Chile: Das Aus für den Verfassungsentwurf

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Mehr Rechte für die indigene Bevölkerung, mehr Umweltschutz und das Recht auf Abtreibung schienen greifbar nah. Eine deutliche Mehrheit lehnte jedoch letzten Sonntag den Entwurf für eine neue Verfassung ab. Für die neue Magna Carta stimmten rund 38 Prozent – und damit deutlich weniger Menschen als erhofft.

Ist damit alles vor die Wand gefahren, was die Protestbewegung in Chile in den letzten drei Jahren auf den Weg gebracht hat? Interview mit der chilenischen Fotografin Nicole Kramm und Gespräch mit Luciano Ibarra.
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19:55 min, 36 MB, mp3
mp3, 255 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 08.09.2022 / 07:17

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Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Serie: Süd-Nord-Funk
Entstehung

AutorInnen: Martina / südnordfunk
Kontakt: rdl06
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 08.09.2022
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ANMODERATION
Mehr Rechte für die indigene Bevölkerung, mehr Umweltschutz und das Recht auf Abtreibung schienen greifbar nah. Eine deutliche Mehrheit lehnte jedoch letzten Sonntag den Entwurf für eine neue Verfassung ab. Für die neue Magna Carta stimmten rund 38 Prozent – und damit deutlich weniger Menschen als erhofft.

Mit dem Verfassungsentwurf für einen »sozialen und demokratischen Rechtsstaat« sollte die Verfassung aus den Tagen der Pinochet-Diktatur endlich abgelöst werden. Geschrieben wurde der Entwurf von linken politischen Kräften und Mitgliedern der Zivilgesellschaft, zusammen mit Verfassungsexpert*innen und Jurist*innen. Politische Mandatsträger*innen hingegen waren nur wenige beteiligt.

Dem Verfassungsentwurf gingen soziale Unruhen und Protestmonate voraus, seit 2019 gehen die Chilen*innen nahezu ohne Unterbrechung auf die Straße und begehren auf, gegen die soziale Ungleichheit, gegen das auf Gewinn ausgerichtete Gesundheits- und Bildungssystem, gegen die Ausgrenzung der Indigenen Bevölkerung. Der neue Entwurf hätte ihnen größere Autonomie und die Anwendung ihrer eigenen Rechtsprechung zugestanden.

Die Proteste seit 2019 bleiben trotz des gekippten Verfassungsentwurfes ein Einschnitt in die Geschichte Chiles. Vor zwei Jahren sprachen sich über 78 Prozent der Chilen*innen dafür aus, die alte Verfassung aus der Zeit der Pinochet-Diktatur zu reformieren.

Inzwischen wurde die Geschichte weiter geschrieben. In einem monatelangen Prozess war eine neue Verfassung ausgearbeitet worden. Das Referendum von Sonntag hat den Entwurf gleichsam auf den Müllhaufen der Geschichte katapultiert, so zumindest fühlt es sich derzeit an. Wir sprachen einen Tag nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnissen mit der chilenischen Fotografin Nicole Kramm über die Stimmung vor Ort. Luciano Ibarra ordnet die Proteste und die Bedeutung der Bewegung nochmal ein.