Wer in der Türkei Mißstände in den Gefängnissen oder auf Polizeistationen offen thematisiert, der sieht sich in Kürze auf der Anklagebank wieder. So erging es auch 18 Frauen und einem Mann. Ihnen wird vorgeworfen im Jahr 2000 einen Kongress organisiert zu haben, der sich dem Thema sexuelle Gewalt und Folter durch türkische Sicherheitskräfte widmete. Der Kongress war genehmigt, viele betroffene Frauen sprachen über an ihnen begangene sexuelle Gewalt, der einzige angeklagte Mann ist der Vater einer vergewaltigten jungen Frau. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Verleumdung und Beleidigung des türkischen Staates vor. Der Prozess war vor mehr als einem Jahr eröffnet worden, gestern war der fünfte Prozesstag und auch dieser wurde wie erwartet nach kurzer Verhandlungsdauer vertagt. Der nächste Prozesstermin ist der 25. Februar 2003.
Radio Dreyeckland sprach mit einer Prozessbeobachterin über den Prozess und über die Situation für die Frauen, die mit dem Thema sexuelle Folter an die Öffentlichkeit gehen.