Frischzellenkur für die PDS - Oder: Wie eine neue Sozialpartei vorzeitig verramscht wird

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Überall ist jetzt die Rede von einer neuen vereinigten Linkspartei. Sie soll aus den bereits bestehenden Parteien PDS und WASG gebildet werden. Da in den Mainstream-Medien nur die Positionen der Fusionsbefürworter zu vernehmen sind, soll diese Sendung als Korrektiv die Auffassungen der durchaus zahlreich vorhandenen Skeptiker und Gegner einer PDS-WASG-Annäherung bekannt machen. Auf dem Sonderparteitag der WASG in Kassel am 3.Juli wurden die Argumente der Skeptiker und Gegner für diese Sendung eingefangen.
Die Einwände gegen eine PDS-WASG-Kooperation betreffen die Vorbehalte gegen die neoliberalen PDS/SPD-Regierungen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Sie betreffen weiterhin die nach wie vor nicht richtig aufgearbeitete SED-Vergangenheit der PDS.
Die Gegner der Fusion beklagen, daß mit der Aufgabe der WASG-Positionen die Chance auf einen neuen Typus von Sozialpartei vorzeitig vertan worden sind.
Andere Gegner vermuten, daß von seiten der PDS eine langfristig und sorgfältig eingefädelte feindliche Übernahme der WASG stattfindet. In der Tat spricht nichts dafür, daß die PDS noch jemals unter eigenem Namen und aus eigener Kraft in den Bundestag gelangen kann: 80% der PDS-Mitglieder sind über 60 Jahre alt. Die PDS stirbt also regelrecht aus. Zum anderen ist die neoliberale Politik der PDS von den Wählern durch empfindliche Einbußen bei fast allen Wahlen seit 1994 quittiert worden. Von daher machte in Kassel das Wort von der Frischzellenkur der PDS durch einen neuen Namen und Neuzugang an Mitgliedern aus dem Westen die Runde.
Es bahnt sich eine doppelte Tragödie an, so sagen es viele im Sendebeitrag zitierte WASG-Delegierte: die PDS hat ihren Sterbeprozeß um vier Jahre verlängert, aber der Versuch einer neuen Sozialpartei ist vorzeitig erwürgt worden. Auch die Wähler werden nach einer kurzen Euphorie feststellen müssen, daß nunmehr nach dem Verschwinden der WASG in der PDS wieder alles beim Alten ist. Nach der Ernüchterung könnte die endgültige Abkehr der Bürger von der parlamentarischen Demokratie und der reine Zynismus die unabwendbare Folge sein.
Audio
45:10 min, 21 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 08.07.2005 / 14:01

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Klassifizierung

Beitragsart: Reportage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt, Politik/Info
Serie: WASG
Entstehung

AutorInnen: Hermann Ploppa
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 08.07.2005
keine Linzenz
Skript
"Das Skript zu dieser Radiosendung kann unter
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