Lese ich Cyborg, lese ich queer?

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Cyborgs sind kybernetische Organismen, Mischwesen aus Organismus und Maschine.Weder Mensch noch Maschine, weder ‚Natur’ noch ‚Kultur’, lassen sich Cyborgs auf keine Seite der binären und hierarchisierten Opposition reduzieren, sind immer schon Naturkultur. Doch sind feministische Cyborgfiguren tatsächlich so uneindeutig hinsichtlich ihrer Repräsentationen von Geschlecht, Sexualität und Rassisierung oder reproduzieren sie nicht vielmehr bekannte Geschlecherzuschreibungen? Dies ist der Mitschnitt eines Vortrages von Dagmar Fink, der am 07.07.09 an der Philipps-Universität in Marburg stattgefunden hat und sich am Beispiel von Marge Piercys He, She and It mit ebenjenen Fragen auseinandersetzt.
Audio
55:25 min, 51 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 21.07.2009 / 13:43

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Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Entstehung

AutorInnen:
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 21.07.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Repräsentationen von Cyborgs als Mischwesen am Beispiel von Marge Piercys He, She and It

Cyborgs sind kybernetische Organismen, Mischwesen aus Organismus und Maschine. Sie repräsentieren jedoch nicht nur Menschmaschinen wie beispielsweise der Terminator, dessen maschinelle und elektronische Komponenten sich unter organischer Haut verbergen. Weder Mensch noch Maschine, weder ‚Natur’ noch ‚Kultur’, lassen sich Cyborgs auf keine Seite der binären und hierarchisierten Opposition reduzieren, sind immer schon Naturkultur.
Bereits 1985 ermittelt die US-amerikanische feministische Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway dieses Potenzial und plädiert dafür, mithilfe des Bilds der Cyborgs die Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem, Schöpfer_in und Geschöpf, schwarz und weiß zu veruneindeutigen.
Sowohl in theoretischen wie auch in literarischen Entwürfen sind zahlreiche feministische Cyborgfiguren entstanden, die binäre Oppositionen destabilisieren, Positionen in diesen veruneindeutigen wollen. Die Hybridität der Cyborgs wird dabei nicht allein in den Oppositionen Mensch/Maschine, Natur/Kultur verortet, gerade auch die Grenzziehungen zwischen Weiblichkeit/Männlichkeit, Homo-/Heterosexualität, Schwarz/Weiß sollen in diesen Entwürfen problematisiert, wenn nicht hinfällig werden.
Und doch erweisen sich bei genauerem Hinsehen auch feministische Cyborgfiguren immer wieder als gar nicht so uneindeutig hinsichtlich ihrer Repräsentationen von Geschlecht, Sexualität und Rassisierung. Anhand der Lektüre von Marge Piercys He, She, and It (1991; dt. von Heidi Zerning: Er, Sie und Es. Argument, Hamburg, 1993) möchte ich daher die vielen Cyborgfiguren zugrunde liegende Vorstellung von Hybridität problematisieren und argumentieren, dass diese allzu sehr die Binarität, die sie gerade in Frage stellen will, fokussiert. Mein Anliegen dabei ist es aufzuzeigen, in welcher Weise, mittels welcher Bewegungen diese Cyborgfiguren Oppositionen verwischen sollen, was daran möglicherweise problematisch ist und inwiefern sich diese Bewegungen von einem Queering unterscheiden. Darüber hinaus soll angesprochen werden, inwieweit queere Cyborgs nicht nur als solche repräsentiert, sondern auch gelesen werden müssen.