zip-fm 16. November 2004

ID 8188
 
1. Castor: Einzelheiten zum Tod von Bichon, 2. Al Quds-Tag: Demo mit 800 TN, 3. Hartz V-VII: Satire, 4. Transitwellen: Kunstprojekt in München
Audio
30:14 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.11.2004 / 11:18

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Magazin
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Serie: zip-fm - Gesamtsendung
Entstehung

AutorInnen: ak/rdl
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 16.11.2004
keine Linzenz
Skript
Hallo und herzlich willkommen bei zip-fm. Heute zusammengestellt von Radio Dreyeckland in Freiburg. Unsere Themen heute:
- Sebastien Briat starb vor einer guten Woche bei dem Versuch, den Castor-Transport zum Stoppen zu bringen. Was ganz genau geschah ist immernoch unklar, etwas mehr Licht ins Dunkel bringt jetzt ein Schreiben der Gruppe, mit der er zusammengearbeitet hatte.
- Am vergangenen Samstag demonstrierten wieder islamistische Gruppen aus Anlaß des Al Quds-Tages, zahlreiche Gruppen kritisieren die Aktivitäten wegen ihrer antisemitischen Züge.
- Hartz vier ist in aller Munde, hier bei zip-fm hört ihr bereits heute, wie es Menschen geht, die von Hartz fünf bis sieben geknebelt werden. Und schließlich:
- Transitwellen – das ist ein Kunstprojekt, das in München per UKW Autofahrerinnen und -fahrer mit dem Thema Migration und Mobilität konfrontiert.

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(1)

Am 7. November 2004 starb Sebastien Briat, als ihn die Lokomotive des Atommüllzugs nach Gorleben erfasste. Er gehörte zu einer Gruppe von Atomkraftgegnern, die die Gleise im französischen Igney-Avricourt in der Nähe von Nancy besetzt hatten. Mittlerweile gibt es gleichlautende Aussagen von Seiten der Staatsanwaltschaft wie auch von französischen Anti-Atom-Gruppen, die besagen, dass Sebastien Briat zum Zeitpunkt des Unfalls nicht an den Gleisen angekettet war. Vermutlich war es der Luftzug des 100 Stundenkilometer schnellen Atommüllzuges, der den Aktivist unter den Zug gezogen hat.

Am vergangenen Wochenende nun meldete sich die Blockadegruppe mit einem Kommunique zu dem Unfallhergang zu Wort, das wir nun in Auszügen vorstellen wollen:

AW-Server, sebastien.wav

So weit Auszüge aus einem Kommunique einer Gruppe französischer Atomkraftgegner und -gegnerinnen. Die Gruppe schreibt von einer "Verkettung von Umständen"; trotzdem fällt die Vorstellung schwer, dass sich die erfahrenen Aktivisten nicht in Sicherheit bringen konnten. Eine zentrale Rolle spielt natürlich, dass Castorzüge üblicherweise aus der Luft gesichert werden, ein Hubschrauber fliegt entlang der Gleise und warnt den Lokführer, wenn es erforderlich scheint. Dieser Hubschrauber war aber - so heißt es - zum Zeitpunkt des Unfalls "tanken". Allerdings fuhren parallel zum Zug auch Polizeimotorräder, die die BlockiererInnen hätten melden müssen. Hierzu fragten wir unseren Korrespondenten Ralf Streck, der sich in Frankreich genauer mit den Umständen des Unfalls auseinandersetzt.

ralf_mix.wav

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(2) - 8175

Der letzte Freitag im Fastenmonat Ramadan des Islam ist seit 1979 ein erklärter Tag für das heilige Jerusalem. Er wurde von Ayatollah Khomeini im gleichen Jahr eingeführt, als dieser im Iran die Islamische Republik ausrief. Seit dem kommt es am Al-Quds-Tag, also Jerusalem-Tag, weltweit zu Demonstrationen, die sich gegen Israel und für ein so genanntes "befreites" Jerusalem aussprechen. Auch in Berlin gab es am vergangenen Samstag mit rund 800 TeilnehmerInnen zum zehnten Mal eine solche islamistische Demonstration. Radio Corax aus Halle interviewte Claudia Dantschke. Dantschke arbeitet für den deutsch-türkischen Fernsehsender AYPA-TV und ist beim Zentrum für demokratische Kultur Berlin wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Themen Islamismus und Antisemitismus. Corax fragte sie, was Khomeini mit der Ausrufung des Al-Quds-Tages verband.

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(3) - 8180

Am 6. November demonstrierten in Nürnberg 10.000 Menschen gegen Hartz IV. Das war eindrucksvoll, wird aber an der Einführung des Gesetzespaketes nicht mehr viel ändern können. Das meinten zumindest viele Passanten am Rande der Demo. Wohin der Reformeifer aber noch führen könnte, hört ihr in folgender Satire:

Abmod:

Um die Bevölkerung langsam und behutsam auf die Ansprüche der globalen Wirtschaft einzustimmen, hat die ARD jetzt eine neue Realityshow gestartet. Darin werden Zustände des Hochkapitalismus während der industriellen Revolution romantisiert und die damaligen Arbeitsbedingungen wieder salonfähig gemacht. Das Motto des beginnenden Jahrhunderts lautet demnach: wieso nur 40 Stunden pro Woche arbeiten, wenn ein Mensch auch 100 Stunden arbeiten kann? Soviel Satire zu diesem Thema. Die Realityshow ist übrigens real und wird von Dienstag bis Freitag um 18:50 gezeigt.

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(4) - 8186

"Mobilität ist unser Ziel", meint das Kunstprojekt transitwellen.net. Mit extra installierten Radiosendern schicken sie Informationen rund um das Thema Mobilität über den Äther. Es geht um Bewegungsfreiheit und Migration, um den öffentlichen und den elektronischen Raum oder besser: um die Restriktionen und Zugangsbeschränkungen, um Ausgrenzung.
Freie Fahrt für freie Bürger, ein viel strapazierter Slogan, bei dem sich schier der Magen umdreht. Doch ausgerechnet die AutofahrerInnen in München kriegen seit zwei Wochen ganz andere Aspekte von Mobilit in die Ohren geflüstert.
Ein ungewöhnliches Kunstprojekt sendet dort in einem Tunnel. Übers Autoradio sind dort ihre Informationen zu empfangen zu Orten und Nichtorten der Mobilität, zum symbolischen Gehalt des öffentlichen Raumes, zu Wegen, Wagnissen und Passagen.

ABMOD:
transitwellen.net will ausdrücklich „Kunst in den öffentlichen Raum bringen“. Doch es ist nicht das einzige derartige Projekt in München, es ist Teil des Projektes "Ortstermine 2004 - Freie Kunst im öffentlichen Raum". Die transitwellen findet ihr natürlich auch im Internet, unter www.transitwellen.net.

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Das wars für heute, morgen gibts wieder zip, morgen dann aus Berlin.