Gush Shalom

ID 1639
 
"Wir wollen und können nicht schweigen, wenn solche schlimmen Taten von israelischen Offizieren in unseren Namen und für unseren Staat begangen werden. Daher wollen wir Sie warnen, dass Ihre Äußerungen im Israel Radio aufgezeichnet wurden und zusammen mit Zeugenaussagen für ein Dokument aufbewahrt werden, das wir über das Vorgehen der Truppen unter Ihrem Kommando im Tamun vorbereiten" - so heißt es in einem Brief von gush shalom an einen Offizier.
In Israel sorgt momentan eine Aktion der Friedensorganisation gush shalom für Aufsehen. Die AktivistInnen haben an Offiziere der Armee Briefe verschickt, in denen sie bezichtigt werden, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Michaela Baetz sprach mit Uri Avnery von gush shalom über die Brief-Aktion, die Reaktion der Medien und die Problematik antisemitischer Rezeption:
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Zu Tacheles:
"Es sind ziemlich viele Welten, in denen ich mich in meinem Alltag bewege. Hier in Israel bietet jeder Tag viele Herausforderungen. In Deutschland verläuft das Leben ruhiger."
So schilderte Ulrike in einer Tacheles-Sendung ihre Erfahrungen, die sie mit der Einwanderung nach Israel machte. Auch das ungewöhnliche israelisch-deutsche Radioprojekt bewegt sich in ”ziemlich vielen Welten”.
Zwei Mitarbeiterinnen des alternativen Medieninstituts IMEDANA recherchieren
von Nürnberg aus und produzieren die Sendung bei Radio Z, wo sie einmal
monatlich ausgestrahlt wird. Zwei weitere MitarbeiterInnen von Tacheles leben in
Jerusalem, führen Interviews mit israelischen PolitikerInnen, MitarbeiterInnen
palästinensischer Organisationen, oder eben Menschen wie Ulrike.

Die beiden Israelis lernten die Nürnbergerinnen bei einer Bildungsreise von
IMEDANA nach Palästina kennen. Nicht zuletzt die guten Kontakte der Beiden zu
fortschrittlichen palästinensischen Organisationen waren ausschlaggebend für die
Idee, eine gemeinsame Radiosendung zu machen, um den Informations- und
Meinungsaustausch zwischen Israel und der BRD zu fördern. Schließlich sind viele
Ereignisse in beiden Ländern von Bedeutung. Politische Gruppen und linke
AktivistInnen diskutieren die Probleme jedoch völlig isoliert voneinander.

Einfacher wäre zwar gewesen, eine zweisprachige Zeitung aus der Taufe zu heben,
"ich finde die Fähigkeit des Radios jedoch sehr spannend, auch die Stimmung der
GesprächspartnerInnen oder die Atmosphäre rüberzubringen", begründet Michaela Baetz die Entscheidung, in den Äther zu gehen.

Die Themen, mit denen sich Tacheles auseinandersetzen möchte, sind breit
gefächert: Von den Subkulturen in beiden Ländern über Kunst bis hin zu
politischen Kontroversen. Die Auseinandersetzungen seit Wiederaufnahme der
Intifada verdrängten dann allerdings die geplanten Kulturthemen. Immer
wieder gibt es Stolpersteine, die zu umgehen sind: "Die sehr scharfe Kritik, die die
Israelische Redaktion an der Politik ihres Staates hat, kommt im bundesdeutschen
Kontext eben anders an als in Israel," erklärt Michaela die Probleme. "Wir
möchten jedoch vermeiden, Leute zu bedienen, für die der Staat Israel das
Allerletzte ist. Eine Patentlösung haben wir dafür allerdings auch nicht."

Seit dem Sieg Sharons bei den Wahlen kamen neue Schwierigkeiten hinzu. Einige
palästinensische Organisationen setzten ihre Zusammenarbeit mit israelischen
AktivistInnen vorläufig aus. Sie möchten die weitere Entwicklung abwarten.

Um so wichtiger findet es die Redaktion, Tacheles auch in Israel und Palästina
hörbar zu machen. Doch in Israel gibt es keine Freien Radios, und so gingen die
Überlegungen der Tacheles-Crew abenteuerliche Wege. Ursprünglich bestand der
Plan, von einem Schiff im Mittelmeer nach Israel hineinzusenden. Auf diese Weise
arbeitete jahrelang ein Piratensender. Aber die Piraten-FunkerInnen mussten
ausgerechnet in der Gründungsphase von Tacheles die Totenkopfflagge streichen.
Die Idee, beim israelischen Armee-Radio zu senden, wurde hingegen verworfen.
"Das fanden wir doch ein wenig absurd, obwohl diese Option durchaus bestanden
hätte. Beim Militärfunk landen eine Menge Leute, die vom Kriegsdienst eigentlich
nichts halten, aber dennoch gezwungen sind, zur Armee zu gehen, weil es in Israel
keine Möglichkeit gibt, den Kriegsdienst zu verweigern," erläutert Michaela.

Um doch israelische und palästinensische HörerInnen zu erreichen, ist die Redaktion
von Tacheles dabei, ein Internet-Radio auf deutsch und englisch aufzubauen. Die ersten Seiten finden sich unter http://www.tacheles.imedana.de.
Audio
07:50 min, 3672 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 13.08.2002 / 00:00

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Tacheles - Michaela Baetz
Radio: RadioZ, Nürnberg im www
Produktionsdatum: 08.08.2002
keine Linzenz
Skript
Michael Liebler über Tacheles, Artikel aus raumzeit No. 5, http://www.raumzeit-online.de/032001/14....

Kommentare
13.08.2002 / 11:52 wim, Radiofabrik, Salzburg
gush shalom
wir von der radiofabrik übernehmen den Beitrag in gekürzter form, danke