[zip-fm] 25.04.2006

ID 12398
 
1.FRN 12391: Potsdam und kein Ende der Vertuschung (leicht gekürzt)
2. FRN 12346: Zwangsprostitution zur Fußball-WM
3. FRN 12339: größtes jüdisches Internetportal vor dem Aus? Interview mit Andrea Livnat von hagalil.com
Audio
30:04 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 25.04.2006 / 13:22

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: Anja Schöner
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.04.2006
keine Linzenz
Skript
Guten Tag zu zip-fm, dem politischen Infomagazin Freier Radios im deutschsprachigen Raum. Verantwortlich für die heutige Sendung ist Radio Dreyeckland aus Freiburg.
Übersicht:
Antisemitismus, Rassismus und Zwangsprostitution – um diese 3 Themen wird es in der kommenden halben Stunde gehen. Wir beginnen mit einem Beitrag zu dem rassistischen Überfall auf Ermyas M. Der Deutsch-Äthiopier wurde am Ostersonntag an einer Straßenbahnhaltestelle in Potsdam angegriffen und brutal zusammengeschlagen. Er liegt seither im Koma.
„Die Welt zu Gast bei Freunden“ - das ist das offizielle Motto der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Spätestens nach dem Überfall von Potsdam dürfte der eine oder die andere sich fragen, ob sie oder er wirklich Gast bei diesen „Freunden“ sein will.
Womit wir den Bogen zu dem zweiten Beitrag der heutigen Sendung geschlagen hätten: Es geht um die Fußball-WM und das Thema Zwangsprostitution.
"Eine U-Bahn, eine U-Bahn bauen wir - von St. Pauli bis nach Auschwitz - eine U-Bahn bauen wir". Diesen antisemitischen Spruch mussten sich die eher linken St. Paulianer Fußballfans Anfang April in Hamburg von Chemnitzer Fans bei einer Regionalliga-Partie anhören. Oder: Bei einem Fußballspiel in der 2. Bundesliege haben Dresdner Fans die Cottbusser mit einem „Zigeuner“-Transparent zu beleidigen versucht. Deren Antwort beim nächsten Aufeinandertreffen: Ein mehrere Quadratmeter großes „Juden“-Transparent. Ihr merkt es schon: Die heutige Sendung ist keine Werbeveranstaltung den deutschen Fußball. Das größte jüdische Internetportal hagalil.com kämpft seit Jahren gegen Antisemitismus – nicht nur im Fußball. Jetzt steht es möglicherweise vor dem Aus. Mehr dazu in dem dritten und letzen Beitrag heute.

Thema 1: Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) setzt offenbar auf
eine Strategie der Entpolitisierung des rassistischen Überfalls vom 16. April in Potsdam. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zog Schönbohm am vergangenen Wochenende erneut die fremdenfeindliche und rechtsextreme Motivlage der Täter in Zweifel.
Schönbohms Motiv, den Angriff auf den 37jährigen Deutsch-Äthiopier zu einer eskalierenden Kneipenschlägerei herunter zu spielen, scheint klar: Wenige Wochen vor Beginn der Fußball-WM sind Schlagzeilen über rassistische Deutsche unerwünscht. Das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum - kurz APABIZ Berlin - hat nun Belege veröffentlicht, nach denen zumindest einer der Täter aus dem Umfeld der rechtsextremen Szene Potsdams stammen könnte. Falco Schuhmann vom APABIZ Berlin im Interview mit RadioCorax aus Halle.
Soweit Falco Schuhmann vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum in Berlin zu dem rassistischen Überfall vom 16. April auf Ermyas M. in Potsdam. Der in Äthiopien geborene und seit 19 Jahren in Deutschland lebende Familienvater war am frühen Ostersonntag von zwei Männern angegriffen worden und liegt seither im Koma.

Thema 2: „Sodom und Gomorrha“, „Fußball-WM Zweitausendsex“, „geile Fußballfans“ - viele buntbebilderte Zeitungen haben das Thema Prostitution bei der Fußball-Weltmeisterschaft in den vergangenen Wochen gierig und sensationslüstern aufgegriffen. Und haben es reichlich ausgeschlachtet. Tatsache ist: Die Fußball-WM ist auch ein gigantisches Konsumereignis. Schon jetzt stolpert mensch allerorten über gigantische Fußbälle im Straßenbild, rollende Bälle auf Plakaten und schwarz-weiß gefleckte Kugeln auf Törtchen, Schnittchen und Kuchen. Und auch die Deutschlandflagge gibt es zuhauf im Supersonderangebot - mitsamt Fahnenmast. Konsumieren wollen viele, in erster Linie männliche Fußballfans, auch die „käufliche Liebe“ - ein Wort, so falsch wie es klingt. Sicher ist: Prostituierte in den WM-Städten werden mehr zu tun haben. Klar ist aber auch, dass dort - wie überall - verstärkt Frauen dazu gezwungen werden, sich zu prostituieren. Die Fußball-WM und Zwangsprostitution. Ein Beitrag von Radio Z aus Nürnberg.

Thema 3: Das Internet gilt als Ort der unbegrenzten Möglichkeiten. Die herrschenden Wissenshierarchien werden aufgeweicht, im Prinzip kann jeder und jede anderen Menschen Wissenswertes und Interessantes zur Verfügung stellen. Was einerseits zur Demokratisierung des Wissens beiträgt, bringt auf der anderen Seite auch Probleme mit sich. So nutzen Neonazis das Internet, um ihre rassistische und antisemitische Propaganda zu verbreiten. Den rechten Lügen und Verdrehungen seriöse und fundierte Informationen entgegen zu setzen, das hat sich seit einigen Jahren hagalil.com zur Aufgabe gesetzt. Jetzt droht dem größten jüdischen Internetportal in deutscher Sprache das Aus. Über das Angebot und die finanziell schwierige Situation von hagalil sprach Radio FREI aus Erfurt mit der Redakteurin Andrea Livnat
Soweit Andrea Livnat von hagalil.com, dem größten jüdischen Internetportal in deutscher Sprache. Wir sind am Ende der Dienstagsausgabe von zip-fm. Nachzuhören ist diese Sendung und oder einzelne Beiträge daraus unter freie-radios.net. Vielen Dank fürs Zuhören und bis morgen.