Ein Interview mit Joy Zenz - African Woman in Europe

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Joy Zenz ist Gründerin der Organisation "African Women in Europe". Sie schrieb das glecihnamige Buch zusammen mit 11 weiteren Frauen. Das Buch ist zum Empowerment da und um Lebensgeschichten zu teilen oder einfach informationen weiterzugeben. Kollegin Rufine sprach mit ihr auf dem African Music Festival in Emmendingen.

das englischsprachige origninal hier https://rdl.de/beitrag/interview-joy-zenz
Audio
08:26 min, 7909 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 11.09.2019 / 18:04

Dateizugriffe: 86

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Infomagazin RDL
Entstehung

AutorInnen: Rufine, die meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 11.09.2019
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Joy: Ich lebe in Freiburg, deswegen kenne ich das Festival, das ja jedes Jahr in Emmendingen stattfindet, schon sehr lange. Dieses Jahr habe ich beschlossen, teilzunehmen, weil Raphael Kofi, einer der Organisatoren, das Buch hier aufs Festival bringen wollte. Außerdem ist meine Intention, das, was Africanische Frauen in Europa tun, an die Öffentlichkeit zu bringen. Meine Organisation African Women in Europe hat ja auch in Deutschland angefangen. Ich mag außerdem die Möglichkeit, auch hier in meiner Region etwas mitzugestalten, weil ich meistens nur nach Frankfurt und Berlin oder anderen europäischen Städten reise. Es ist was anderes, als Klamotten zu verkaufen. Das erste Mal als ich nämlich hier war, wollte ich afrikanisches Essen probieren. Die Nigerianier*innen lieben ja ihr Essen, ich komme ursprünglich aus Kenia. Ich war also eher abends hier, um Musik zu hören und zu essen.

Ruffine: kannst Du uns Deine Organisation African Women in Europe vorstellen?

Joy: Wir begannen sehr bescheiden mit der Idee, uns mit anderen Frauen zu vernetzen. Ich kam nach Deutschland 2002. dann mußte ich wegen der Arbeit erst nach Großbritannien ausreisen, danach kam ich wieder. Ich fand also für mich heraus – ich möchte wissen, was afrikanische Frauen in Europa tun. Es entstand also als ein Netzwerk und jetzt, nach 11 Jahren haben wir so viele Ziele: Wir informieren, empowern, bestätigen und erkennen Frauen an. Wir arbeiten gemeinsam, um wiederum in Afrika zu investieren. Das Buch African Women in Europe Volume 1 erschien an unserem 10. Jahrestag, nächstes Jahr gibt es ein zweites. Die Frauen erzählen darin ihre Geschichte, denn es ist sehr schwierig, in einer fremden Kultur Fuß zu fassen. Wir wollen nicht die gleichen Fehler wiederholen, deshalb gingen wir an die Öffentlichkeit. Wir haben hier also die Chance, Wissen auszutauschen und uns gegenseitig zu Informieren. Außerdem wollen wir Kindern ein Vorbild sein.

Rufine: was sollten die Leute von dem Buch erwarten? Verschiedene Geschichten?

Joy: Ja, verschiedene Geschichten verschiedener Leute, jung und alt. Einige haben viel erreicht. Die Frauen kommen aus Botswana, Nigeria, Ghana, Südafrika und Kenia. Sie leben überall in Europa, in Deutschland, in der Schweiz, in Großbritannien, in Holland. Weil wir so weit verstreut sind, treffen wir uns normalerweise online. Wir kommunizieren sehr viel, auch über unsere Website www.africanwomenineurope.eu In diesem Buch findest Du Geschichten aus den ost-, west- und panafrikanischen Kulturen, dann Europa. Es ist vielleicht vor allem für junge Leute interessant, die nach Europa kommen und dann plötzlich mit zwei Kulturen klarkommen müssen. Es ist auch für Deutsche und Europäer*innen interessant, das Buch zu lesen, weil sie dann vielleicht verstehen, wie es für uns Afrikanerinnen ist, wenn wir hierherkommen. Auch die Leute in Afrika sollen es lesen, um zu merken, wie schwierig das Leben als Migrantin hier ist. Denn die Leute denken, es ist so einfach, nach Europa zu kommen. Das ist es nicht, es ist hart. Wir hatten Fälle von Depressionen, weil viele die Frauen hierherkommen und überqualifiziert sind, aber dann bekommen sie keinen Job. Dafür mußt du die richtigen Leute kennen und sie sollen wissen, daß sie alles tun können, was sie wollen trotz geographischer Entfernung. Wir wollen also dieser Depression entgegenwirken, die viele Menschen tötet. Wir sind eine private Organisation, das ist das, was wir tun.

Rufine: Was haben die Frauen gemeinsam? Sind sie alle Unternehmerinnen?

Joy: Nein, wir haben alles: Politikerinnen, Bürgermeisterinnen tatsächlich, dann viele Unternehmerinnen, denn afrikanische Frauen sind selbstverständlich naturgemäß Unternehmerinnen, Mütter und Hausfrauen, die wissen möchten, wo sie zur Schule gehen können und wie das deutsche oder schweizerische System funktioniert. Dann haben wir Gruppen von Frauen aus verschiedenen Ländern. Wir sind neutral, wir haben Schriftstellerinnen, Designerinnen, Musikerinnen, Schauspielerinnen, Sportlerinnen. Wir haben tatsächlich eine Frau dabei, die an den Skiweltmeisterschaften teilnnimmt. Es ist sehr offen für alle.

Rufine: in dem Magazin, das du hier ausliegen hast, steht etwas von Auszeichnungen?…

Joy: Ja, wir haben gemerkt, daß Frauen hier sehr viel leisten, aber niemand weiß davon wegen des Wettbewerbs und weil sie zahlenmäßig nicht sehr viele sind. Für uns ist es jedoch wichtig, dies zu zeigen und anzuerkenne. Deshalb verleihen wir jedes Jahr fürs Vorjahr sechs Auszeichnungen. Dieses Jahr war die Verleihung in Holland. Frauen werden in allen Kategorien, die Du Dir vorstellen kannst, ausgezeichnet. Männer werden übrigens auch ausgezeichnet. Das ist ein Projekt von vielen – wir haben ein Unterstützungs- und Jugendprogramm. Das jüngste Projekt ist, gemeinsam in Afrika zu investieren. Das ist unser Ziel für 2028. dafür sammeln wir, um in verschiedene Projekte in Afrika zu investieren. Wir vermarkten damit auch unsere Produkte, z.B. kenianischen Tee oder Kaffee. Es gibt ein neues Produkt, das heißt Papo-Tee, vielleicht hast Du schon davon gehört… wir vermarkten diese Produkte also hier in Europa, denn es ist unsere Aufgabe, zurückzugehen und unsere Leute zu unterstützen zu bilden, und ihre Art zu denken zu verändern - denn die Leute wollen immer nur einen white collar job, also Unternehmer*in sein und im Laden sitzen. Dafür lernen sie, aber jemand muß auch auf dem Feld arbeiten. Das möchten wir vermitteln.

Rufine: Viele Frauen möchten Teil der Gruppe werden, zögern aber noch. Was rätst Du ihnen?

Joy: wir versuchen immer soviele Leute wie möglich zu erreichen. Wir sind derzeit 4000 Frauen registriert auf unserer Website .www.africanwomenineurope.eu. Die Mitgliedschaft ist frei, aber Ihr dürft auch gerne einen Beitrag zahlen, um an einem Programm teilzunehmen. Diese Informationen gibt es alle auf der Website. Ich ermutige also alle Frauen da draußen, die noch nie von uns gehört haben und daran interessiert sind, mit uns zusammenzuarbeiten, oder mehr über uns wissen wollen, werdet Mitglied!

Rufine: Danke.

Joy: unser Motto ist “gemeinsam sind wir stark”.