zip-Serie zu Sozialabbau: Welche Rolle spielt die Börse?

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Anmod (Jingle frn 5032 davor!)

Eine weitere Ausgabe unserer Beitragsreihe zum Sozialabbau. Und wieder die Frage: Wo steckt eigentlich das ganze Geld? Wobei schon in dieser Frage die Behauptung steckt: Es mangelt nicht am Geld (schließlich kanns ja irgendwie nicht weniger geworden sein), sondern scheint vielleicht in den falschen Taschen zu stecken? Wie kommt es schließlich, dass allenthalben Schulen ihre Dächer nichtmehr flicken können, Kommunen ihre Ampeln abschalten müssen weil ihnen das Geld für den Strom ausgeht, dass private Haushalte genauso wie kleine Firmen immer häufiger Konkurs anmelden müssen. Erlauben wir uns also einen Blick dorthin, wo tagtäglich mehr Geld umgesetzt wird als irgendwo sonst, an der Börse.
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Upload vom 06.10.2003 / 10:12

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 06.10.2003
keine Linzenz
Skript
Klar, ansich eine pfiffige Idee, das mit den Aktien: jemand hat irgendeinen Laden, braucht Geld, überzeugt andere davon, dass seine Idee nicht nur ihm gefällt - und leiht sich Geld. Nur scheint sich da so einiges von der ursprünglichen Idee entfernt zu haben, kaum ein gesellschaftlicher Bereich der so unkontrolliert verläuft wie der der Finanzmärkte. Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg.

O-Ton WOEK 0:00 bis 0:30 Spielregeln bei den Finanzmärkten (30 sec.)

Derzeit nun ist die Tendenz -immernoch - Liberalisierung. In der BRD knüpft sogar der Kanzler sein politisches Überleben daran, dass seine sozialdemokratische Partei diesen Kurs mitträgt. Man könnte ihnen nennen: "Neoliberalismus - zweiter Akt". Den ersten Akt seinerzeit gab - zumindest in Europa - Margret Thatcher. Mittlerweile nun könnte man meinen es sei eindeutig, dass auch hier in den Industrienationen offenkundig ist, wohin "Neoliberalismus" führt. Die Folgen spüren derzeit nicht nur Arbeitslose, die Parole "Gürtel enger schnallen" wird auch Mitgliedern der mittleren Einkommensklassen zugemutet. Und trotzdem: von Rückzug keine Spur, ganz im Gegenteil: derzeit läuft "Neoliberalismus zweiter Akt", Untertitel: "Wir sind noch nicht weit genug gegangen". Noch immer behindern angeblich Sozialgesetze das Aufblühen der Wirtschaft.

Blicken wir also in die USA, dorthin, wohin die Finger der neoliberalen Protagonisten immer zeigen. Niedrigste Arbeitslosigkeit dort und eine munter werkelnde Ökonomie? Kritische Geister weisen hin auf die zahllosen, unverschämt schlecht bezahlten Billigjobs in den USA, und - so der Journalist Jürgen Elsässer - auf eine Wirtschaft, die zu wesentlichen Teilen auf Pump läuft. Die USA ist - weltweit - die Volkswirtschaft mit der höchsten Verschuldung. Nicht pro Kopf, sondern - schon seriös gerechnet - im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung. Eine solch hohe Verschuldung lässt eine Ökonomie natürlich instabil werden:

O-Ton Elsässer USA ("Clinton-Wunder") keine Alo durch fiktives Geld in USA ca. 1 min

Nun könnte man Jürgen Elsässer ja antworten: Was solls, ob Pump oder nicht, klar kann ein Unternehmen mal den Bach runter gehen, Hauptsache ist doch aber, die Leut sind glücklich, haben zu Essen und zu trinken und schaffen sich nicht krumm und bucklig. Nur: Finanz- und Wirtschaftskrisen schlagen eben einerseits auf die konkreten Lebensbedingungen durch, und: Die Geschäfte, die an den Börsen gemacht werden, werden in immer stärkerem Maße abstrakt, Kapital-Transaktion haben immer weniger zu tun mit realen Güterströmen. In diesem Zusammenhang ins Gerede gekommen sind die Finanzderivate, aber auch Options-Scheine, salopp gesagt wird hier mit der Wahrscheinlichkeit gehandelt, dass eine bestimmte Aktie steigen oder fallen wird. Nochmal Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie.

O-Ton WOEK Finanzkrisen durch Derivatehandel ca. 30 sec.

Dass sich der Finanzhandel in der bekannten Form entwickelt hat liegt sicherlich an den globalen Strukturen, durch die er sich auszeichnet, an der Beschleunigung der Abläufe durch die Computervernetzung aber auch daran, dass die politischen Entscheidungträger den Finanzmärkten freie Hand lassen in einem Maße, wie es sonst in der Wirtschaft kaum der Fall ist. Eine ganz bescheidene Veränderung schlägt Sarah Wagenknecht vor von der kommunistischen Plattform innerhalb der PDS.

O-Ton Sarah Wagenknecht zu Wertschöpfungs-Abgabe 33:10 / 33:22 - 34:00 ca. 0:45

Nun lässt sich über einzelne Instrumente der Wirtschafts-Steuerung natürlich trefflich streiten, auch darüber, ob es nun Aufgabe - sagen wir - einer radikalen Linken ist, Vorschläge zum sozialen oder ökologischen Umbau des kapitalistisch organisierten Wirtschaftens ist. Nur: so völlig alternativlos steht der "freie Markt" und seine "sogenannte Befreiung von sozialstaatlichen Fesseln" nun doch nicht da. Wertschöpfungsabgabe oder Tobin-Steuer sind dabei sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber: sie weisen mit Sicherheit in die richtige Richtung. Nämlich: dringend benötigtes Geld dort zu holen, wo es reichlich vorhanden ist.

O-Ton Ballade vom Anleger (frn 2349)