zipfm 31. Juli 2007

ID 18232
 
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18214 Waldbrände: Nur 4% natürliche Ursachen / 18198 Nazi-Laden in Magdeburg / 18211 Menschenrechtsverletzungen Oaxaca 18208 Rechte von Schwulen/Lesben
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29:22 min, 13 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 20.01.2008 / 18:53

Dateizugriffe: 713

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 31.07.2007
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Hallo und herzlich willkommen zu zip-fm – heute unsere letzte Sendung vor der August-Sommerpause.
Was geschah denn nun eigentlich wirklich vor 35 Jahren in Stuttgart-Stammheim? Wie kamen die Gefangenen der RAF denn nun zu Tode – wer über die Frage „Mord oder Selbstmord“ allzulaut nachdenkt, kommt bis heute ins Fadenkreuz der Justiz. Allerdings: Anlass für Zweifel am korrekten rechtstaatlichen Vorgehen liefern oft die staatlichen Stellen selbst: Im Nachbarland Spanien etwa, weil es dort ein Gesetz gibt, laut dem die Polizei drei Tage lang mit Verhafteten umgehen kann wie sie will, erst danach müssen sie den offiziellen Behörden übergeben werden. Was während dieser Zeit dann passiert ...? - Amnesty International wirft dem spanischen Staat jedes Jahr wieder vor, in dieser Phase der Incommunicado-Haft zu Methoden der Folter zu greifen – mitten in Europa.
Und was geschah in Stuttgart-Stammheim? Alle Prozesse wurden minuntiös auf Tonband mitgeschnitten, aber diese Tonbänder galten als „verschollen“. Letzte Woche sind sie nun doch aufgetaucht:

O-Ton Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof – bei ihrem Prozess am 10. März 1976. Merkwürdig, dass solche historischen Dokumente akribisch produziert – aber dann in diesem ordentlichen, schwäbischen Gefängnis verschusselt werden. Was sich sonst noch so tut um uns rum ... - ein Blick auf die Themen unserer heutigen Sendung:

In Südeuropa brennt's – aber nur schlappe vier Prozent der Waldbrände haben natürliche Ursachen – sagt eine Studie der renommierten Umweltschutzgruppe WWF

Naziklamotten könnt – oder könntet - ihr nun Mitten in Magdeburg kaufen – die katholische Kirche vermietet Räume im Hundertwasserhaus.

Menschenrechtsverletzungen nicht nur in europäischen Knästen – ein Blick nach Oaxaca im Süden Mexicos

und: Das Bundesverwaltungsgericht zur Nicht-Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften.

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18214 Nur vier Prozent der Waldbrände haben natürliche Ursache – 3:00
18198 Thor Steinar Laden im Hundertwasserhaus in Magdeburg – 3:30
18211 “Die Menschenrechtsverletzungen sind konstant und systematisch” (Oaxaca) - 6:00
18208 Rechte von Schwulen/Lesben – 9:30

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Waldbrand

Die Rekord-Hitze hält Südosteuropa weiter in Schach. Oder: Sie ließen ihr Leben beim Einsatz gegen das Feuer: In Italien und Griechenland starben mehrere Piloten, als sie versuchten, Waldbrände zu löschen. Auch in Rumänien kamen Menschen in der anhaltenden Hitze ums Leben. Abkühlung ist nicht in Sicht." Nachrichten wie diese errreichen uns derzeit stündlich. Auch in Griechenland bekämpfen Tausende Feuerwehrleute Waldbrände in verschiedenen Landesteilen. Viele Tausend Hektar Wald sind den Flammen bereits zum Opfer gefallen. Doch könnten die Waldbrände verhindert werden? Dieser Frage ging eine gerade veröffentlichte Studie des World Wide Fund For Nature nach – der WWF ist eine der größten internationalen Naturschutzorganisationen der Welt. Nina Griesshammer ist Waldexpertin des WWF - und meine Kollegin Barbara von Radio Corax sprach mit ihr.

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Naziladen Magdeburg

Mitten in der Stadt Magdeburg steht die Grüne Zitadelle. Sie ist zwar rosa, ziemlich schief und krumm aber wunderschön. Sie ist der letzte Entwurf des genialen Künstlers und Architekten Friedensreich Hundertwasser, die Grüne Zitadelle wurde im Oktober vor zwei Jahren fertiggestellt, fünf Jahre nach Hundertwassers Tod im Jahr 2000. Hundertwasser war Zeit seines Lebens ein vehementer Gegner jeglichen Totalitarismus, wenngleich mit zum Teil skurrilen Wendungen und Biegungen. Vielleicht war seine Haltung ein Resultat der Tatsache, dass er als Verfolgter des Nationalsozialismus gelten muss, seine Mutter war Jüdin.

Um so unverständlicher, dass die katholische Siedlungsgesellschaft St. Gertrud in Magdeburg nun Geschäftsräume in dem Haus an den Betreiber eines Ladens mit dem Namen Narvik vermietet hat. Die norwegische Stadt Narvik – das hätten die Katholiken wissen oder leicht rauskriegen könnnen – hat im zweiten Weltkrieg eine herausragende Rolle für die Nazis gespielt. Und damit sind wir beim Thema:

Mitten in der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt Magdeburg vertreibt die rechte Szene nun im Hundertwasserhaus ihre Propagandaklamotten, Marke Thor Steinar und andere.

Der Bischof Gerhard Feige von der katholischen Kirche dort meint nun, dass der Mietvertrag flugs aufzulösen sei; ob die Katholen sich denn wenigstens im Mietrecht auskennen? Vielleicht kann ja jemand Bescheid geben, dass gewerbliche Mietverträge ziemlich leicht und ziemlich kurzfristig kündigbar sind – mal schauen, was dann passiert.

Ein Kollege vom Antifa-Infoportal ging als „normaler Kunde“ in den Laden und Radio CORAX aus Halle sprach mit ihm.

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Oaxaca

Seit letztem Jahr richten sich viele interessierte Augen auf Oaxaca, einen der aermsten Staaten im Süden Mexicos. Ausgeloest durch den Aufstand der "maestr@s", der LehrerInnen, im Mai letzten Jahres entwickelte sich eine breite soziale Protestbewegung. Zunaechst ging es dabei nur um die Forderung nach einer Verbesserung des Schulwesens. Mittlerweile verlangt die Bewegung, institutionalisiert in der APPO, der Volksversammlung der Voelker Oaxacas, vehement den Ruecktritt des Gouverneurs von Oaxaca, Ulisses Ruiz Ortiz. Es geht ihnen um Aufklaerung begangener Menschenrechtsverletzungen, um Gerechtigkeit, sowie eine generelle Verbesserung der Lebensbedingungen in Oaxaca. Und dafuer gingen Hunderttausende auf die Strasse, besetzten oeffentliche Plaetze und sogar Radio und Fernsehstationen. Doch die Antwort der Regierung ist hart: Hunderte Verhaftungen, Verletzte, Folter und sogar 23 Ermordete sind bisher die Folge.

Vor zwei Wochen erst kam es erneut zu Auseinandersetzungen bei einer Gegenveranstaltung zum eigentlich traditionellen, jedoch mittlerweile kommerzialisierten Volksfest Guelaguetza. 40 Personen wurden verhaftet und unzaehlige durch den gewalttaetigen Polizeieinsatz verletzt. Ein Protestierender liegt noch immer im Koma; er war unverletzt verhaftet worden und anschliessend schwerst misshandelt.

Anlaesslich dieser Ereignisse sprachen Simone und Philipp von Radio Dreyeckland aus Freiburg mit Jesica Sanchez Maya, der Präsidentin der Menschenrechtsorganisation Liga Mexicana de la Defensa de los Derechos Humanos. Ihr hört nun den ersten von zwei Interviewteilen – schaut auf www.freie-radios.net, um weiterzuhören.

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Rechte von Schwulen/Lesben

Vorsicht Versicherungsbetrug? Lebenspartner erhalten keine Hinterbliebenenrente, wenn ihr Partner stirbt? - obwohl sie eine solche Versicherung abgeschlossen haben? Nun, es geht ja – in Anführungszeichen - „nur um gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften“ - aber gegen genau *diese* Ungleichbehandlung ist ein schwuler Mann nun vor Gericht gezogen. Der Skandal: Das Bundesverwaltungsgericht hat Ende letzter Woche seine Klage nicht zur Verhandlung zugelassen.

... zu kompliziert? Also, einfacher: Wenn schwule oder lesbische Lebenspartner/-innen versterben, geht der überlebende Partner leer aus – viele Versicherungen zahlen nicht – anders, als bei verheirateten Heterosexuellen. Natürlich ist dies beileibe nicht die einzige verbliebene Diskriminierung von Schwulen und Lesben im deutschen Versicherungs-, Erb-, Steuer- oder auch Adoptionsrecht.

Diesen konkreten Versicherungs-Fall erläutert nun die schwulen- und lesbenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linkspartei, Barbara Höll, gegenüber Andrasch Neunert von Radio Lora in München. Worum geht es nun also bei der Klage, die vom Bundesverwaltungs-Gericht nicht angenommen wurde?

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Zip-fm – die letzte Sendung vor unserer Sommerpause habt ihr soeben gehört – herzlichen Dank für Euer Interesse heute - und: Wär schön wenn Ihr wieder dabei wärt – im September dann! Schönen Sommer ...