Collegium Gentium Marburg: Selbstverwaltetes Studiwohnheim vor dem aus?

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Das Studium wird immer weiter der Verwertbarkeit unterworfen. Seien es nun Studiengebühren oder die wirtschaftliche Verwertbarkeit von Studienfächern. Die wirtschaftliche Verwertbarkeit führt auch immer wieder zur Schließung von sogenannten „unrentablen“ Studienfächern. Durch ein sehr rentables Sudienfach ist nun in Marburg ein selbstverwaltetes Studiwohnheim von der Schließung bedroht. Pikant ist, daß gerade dieses Studiwohnheim von den Allieierten nach dem zweiten Weltkrieg als antifaschistisches Gegengewicht zu den in Marburg starken rechtslastigen Studentenverbindungen gegründet worden ist.
Ein Beitrag zu den Hintergründen von Radio Dreyeckland Freiburg und Radio Unerhört Marburg.
Audio
06:58 min, 3263 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 22.02.2005 / 00:00

Dateizugriffe: 815

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: ak + wolli
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 22.02.2005
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Das Collegium Gentium, kurz CG, hat einen etwas alt anmutenden Namen. Und es ist auch schon alt. Dieses selbstverwaltete Studiwohnheim wurde von den Alliierten Besatzungsmächten nach dem 2. Weltkrieg gegründet. Schließlich waren die Marburger Studierenden in ihren Studentenverbindungen deratige Wegbereiter der Nazis, daß diese schon in den 20er Jahren in Marburg die absolute Mehrheit hatten; etwas was die Nazis 1933 reichsweit nicht geschaft hatten.
Und so sollte das CG ausdrücklich eine antifasachistische Kultur aufbauen, mit 50% AusländerInnen, 50% Frauen und Selbstverwaltung. Es sollte sich in der interkulturellen Kommunikation geübt werden.
Und die ist nun in Gefahr.
(OT Möller 1)
So der Marburger Oberbürgermeister Möller im Gespräch mit Radio Dreyeckland Freiburg.
Und wie kaum anders zu erwarten, haben die BewohnerInnen da andere Informationen.
(OT BW 1)
Und spätestens hier muß mensch sich wundern. Woher hat der Oberbürgermeiser, der gleichzeitig Vorsitzender des 4-köpfigen Stiftungbeirates ist, diese Zahlen her, wo er doch angeblich die gleichen Unterlagen hat, wie die BewohnerInnen?
Da lohnt ein Blick in den restlichen Stiftungbeirat: dort sitzen der Oberbürgermeister, ein Vertreter der BewohnerInnen und eben 2 Vertreter der Universität. Und jene Universität hat auch so ihre Pläne.
(OT BW 2)
Denn genau diese Psychologie teilt sich das Gebäude mit dem CG und hat Raumknappheit ... und bietet Einnahmen.
Und wo sich an der Uni auch alles lohnen muß, liegt der Gedanke nahe, daß der Uni ein Gewinn bringendes Institut allemal lieber ist, als ein Studiwohnheim, daß auch noch versucht seinen antifaschistischen Auftrag lautstark zu vertreten.
Aber versuchen wir doch mal die Spekulationen über die Kosten eines Umbaus und den wahren Sinn der ganzen Aktion beiseite zu legen.
Gehen wir mal davon aus, das CG muß aus seinen jetztigen Räumlichkeiten wirklich raus. Dem CG ist ja nicht so einfach zu kündigen, schließlich ist es eine Stiftung und die hat einen Stiftungszweck.
(OT Möller 2)
Da vergißt der Vorsitzende des Stiftungsbeirates aber leider doch die wesentlichen Aufgaben der Stiftung: da war noch sowas mit Antifaschismus und Kommunikation, ... naja.
Aber er hat Vorschläge für ein anderes CG.
(OT Möller 3)
Da war noch sowas ... nein ich wiederhole mich.
OK, was sind das für Alternativvorschläge?
Z.B. 10 km weg vom jetztigen CG, oben auf einem Berg, dem Tanneberg.
(OT BW 3)
Wohlgemerkt, ein Gemeinschaftsraum für die alltägliche Kommunikation 10 km vom Wohnraum entfernt. Zugegeben, dieser Vorschlag ist wahrscheinlich aus dem Rennen.
Aber es gibt ja noch einen Favoriten: Die ehemalige Stempelfabrik. Umgebaut von einem „Investor“ in viele kleine ... richtig, Studentenappartments.
(OT BW 4)
Und dafür braucht es eben ein gemeinsames Wohnen.
(OT Möller 4)
Was Herrn Möller aber entgangen ist, daß es sich hier um Appartments handelt, und nicht um ein gemeinsames Wohnen. Und da war doch noch was: Antifaschismus, Komunikation ...
(OT BW 5)
Am Dienstag sollte nun eine Entscheidung im 4-köpfigen Stiftungbeirat fallen.
(OT Möller 5)
Wie diese Entscheidung ausgefallen ist, wissen wir noch nicht, aber wir werden euch auf jeden Fall auf dem laufenden halten.

Kommentare
22.02.2005 / 13:44 wolli, Radio Unerhört Marburg (RUM)
gesendet
im zip-fm vom 22.02.05