Radiofrühling 20. - 25. April 1985

ID 9267
 
Radiofrühling 1985
Historischer Rückblick
Am 4. Juni 1977 ging "Radio Verte Fessenheim" vom Elsaß aus erstmals auf Sendung. Der Kampf gegen Fessenheim blieb schließlich erfolglos, aber "Radio Verte" blieb und strahlte nun jeden Samstag die neuesten Informationen aus der Ökologiebewegung am Oberrhein aus. Anfang der 80er Jahre wurde bald klar, dass das Ausstrahlen eines Programms aus dem Elsaß auf Dauer nicht genügt: Ein Freies Radio muss dort gemacht werden, wo seine HörerInnen sind. Und so wurden noch 1982 die ersten Schritte gemacht, um eine Legalisierung des Radios durchzusetzen: Im Oktober wird der Freundeskreis Radio Dreyeckland gegründet, dessen Aufgabe in erster Linie die öffentliche Unterstützung des Freien Radios ist. Im April 1983 bildete der Freundeskreis RDL gemeinsam mit anderen Radioinitiativen der BRD die "Assoziation Freier Radios", die sich bundesweit für ein Ende der Kriminalisierung Freier Radios einsetzt. Außerdem wurde ein erster Lizenzantrag bei der Landesregierung gestellt. Die CDU-Regierung reagierte ebenso wie auf einen zweiten Legalisierungsversuch im März 1985 mit Diffamierungen. So griff RDL schließlich im April 1985 zur Selbsthilfe: Im Rahmen des "Radiofrühlings" erfolgte eine öffentlich angekündigte ’Frequenzbesetzung’ mit Live-Sendungen aus Freiburg.

Der "Radiofrühling" begann am 20. April 1985 und dauerte ganze fünf Tage, dann schlug die Staatsgewalt mit ganzer Härte zu: Eine große Polizeirazzia stoppte den Sendebetrieb aus Freiburg, Leute, die verdächtigt wurden, bei RDL mitzuarbeiten, wurden observiert, festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und schließlich auch vor Gericht gestellt. Doch die UnterstützerInnen des Freien Radios sorgten für eine angemessene Reaktion: Am Tag nach der Razzia demonstrierten über 3.000 Menschen für eine Legalisierung von RDL, und schon kurz nach dem ersten Polizeieinsatz fanden weitere Live-Sendungen aus Freiburg statt – jeweils unter dem Schutz hunderter Menschen. Eine ihrer Parolen lautete: "Den Äther kann man nicht räumen!" Tatsächlich gelang es der Polizei trotz aller Repression und Kriminalisierung nicht, den Sendebetrieb aus Freiburg zu unterdrücken: Trotz mehrerer Polizeieinsätze in den folgenden Monaten wurde der Sender nie gefunden, stattdessen wurden die Sendungen aus Freiburg sogar ausgeweitet. Es fanden anschließend die ersten Prozesse gegen angebliche BetreiberInnen und UnterstützerInnen statt - und auch sie endeten mit einem Erfolg: zwei Freisprüche, eine Verurteilung, die in der zweiten Instanz aufgehoben wurde und schließlich die Einstellung aller laufenden Verfahren ’in Sachen RDL’. Und parallel dazu unterstützten innerhalb weniger Wochen 12.000 Menschen aus der Region mit ihrer Unterschrift einen Aufruf, der eine Frequenz für Radio Dreyeckland und ein Ende der Kriminalisierung forderte.
Trotz dieses Erfolges wurde aber auch immer deutlicher, dass ein illegaler Sendebetrieb auf Dauer nur schwer durchzuhalten war. Und überdies führte die Notwendigkeit, zwar aus Freiburg, aber doch aus dem ’Untergrund’ zu senden, wieder weg vom Konzept des offenen und öffentlich zugänglichen Radios für alle.

Nur dank der großen Unterstützung der Bevölkerung war es schließlich möglich, dass Radio Dreyeckland nicht nur weiter bestehen konnte, sondern 1988 eine legale Lizenz erhielt. Nach längerem Rechtsstreit, einer weiteren Demonstration und politischen Auseinandersetzungen über die Frequenzverteilung in Freiburg, begann RDL schließlich am 23. Juli 1988 mit dem Sendebetrieb aus dem öffentlichen Studio im Freiburger Grether-Gelände - wo es bis heute sitzt und arbeitet.
Audio
30:17 min, 14 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (32000 kHz)
Upload vom 25.04.2005 / 14:34

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Collage
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Radio Dreyeckland
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 25.04.2005
keine Linzenz
Skript
Kein Skript vorhanden.