Reproduktionstechnologien auf Kosten von Frauen *für zip-fm*

ID 3171
 
Das Thema "Klonen" wird uns wohl noch eine Weile beschäftigen, Ethik-Kommissionen befassen sich damit, Behindertenverbände, aber auch hochoffiziell Regierungen und natürlich: der ganze Wissenschafts-Apparat. Vergangene Woche nun verabschiedete der Pariser Senat eine Gesetzesvorlage der rechts-bürgerlichen Regierung, die das Klonen von Menschen als "Verbrechen gegen die Menschheit" mit 20 Jahren Haft bestraft. Auch in den USA, auch hier in der BRD wird über gesetzliche Regelungen nachgedacht. Vor diesem Hintergrund sprach Radio Dreyeckland mit Sigrid Graumann. Sie arbeitet im Berliner Institut für Mensch, Ethik und Wissenschaft und war Mitglieder der Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen. Medizin deutschen Bundestag.
Audio
07:11 min, 2524 kB, mp3
mp3, 48 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 07.02.2003 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Frauen/Lesben
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 07.02.2003
keine Linzenz
Skript
Jesus bekam Konkurrenz. Dieses Jahr. An Weihnachten. Nicht nur das Baby von Nazareth, dessen Geburt ja so irgendwie bis heute zumindest Diskussionen nach sich zieht war Thema. Ein weiteres Baby mit - sagen wir - unkonventionellem Stammbaum erblickte das Licht der Welt, das Kind heißt Eva. Gedanken an Zeiten paradiesischer Unsterblichkeit legt nicht nur der Name nahe, sondern auch die Firma Clonaid. Diese beanspruchte, die Fabrikation eines Embryos nach höchstem Stand wissenschaftlicher Klontechnik zu Wege gebracht zu haben.
Kurz später: die nächste Nachricht zum Thema. Eine lesbische Niederländerin soll an unbekanntem Ort ein weiteres geklontes Kind geboren haben. Weitere Geburten sollen in den USA und in Asien folgen, wahrscheinlich in Korea. Dort hatte Clonaid eine Tochtergesellschaft namens BioFusionTech Inc. gegründet.
Nun beschleicht uns irgendwie ein ungutes Gefühl bei dem ganzen Thema. Man stellt sich die Frage nach "Identität", macht sich Gedanken, was das eigentlich ist, dieses "Ich". Könnte allerdings auch ganz locker sagen, "Ich" ist die Seele, der Rest hauptsächlich Eiweiß, was soll's also. Aber dann werden Gedanken wach an Fantasy-Filme und den ganzen Ärger, den die geklonten Menschen dort machten. Und hatten. Womit wir schon fast wieder angekommen wären, im hier und jetzt, einer Welt voller wissenschaftlichem Ehrgeiz, ungebrochener Verwertungslogik und nur ganz am Rande der Frage nach Sinn oder auch Ethik.
Wie schön also, dass es nun auch eine regierungsoffiziellen Rat für ethische Fragen gibt. In diesem hochrangig besetzten Gremium wird diskutiert, wie das nun zukünftig laufen soll mit dem Klonen von Menschen. Aber auch - weniger spektakulär - mit den dazugehörigen diagnostischen Maßnahmen. Die sind mittlerweile zum fast alltäglichen Handwerkszeug der Wissenschaft geworden, dadurch aber nicht weniger problematisch. Mit zwei diagnostischen Verfahren soll möglichst frühzeitig festgestellt werden, welcher Embryo sich in einem konkreten Fall wohl entwickeln würde. Salopp gesagt wirft die "pid", der Prä-Implantatios-Diagnostik einen Blick ins Reagenzgas, die "pnd", die Prä-Natal-Diagnostik, einen Blick in die Gebärmutter der Frau. Das letzendliche Ziel in beiden Fällen: Die Geburt eines - vielleicht etwas überzogen gesagt - perfekten Kindes. Sigrid Graumann vom Berliner Institut für Mensch, Ethik und Wissenschaft:

O-Ton 2:06 Wenn es sich durchsetzt... - zu sein. 2:58

Bei den diagnostischen Maßnahmen steht im Vordergrund, die Entstehung von Leben möglichst genau zu kontrollieren, egal ob im Bett oder im Reagenzglas gezeugt. Beim Klonen nun soll neues Leben künstlich geschaffen werden, nach identischem Abbild eines Originals sozusagen. Als Ziel wird uns hier genannt: der medizinische Fortschritt, ganz konkret unter anderem das Anlegen eines Ersatzteillagers, also die Züchtung von Organen. Was ethisch höchst merkwürdig daherkommt hat für die Frauen, die ihre Eizellen spenden schon heute ganz konkrete Auswirkungen:

O-Ton 10:40 Die Angaben... bis ...verhelfen 12.57

Im September wird sich die Vollversammlung der Vereinten Nationen mit der Forderung nach einer Konvention zum weltweiten Verbot des Klonens befassen. Zwar gibt es zahlreiche Regierungen, die sich gegen Reglementierungen der Klon-Technik einsetzen, etwa die Regierungen von Britannien, Chile oder Israel. Aber: es ließe sich - vergleichbar den UN-Kinder- oder auch Anti-Folter-Konventionen - über eine solche Konvention Druck ausüben, und: die Chancen für die Verabschiedung einer solchen Konvention stehen nicht so schlecht - meint (nochmal) die Feministin Sigrid Graumann vom Berliner Institut für Mensch, Ethik und Wissenschaft.

O-Ton 15:03 Ich seh...bis ... zu schützen 16:00.