Bei der Präsidentschaftswahl in Uruguay hat der Kandidat der »Frente Amplio« Tabaré Vázquez auf Anhieb die absolute Mehrheit erhalten. Damit wird ab März kommenden Jahres zum ersten Mal in der Geschichte ein linksorientierter Präsident das südamerikanische Land regieren. Vazquez gewann die Wahl am Sonntag mit 50,18 Prozent. Dies teilte die Wahlkommission nach Auszählung von mehr als 96 Prozent der Stimmen mit. Der Kandidat der liberalen Blanco-Partei, Jorge Larranaga, landete mit knapp 35 Prozent auf Platz zwei.
Der neue Präsident steht vor schwierigen Aufgaben. Zwar zählt Uruguay in Lateinamerika noch immer zu den Ländern mit eher ausgeglichener Einkommensverteilung und relativ geringer Korruption. Eine fünfjährige Rezession und die Finanzkrise von 2002 haben jedoch fast ein Drittel der Bevölkerung in Armut gestürzt. Ihnen hat Vazquez ein Soforthilfeprogramm versprochen mit medizinischer Grundversorgung, Nahrungsmittelhilfe und Bildungsprogrammen.
Mit dem Sieg der in der Tat breit angelegten „Frente Amplio“ konsolidiert sich die Achse der linken Regierungen in Lateinamerika, die von Kuba über Venezuela bis nach Chile, Argentinien, Brasilien und nun Uruguay reicht. Gemeinsam ist diesen Regierungen eine kritische Haltung gegenüber der Freihandelspolitik der USA, Vazquez will sich um den Ausbau des Gemeinsamen Südamerikanischen Marktes, „Mercosur“ kümmern, auch mit dem Ziel einer stärkeren politischen Integration.
Das Bündnis „Frente Amplio“ war vor 33 Jahren als Bündnis linker Parteien von dem kürzlich verstorbenen General Liber Seregni gegründet worden. Mit dabei – schon damals – war Gerardo Berriel, mit ihm sprachen wir über das Wahlergebnis vom vergangenen Sonntag.