Nuklearer Winter mit noch größeren Auswirkungen als angenommen

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Klima-WissenschaftlerInnen haben auf der Basis neuerer Daten herausgefunden, daß selbst ein lokal begrenzter Atomkrieg einen verheerenden globalen nuklearen Winter zur Folge hätte. Die Auswirkungen auf unsere Atmosphäre, Klima, Gesundheit und Ernährungssicherheit wären drastischer als bisher angenommen.
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Upload vom 14.10.2019 / 23:51

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Wirtschaft/Soziales
Serie: Burning Beds
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 14.10.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Nuklearer Winter mit noch größeren Auswirkungen als angenommen

Klima-WissenschaftlerInnen haben auf der Basis neuerer Daten herausgefunden, daß selbst ein lokal begrenzter Atomkrieg einen verheerenden globalen nuklearen Winter zur Folge hätte. Die Auswirkungen auf unsere Atmosphäre, Klima, Gesundheit und Ernährungssicherheit wären drastischer als bisher angenommen.

Die neue Untersuchung einer Gruppe von KlimatologInnen, Umwelt- und anderen WissenschaftlerInnen, die in der Fachzeitschrift 'Science Advances' veröffentlicht wurde, zeigt auf, daß selbst ein begrenzter Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan verheerende globale Auswirkungen hätte. Die Friedens-Organisationen IPPNW und ICAN Deutschland sind äußerst besorgt über diese Ergebnisse und sehen ihre Forderung nach der Abschaffung aller Atomwaffen weltweit als umso dringlicher.

Das Szenario der aktuellen Untersuchung geht davon aus, daß beide Staaten 250 Atomwaffen mit einer Sprengkraft von bis zu 100 Kilotonnen gegen städtische Ziele einsetzen – Pakistan 150 und Indien 100. Als direkte Folge eines Schlagabtausches mit relativ kleinen Atomwaffen - 15-Kilotonnen-Atomwaffen - würden etwa 50 Millionen Menschen sterben. Bei einem Schlagabtausch mit der gleichen Zahl von Atomwaffen, die aber 100 Kilotonnen Sprengkraft hätten, würden in etwa 125 Millionen Menschen umgehend sterben.

Katastrophal wären zudem die globalen Klimaauswirkungen. Da die Bekämpfung der Brände bei einem Atomkrieg praktisch unmöglich wäre, würde sich der Rauch innerhalb von Wochen global über die Stratosphäre ausbreiten und das Sonnenlicht würde zwischen 20 und 35 Prozent abnehmen. Je nach eingesetzter Sprengkraft würde ein begrenzter regionaler Atomkrieg die globale Oberflächenlufttemperatur daher längerfristig um 3 bis 5,5 Grad Celsius senken. Diese globale Abkühlung würde zudem zu einem deutlichen Rückgang der Niederschläge führen (im globalen Durchschnitt 20 bis 30 Prozent mit regionalen Schwankungen). Denn durch kältere Temperaturen verdunstet weniger Wasser aus den Ozeanen und dementsprechend fällt weniger Regen oder Schnee auf die Erde.

Diese Abkühlung, weniger Sonnenlicht und der Niederschlagsrückgang würden sich auf die globale Nahrungsmittelversorgung viel gravierender auswirken, als in früheren Studien über einen begrenzten Atomkrieg vorhergesagt. Natürliche Ökosysteme und Lebensmittelanbau würden drastisch gestört und führten zu einer Lebensmittelknappheit, die noch viel mehr Menschen gefährden würde, als die ursprünglich kalkulierten zwei Milliarden.

Viele Sicherheits-ExpertInnen auf der ganzen Welt haben davor gewarnt, daß die Gefahr eines Atomkriegs wächst. Eine wachsende internationale Bewegung fordert daher einen grundlegenden Wandel in der Atompolitik. Im Jahr 2017 haben 122 Staaten für den UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen (TPNW) gestimmt. Inzwischen zählt dieser UN-Vertrag 79 Unterzeichner-Staaten und 32 Vertrags-Staaten. 50 Ratifikationen sind notwendig. Zwei Drittel des Weges zum Inkrafttreten des Atomwaffenverbots ist damit geschafft.

Zugleich wird sein Beginn dieses Jahres in Deutschland der ICAN-Städte-Appell verbreitet. Mit diesem Appell fordern Städte und Kommunen die Deutsche Bundesregierung dazu auf, endlich dem UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen beizutreten. Im Zeitraum von Anfang Februar bis zum 27. September haben sich bereits 55 deutsche Städte und Kommunen dem Appell angeschlossen.

Kommentare
25.10.2019 / 20:36 niki müller,
gesendet
am 25.10. im Infomagazin global - lokal gesendet. Vielen Dank!