon 1967 spalten sich die Roten Garden und bekämpfen sich im großen Chaos gegenseitig, bis es Mao zu bunt wird. Arbeiter-Revolutionskomitees haben fortan das Sagen. In der Schule werden die Schriften von Mao gelernt. Die Volksbefreiungsarmee wütet nun ihrerseits gegen die Rotgardisten.

Ende 1968 ruft Mao Zedong die intellektuelle Jugend dazu auf, „in die weite Welt hinauszugehen“. Zehn Millionen Schülerinnen und Schüler werden aufs Land geschickt, um „von den Bauern zu lernen“. Sie verlassen die Städte, in denen sie als Rote Garden Geschichte gemacht haben.

Wir stellen euch drei Romane vor, die aus ganz verschiedenen Perspektiven das Leben in China während der Kulturrevolution einfangen. Im Gespräch wird uns interessieren, wie die jugendliche Begeisterung thematisiert wird und wie die Grausamkeiten. Welche Rolle spielt die als konterrevolutionär verbotene Kunst, Musik, Literatur für die Menschen?

Die Bücher:
Sag nicht, wir hätten gar nichts (Madeleine Thien)
Eine Mango für Mao (Wei Zhang)
Balzac und die kleine chinesische Schneiderin (Dai Sijie)

Musik:
- Ausschnitt aus dem chinesischen Ballett: Das rote Frauenbataillon
- Bachs Goldberg-Variationen in einer Einspielung von Glenn Gould 1955 (als konterrevolutionär verboten in der Kulturrevolution)