mumia - längerer teil für zip-fm donnerstag

ID 2291
 
Audio
04:55 min, 2307 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 06.11.2002 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache:
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: ak
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 06.11.2002
keine Linzenz
Skript
Mumia Abu Jamal. Noch vor einigen Monaten hing sein Bild in fast jedem Infoladen, es gab Demonstrationen für seine Freilassung und Solidaritätsgruppen allenthalben. Mittlerweile ist es eher ruhig geworden um den streitbaren schwarzen Journalisten. Vielleicht deshalb, weil sein Todesurteil aufgehoben wurde? Ein Kandidat weniger in den 3500 Todeszellen der USA?
Warum auch immer, Mumia Abu Jamal erhält derzeit weniger Aufmerksamkeit, und das, obwohl die Vorgänge um seine Verhaftung vor mittlerweile 20 Jahren immer skurriler erscheinen. Ein Blick zurück, in die fruehen Morgenstunden des 9. Dezember 1981. Abu-Jamal ist gerade unter Mordverdacht verhaftet und schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden, da glaubt Officer Thomas Bray am Krankenbett ein Geständnis von Abu-Jamal zu hören. Ein Geständnis, dass er - Mumia Abu Jamal - den erschossenen Polizisten Faulkner draußen auf der Straße auf dem Gewissen habe.
Heute ist jener Officer Bray auch tot, gestorben unter mysteriösen Umständen. Genauso wie einige seiner Kollegen. Seit Jahren mehren sich die Vorwürfe an die Polizei von Philadelphia, ein handfester Korruptions-Skandal scheint dort im Raum zu stehen.
Zahlreiche, in diese Richtung weisende Aussagen sind mittlerweile aktenkundig, im Mittelpunkt die eidesstattliche Erklärung von Arnold Beverly vom 8. Juni 1999. Beverly wörtlich:

"Ich wurde zusammen mit einem anderen Mann beauftragt und bezahlt, Faulkner zu erschießen. Ich hatte gehört, Faulkner sei ein Problem für die Unterwelt und korrupte Polizisten, weil er dem Fluß von Schmier- und Bestechungsgeldern im Wege stand, mit denen die Nichtverfolgung illegaler Aktivitäten wie Prostitution, Spiel und Drogenhandel im Gebiet des Stadtzentrums erkauft wurde. Faulkner wurde in den Rücken und dann ins Gesicht geschossen, bevor Jamal am Tatort eintraf. Jamal hatte mit der Schießerei nichts zu tun."

So weit die eidesstattliche Erklärung von Arnold Beverly. Weitere, vergleichbare Erklärungen liegen der Staatsanwaltschaft ebenfalls vor. Und dennoch: Mumia Abu Jamal fordert bislang erfolglos, dass sein Prozess erneut aufgerollt wird. Trotz der erdrückenden Last derartiger Aussagen und trotz der mittlerweile offensichtlichen Korruption bei der Polizei in Philadelphia. Dieser Tage nun ist Abu Jamal an die Öffentlichkeit getreten: in der Funktion, die ihn vor seiner Verhaftung bereits bekannt gemacht hat, als unbequemer Journalist. Aus seiner Zelle heraus hat er eine ähnlich engagierte Rechtsanwältin interviewt, sie sieht sich staatlicher Repression ausgesetzt, auch in den USA werden unter dem Label "innere Sicherheit", insbesondere nach dem Erlass des "patriot act" elementare Freiheitsrechte beschnitten. Mumia Abu Jamal führt per Telefon das Interview nach draußen, aufgezeichnet in einem communitiy radio in den USA.