zip-fm 5. Mai 2009

ID 27772
 
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Ende des Kapitalismus? Kommentar 1. Mai (27762) / Tag der Befreiung: German Gedenken (27716) / Handfest und effektiv: Bossnapping (27750) /
Kriminalisierung von Nato-Gegnern in Straßburg (27747)
Audio
30:00 min, 17 MB, mp3
mp3, 80 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.05.2009 / 15:44

Dateizugriffe: 545

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 05.05.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript

Einen guten Tag hier bei zip-fm, schöne dass ihr dabei seid – die Sendung heute kommt von Radio Dreyeckland aus Freiburg, auf folgende Themen blicken wir heute:
Auf den 1. Mai – nicht auf höfliche DGB-Reden, auch nicht auf Riots in Berlin oder Ulm, sondern auf die Inhalte – unser Kommentator blickt ganz optimistisch in die Zukunft
Dann ein Blick nach vorn, auf den 8. Mai – im Grunde sollte der doch in aller Welt ein Feiertag sein. In Frankreich ist er's, in der BRD nicht. „German Gedenken“ - zur Erinnerungskultur auf das Ende des zweiten Weltkriegs.
Bossnapping – ein cooler Titel für eine ganz einfache Angelegenheit. Chefs, die schlechte Entscheidungen fällen wollen (also etwa ihre Angestellten rausschmeißen) werden von denen zu unbefristeten Gesprächsrunden verpflichtet.
Und zum Schluss nochmal ein Blick nach Westen über den Rhein: Nato-GegnerInnen wurden in Strassbourg über 15-minütige Schnellgerichte für ein halbes Jahr inhaftiert, ein Vorgang, der jeglichen rechtsstaatlichen Grundsätzen Hohn spricht. Andere haben dieser Tage ihre Prozesse – wegen zum Teil hahnebüchener Vorwürfe.

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Wie an vielen anderen Orten gingen auch in Nürnberg 1000e am 1. Mai auf die Straße. Auch dort gab es parallel zur DGB-Langeweile eine "revolutionäre Demo". Was für manche vielleicht blumig klingt - aber nicht mehr oder weniger heißen soll, als dass man sich dort eben nicht mit der Reparatur des Bestehenden begnügen will sondern sich die Freiheit nimmt, wirklich mal nach vorn zu denken.
Hinter entsprechende Forderungen nach – nicht nur - Enteignung sondern auch Vergesellschaftung von Eigentum hatte sich ein vielgesichtiges Bündnis gestellt: Autonome und KommunistInnen, Schüler und Studentinnen, FeministInnen oder auch der aus der Weimarer Arbeiterbewegung stammende Motorradclub Kuhle Wampe.
In der Lokalpresse am nächsten Morgen dann das gewohnte Bild: Lob für die "besonnenen" Gewerkschafter, Schelte für die "Chaoten". Nur ein klein wenig Besorgnis war aus den Artikeln herauszulesen: Könnten die Linksradikalen bei den "normalen Bürgern" mit ihren Parolen am End' Gehör finden? Ein Kommentar von Radio Z aus Nürnberg.

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In der kommenden Woche jährt sich das Datum, an dem Deutschland durch eine bedingungslose Kapitulation den Zweiten Weltkrieg beenden musste. Mehrere antifaschistische Initiativen erinnern und feiern in dieser Woche den Sieg der Alliierten. Neben Demonstrationen - etwa in Leipzig - soll es aber auch inhaltlich zugehen. In Halle wird etwa Jan Singer zur neuen deutschen Erinnerungskultur sprechen. Jan Singer ist Mitglied der Gruppe „aka Göttingen“, mit ihm sprach Radio Corax aus Halle über „Deutsches Gedenken“.

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„Was tun wenn mich meine Beschäftigten in der Firma festsetzen?“ Seminare zu dieser Frage gibt's mittlerweile in Frankreich. Seminare, die Chefs großer Betriebe auf genau solche Situationen vorbereiten. Kein Wunder. Denn: In den letzten Wochen haben immer wieder wütende ArbeiterInnen ihre Manager nicht mehr nach Hause gehen lassen, sie in ihrem Büro festgesetzt. Etwa, um gegen Massenentlassungen, Firmenschließungen oder drohenden sozialem Abstieg vorzugehen. „Bossnapping“ ist der plakative Begriff für dieses drastische aber – wie zu sehen ist - auch effektive Mittel in Zeiten der Wirtschaftskrise. Ein Mittel, das nach Umfragen bei gut der Hälfte der Bevölkerung in Frankreich auf Sympathie und Verständnis stößt.
Radio Z in Nürnberg hat mit dem Juristen und Publizisten Bernard Schmid aus Paris über solch radikale Aktionen in den Betrieben gesprochen.

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Am ersten Aprilwochenende fand in Strasbourg der Natogipfel statt. 60ster Geburtstag und Wiedereintritt Frankreichs in dieses Militärbündnis sollte gefeiert werden. Begleitet wurde der Gipfel von zahlreichen Protesten und Demonstrationen. Das Bild in den Medien kennen wir: Freundliches Händeschütteln bei den Kriegern, Feuer und Flamme bei den Anti-Kriegs-Protesten. Wer vor Ort war weiß allerdings aus eigenem Erleben: Die Abläufe des Gipfels konnten – etwa mit gewaltfreien Aktionen oder Zivilem Ungehorsam – tatsächlich behindert werden, auf wessen Konto hingegen ein brennendes Hotel geht ist mehr als fraglich, genau hiervon gibt es nämlich kaum belastbare Bilder oder glaubwürdige Zeugen.
Dennoch wurden bereits direkt am Montag nach dem Nato-Gipfel 10 Personen vor dem Strasbourger Landgericht in undemokratischen, sogenannten „Schnellverfahren“ ohne jegliche Beweisaufnahme zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.
Radio Unerhört aus Marburg sprach mit einer Aktivistin, die sich der Verurteilten annimmt.

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Das wars für heute, zip-fm bedankt sich für euer Interesse, tschüss!