Strafvollzug in Hessen

ID 32319
 
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Vortrag von Dr. Natalie Krieger zu den Vorstellungen der Partei Die Linke zur Verabschiedung eines Hessischen Strafvollzugsgesetzes. Natalie Krieger ist Rechtsreferentin der Landtagsfraktion der Linken in Hessen. Ihren Vortrag hielt sie am 11. Februar 2010 in Darmstadt.

Der Vortrag ist sendefertig geschnitten und wurde am 22. Februar 2010 bei Radio Darmstadt gesendet.
Audio
40:05 min, 37 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 23.02.2010 / 03:03

Dateizugriffe: 633

Klassifizierung

Beitragsart: Rohmaterial
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Jugend, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Walter Kuhl
Kontakt: info4(at)waltpolitik.de
Radio: dissent, Darmstadt im www
Produktionsdatum: 22.02.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Der Vortrag war Teil der Sendung "Phantomverbrechen" am 22. Februar 2010.

Aus der Anmoderation (nicht Teil des Beitrags):

"Die Rebellion vor vierzig und ein paar mehr Jahren war nicht einfach eine Jugendsünde, sondern der Vorbote einer Kulturrevolution, die sich nicht, wie die Rebellion der 68er, kommerziell vermarkten läßt. Die kapitalistische Gesellschaft auf den Punkt gebracht heißt, sich immer bewußt zu sein, daß diese Gesellschaft nicht allein durch den stummen Zwang des Marktes zusammengehalten wird, sondern der außerordentlichen Gewalt des Staates und seiner Ideologieproduzenten und Repressionsorgane bedarf.

Menschen fügen sich auch zehntausend Jahre nach dem ersten zaghaften Beginn der Etablierung von Hierarchien, sozialer Schichtung und später auch Klassengesellschaften diesem Zwang nicht freiwillig. Sie müssen in Elternhäusern, Schulen, Armeen, Arbeitshäusern und Gefängnissen lernen, wie sie sich einzufügen haben, damit diese Gesellschaft profitabel zugunsten und im Interesse Weniger funktioniert, auch wenn wir hier in einem wahrlich reichen Land den einen oder anderen Brotkrumen abbekommen, was mehr ist, als Dreiviertel der Menschheit erwarten dürfen. Wer die hierzu benötigten Werte und Normen nicht verinnerlicht, wird kriminell genannt, wer dabei erwischt wird, sie eigennützig oder widerständig zu verletzen, landet im Knast. Nicht jede und nicht jeder. Die Schreibtischtäter und Menschenjäger bleiben unbehelligt, weil: sie spielen das richtige Spiel.

(bezieht sich auf den vorab gespielten Song "Menschenjäger" von Ton Steine Scherben)

In meiner heutigen Sendung werde ich Natalie Krieger zu Wort kommen lassen. Natalie Krieger ist die Rechtsreferentin der Landtagsfraktion der Partei Die Linke, und als solche hat sie die Position dieser Fraktion zum neuen hessischen Strafvollzugsgesetz mit erarbeitet. Im Gegensatz zu den Scherben, deren Radikalität zu Beginn der 70er Jahre ein Lebensgefühl wiedergab, bewegt sich die Landtagsfraktion der Linken auf reformistischem Terrain. Selbst dann, wenn Knäste als Repressionsinstanz in Frage gestellt werden, so wird das Strafen an sich als menschliches Bedürfnis nicht problematisiert.

Es ist erschreckend, wie wenig die Linke fast 50 Jahre nach den zaghaften Anfängen einer Kulturrevolution noch hiervon mitgenommen hat. Das Leben im Falschen scheint eine Ideologie hervorzubringen, die das Falsche in die eigene Nische hinüberrettet. Ich halte das Bedürfnis nach Strafe, Rache und Vergeltung für keine anthropologische Konstante, sondern von Menschenhand gemacht. Solange wir uns gegenseitig abzustrafen versuchen, können die Reichen und Mächtigen ruhig weiter schlafen. Strafen ist etwas für nicht emanzipierte Menschen ohne inneren Halt.

Dennoch ist die Position der Linken zur verschärften Sicherheitsgesetzgebung der brutalstmöglichen Koalition nicht irrelevant. Hören wir deshalb Natalie Krieger, die am 11. Februar im Linkstreff Georg Fröba über Strafvollzug und Knäste gesprochen hat. Am Mikrofon ist für die Redaktion Alltag und Geschichte Walter Kuhl von der Dissent – Medienwerkstatt Darmstadt."