Heinz-Jürgen Voß - Die Zwei­ge­schlecht­li­che Norm und ihr bio­lo­gisch-me­di­zi­ni­sches Fun­da­ment (Vortrag)

ID 30676
 
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Im Rahmen der Vortragsreihe "Wann hört Macht auf? Hier fängt Macht an. Lass uns nicht von Sex reden." sprach Heinz-Jürgen "Heinzi" Voß am 10. November 2009 im Café Wagner in Jena zum Thema:
"Die Zwei­ge­schlecht­li­che Norm und ihr bio­lo­gisch-me­di­zi­ni­sches Fun­da­ment"
Audio
01:20:12 h, 18 MB, mp3
mp3, 32 kbit/s, Mono (22050 kHz)
Upload vom 13.11.2009 / 11:10

Dateizugriffe: 1530

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Frauen/Lesben, Schwul, Kultur, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: marie
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 13.11.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Info: Während des Vortrag werden gegen Ende vereinzelt Nachfragen gestellt, diese sind sehr leise, aber bei feinem Gehör verständlich :-)

„Ge­schlecht“ macht nach wie vor zahl­rei­che Men­schen be­trof­fen von Dis­kri­mi­nie­rung und Ge­walt. Vie­len ist be­wusst, dass noch immer das Ge­schlecht dar­über ent­schei­det, ob man in pres­ti­ge­träch­ti­ge Po­si­tio­nen auf­stei­gen kann oder nicht. So liegt der An­teil von Frau­en in den am bes­ten do­tier­ten Po­si­tio­nen in Wirt­schaft, Po­li­tik, Wis­sen­schaft unter 10 Pro­zent, der An­teil der Män­ner bei über 90 Pro­zent.

We­ni­ger be­kannt ist, dass in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land Men­schen noch immer, ohne ihre ei­ge­ne Ein­wil­li­gung, me­di­zi­nisch einem von zwei Ge­schlech­tern zu­ge­wie­sen wer­den. Me­di­zi­ner_in­nen und El­tern ent­schei­den, wel­che Be­hand­lun­gen „sinn­voll“ sind, wel­ches Ge­schlecht das „beste“ ist; ope­ra­ti­ve und hor­mo­nel­le Be­hand­lun­gen fin­den auf die­ser Ent­schei­dungs­grund­la­ge statt, ohne dass eine le­bens­be­droh­li­che Si­tua­ti­on vor­ge­le­gen hätte. Mit den ei­gent­li­chen Pa­ti­en­t_in­nen wird oft nicht ein­mal in spä­te­ren Jah­ren über die Grün­de sol­cher „me­di­zi­ni­schen Be­hand­lun­gen“ – die oft als trau­ma­ti­sie­rend und ge­walt­voll be­schrie­ben wer­den – ge­spro­chen.

Der ge­schlecht­li­chen Ord­nung, Dis­kri­mi­nie­run­gen und Ge­walt in die­ser, wird oft ein Fun­da­ment aus bio­lo­gi­schen und me­di­zi­ni­schen Theo­ri­en zu Grun­de ge­legt. Es sei doch so, dass es „na­tür­lich“ – vor­ge­ge­ben und un­ab­än­der­lich – zwei Ge­schlech­ter gebe. Dass es nicht so ist, son­dern dass es sich auch bei bio­lo­gi­schen und me­di­zi­ni­schen Ge­schlech­ter­kon­zep­ten um Theo­ri­en han­delt, macht Heinz-Jür­gen Voß bei die­ser Ver­an­stal­tung deut­lich. Voß zeich­net nach, wie his­to­risch un­ter­schied­lich auf „das Ge­schlecht“ – „weib­lich“ oder „männ­lich“ – er­kannt wurde. Ak­tu­ell zeigt sich die Bio­lo­gie mit der­ma­ßen vie­len „bio­lo­gi­schen Fak­to­ren“ kon­fron­tiert, die als be­deut­sam bei der Ent­wick­lung der Ge­ni­ta­li­en be­trach­tet wer­den, dass es ihr nicht mehr ge­lingt, diese in ein Zwei­ge­schlech­ter­mo­dell zu pres­sen. Hier liegt Po­ten­zi­al, bio­lo­gi­sche Theo­ri­en grund­le­gend zu über­den­ken. Voß macht hier­für Vor­schlä­ge und macht klar: Auch theo­re­ti­sche Be­schrei­bun­gen und ihre For­mu­lie­rung ver­meint­li­cher Si­cher­heit, dass Bio­lo­gie und Me­di­zin das „wahre Ge­schlecht“ er­ken­nen könn­ten, tra­gen Mit­ver­ant­wor­tung dafür, dass noch immer in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land men­schen­rechts­ver­letz­ten­de ge­schlechts­zu­wei­sen­de Ope­ra­tio­nen statt­fin­den kön­nen.

Heinz-Jür­gen Voß ist viel un­ter­wegs und hat viel zu sagen. Neben der Mit­ar­beit in di­ver­sen an­ti­fa­schis­ti­schen, gen­der-kri­ti­schen, queer Grup­pen und Pro­jek­ten, schloß er ein Bio­lo­gie-Stu­di­um mit Di­plom ab und pro­mo­vier­te in die­sem Jahr zu „Ge­schlech­ter­de­kon­struk­ti­on aus bio­lo­gisch-me­di­zi­ni­scher Per­spek­ti­ve“.

Informationen zur Vortragsreihe auf: www.koerpermacht.blogsport.de

Kommentare
29.03.2010 / 15:06 RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg
gekürzt gesendet
O-Ton Playback vom 2. April 2010