Interview Olympiaattentat 1972 (lang)

ID 35827
 
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Interview mit Magdi Gohary, der bei der Geiselnahme während der olympischen Sommerspiele 1972 in München als Vermittler direkt mit den Attentätern verhandelte. Beim sogenannten Olympiamassaker wurden alle elf jüdischen Geiseln, ein Polizeibeamter sowie fünf palästinensische Terroristen getötet.

Herr Gohary schildert seine persönlichen Erlebnisse und reflektiert den historischen und politischen Kontext des Attentats.

KOMPLETT MIT AN- UND ABMODERATION.

*** Ein knapp siebenminütiger Ausschnitt dieses Interviews steht ebenfalls auf freie-radios.net zur Verfügung. ***
Audio
52:19 min, 48 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 05.09.2010 / 12:43

Dateizugriffe: 645

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Klaudia Puchbaur, Michael Bahrnickl
Kontakt: michael.barnikel(at)gmail.com
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 05.09.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
ANMODERATION (in der Audiodatei bereits enthalten)
1972 fanden in München die olympischen Sommerspiele statt –
und die Welt war über Radio und Fernsehen live mit dabei.
Während Bundeskanzler Willy Brandt in Bonn mehr Demokratie wagte,
und mit seinen Ostverträgen für Tauwetter im kalten Krieg sorgte,
wollte sich die ehemalige Hauptstadt des Nationalsozialismus
als „Weltstadt mit Herz“ präsentieren;
man wollte der Welt demonstrieren, dass aus den Trümmern der Nazidiktatur
ein besseres Deutschland erwachsen war.
Man beabsichtigte, dass die Spiele der 20. Olympiade
als die „heiteren Spiele“ berühmt werden sollten.
Tatsächlich endeten sie in einem Blutbad.
In den Morgenstunden des 5. September 1972,
also vor fast genau 38 Jahren,
drangen acht palästinensische Terroristen in das olympische Dorf ein.
Ihr Ziel: die Mannschaft des Staates Israel.
Sie ermordeten zwei Sportler und nahmen neun Geiseln.
Damit war es mit den „heiteren Spielen“ vorbei,
auch wenn die Wettkämpfe weitergingen.
Die Terroristen forderten die Freilassung von palästinensischen Häftlingen in Israel,
und drohten mit der stündlichen Erschießung weiterer Geiseln.
Der internationale Terrorismus hatte Deutschland mit voller Wucht erreicht,
und die Behörden waren völlig unvorbereitet.
In dieser verzweifelten Lage wurde der gebürtige Ägypter Magdi Gohary
als Berater der Arabischen Liga in Deutschland um seine Hilfe gebeten;
er verhandelte direkt mit den Geiselnehmern.

Zu seinem Lebenslauf:
als Schüler schaffte Magdi Gohary
einen der besten Schulabschlüsse seines Jahrgangs in Ägypten.
Seine Familie schickte ihren talentierten Sohn zum Studium in's Ausland.
Wegen des Sues-Krieges
nahm er sein Chemiestudium 1956 allerdings nicht in Frankreich oder England,
sondern in Graz auf.
Von da aus war es nicht weit nach München,
wo er nach seinem Abschluss arbeitete, heiratete und eine Familie gründete.
Nebenher engagierte er sich politisch,
in der Gewerkschaft, gegen die südafrikanische Apartheid,
und auch für ein damals in Deutschland nahezu unbekanntes Thema:
die Lage der Palästinenser im Nahostkonflikt.
Also: Magdi Gohary spricht fließend deutsch und arabisch,
er ist politisch engagiert und gebildet,
er genießt das Vertrauen von Arabischer Liga und dem Auswärtigen Amt,
und er war vor Ort in München.
Deshalb wurde der fünfte September 1972 zum – wie er selbst sagt –
„spannendstem Tag in seinem Leben“.
Als er bei LORA im Studio war,
war ihm die Last dieser Erinnerung deutlich anzumerken.
Wir hatten die Gelegenheit, ihn ausführlich zu seinen Erlebnissen zu befragen.


ABMODERATION (in der Audiodatei bereits enthalten)
Sie hörten ein Gespräch mit Magdi Gohary,
einem Zeitzeugen des Olympiaattentats von 1972.
Die Regierung Strauss konnte ihn nicht aus Bayern vertreiben,
obwohl sie es redlich versucht hat;
und dadurch Herrn Gohary einen hohen persönlichen Preis
für sein vorbildliches engagement abverlangt hat.
Heute lebt er mit seiner Frau abwechselnd in München und Portugal,
die beiden haben übrigens zwei orientalische Kochbücher veröffentlicht.
Er engagiert sich weiterhin für im Nahostkonflikt, unter anderem in der Münchener Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe,
die internet-Adresse ist jpdg.de.
Sein Sohn Karim schreibt als Nahostkorrespondent
unter anderem für die Berliner taz.

Kommentare
06.09.2010 / 10:14 detlef,
gesendet am 09 09 2010 im Abendprogramm OSMOSE
danke