AKW-Neubauten: Bulgarien will dt.-franz. EPR

ID 8085
 
Anmod

Während sich hierzulande geradezu entspannte „Atomausstiegs-Stimmung“ breitmacht gehen andernorts oder vielleicht eher: „hinter den Kulissen“ die Uhren anders. Neue AKW's sind geplant, neue AKW-Konzepte liegen in den Schubladen und mittlerweile sind es drei Staaten, die Neubauten mit deutscher Atomtechnik planen: Nun hat Bulgarien Interesse an der Siemens-Technik angemeldet.
Audio
04:31 min, 3171 kB, mp3
mp3, 96 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 03.11.2004 / 10:22

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 03.11.2004
keine Linzenz
Skript

Atomkraftwerke mit Siemens-Technik, das klingt in Sofia offensichtlich nach „solider Sicherheit“. Die Bulgarische Regierung weiß möglicherweise nichts von den Problemen, die Siemens beim Bau von Mobiltelefonen und auch Straßenbahnen hat, möglicherweise sinds aber auch andere Beweggründe die zur Entscheidung beigetragen haben. Jedenfalls:
Das deutsch-französische AKW-Konsortium „Framatome“ erhält möglicherweise bald einen Milliardenauftrag, die bulgarische Regierung will einen neuen Reaktor wie es heißt „mit europäischer, aber definitiv nicht mit russischer Technik bauen“. Diese Entscheidung wird aller Wahrscheinlichkeit dann zu Gunsten des neuen EPR fallen, dem „Europäischen Druckwasserreaktor“, der größer, angeblich aber auch sicherer sein soll als bisherige AKW's. Axel Mayer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz südlicher Oberrhein:

O-Ton 1: Axel Meyer

Die Entscheidung der bulgarischen Regierung bedeutet eine Kehrtwende in der Energiepolitik. Bislang wurde dort stets auf russische Atomtechnik gesetzt sowie tschechische vom Skoda-Konzern. Dass nun westeuropäische Technik zum Einsatz kommen soll hat möglicherweise damit zu tun, dass die bulgarische Regierung guten Willen demonstrieren Will im Vorfeld eines EU-Beitritts. Auf Betreiben der EU müssen die dortigen Reaktoren Kosloduj abgeschaltet werden, in ihnen läuft die Technik, die in Tschernobyl zum Einsatz kam. Zur Technik, die im EPR verbaut werden soll nochmal Axel Mayer:


O-Ton 2: Axel Meyer (Was bedeutet das technisch...)


Wie sicher auch immer: Die bulgarische Regierung wird mit dem europäischen Druckwasserreaktor EPR erheblich mehr Energie produzieren, als derzeit überhaupt benötigt wird. Ziel ist möglicherweise, Strom gewinnbringend nach Westeuropa zu exportieren. Seit drei Wochen steht hierfür eine Strom-Fernleitung durch Bosnien-Herzegowina zur Verfügung. Sollten die bulgarischen Pläne zum AKW-Neubau in Belene an der Donau Wirklichkeit werden, würde damit ein dritter Neubaustandort für den EPR in die Diskussion kommen. Die *französische* Anti-AKW-Bewegung guckt in diesem Zusammenhang gebannt Richung Ärmelkanal – sagt Jean Paul Lacote von der Umweltorganisation Alsace Nature:

O-Ton 3: Jean-Paul

Und schließlich Finnland: Dort ist im Westen des Landes, in Olkiluoto der Bau des ersten EPR geplant. Mit den Neubauten wird die Doppelzüngigkeit der deutschen sogenannten „Atomausstiegspolitik“ offensichtlich: Am EPR ist der Siemenskonzern mit einem Drittel beteiligt, staatlich gefördert mit günstigen Krediten durch die Bayerische Landesbank, die konkret den Bau des ersten "Europäischen Druckwasserreaktors" in Finnland unterstützt.