Unsichtbare Hand, zweite Natur

ID 108543
 
"There is no such thing as society."
(M. Thatcher)

"Et is wie et is."
(unbekannt)

Vom Walten des Systems

Einst arbeitete die bürgerliche Philosophie, namentlich die der Aufklärung des 18. Jahrhunderts, den Wesensunterschied der Begriffe Natur und Gesellschaft heraus, noch bevor sich vor allem im 19. Jahrhundert die Einzelwissenwissenschaften als solche konstituierten. In dem Maße, wie sich diese Philosophie und ihr revolutionäres Freiheitsversprechen in Ideologie transformierte, wurde die gegebene Gesellschaft als Natur verklärt, Wissenschaft verengte sich ihrerseits auf positivistische Erkenntnis.

Gesellschaft – Erkenntnis – Modell – Natur

Die bürgerliche Gesellschaft bietet sich dar und inszeniert sich als das Normale, das nicht weiter Erklärungsbedürftige, als naturgegeben, alternativlos. Gerhard Stapelfeldt zeichnet nach, wie sich dieses Selbstbild (und Wunsch- wie auch Trugbild) historisch-philosophisch über die vergangenen Jahrhunderte entwickelt hat.
Starring: Homer, Anaximander, Parmenides, Sokrates, Platon; Giovanni Pico, Leonardo da Vinci, Thomas Morus, Francis Bacon, René Descartes, Thomas Hobbes, Giambattista Vico, Jean-Jacques Rousseau, Adam Smith, Immanuel Kant, David Ricardo, G.W.F. Hegel, F.C. von Savigny, Auguste Comte, Friedrich Engels, Karl Marx, Max Weber, Rosa Luxemburg, Sigmund Freud, Georg Lukács.

"Sie wissen das nicht, aber sie tun es"

Wir runden den Vortrag Stapelfeldts ab mit einem kürzeren, aber prägnanten Traktat von Gerhard Scheit, der abermals dem Rätsel jener zweiten, gesellschaftlichen Natur nachspürt, dem "automatischen Subjekt". Damit sind es der Metaphern schon vier, mit denen – sei es in affirmativer, sei es in kritischer Absicht – immer wieder versucht wurde, die ominöse Selbstläufigkeit der bürgerlichen Gesellschaft auf den Begriff zu bringen: die schon in der Antike thematisierte "Zweite Natur" der Menschen, später jene "unsichtbare Hand" des Marktes (Adam Smith), diese "List der Vernunft" (Hegel), schließlich das "automatische Subjekt" der kapitalistischen Verwertung (Marx). Jeweils synthetisiert sich das konforme Handeln der atomisierten Einzelnen demnach in gesellschaftlichen Resultaten, die über die bornierten Intentionen der Beteiligten hinausgehen.


Dauer: 120 Minuten

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Audio
01:59:55 h, 69 MB, mp3
mp3, 80 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 21.04.2021 / 16:14

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Wirtschaft/Soziales, Religion, Kultur, Politik/Info
Serie: Sachzwang FM
Entstehung

AutorInnen: Dr. Indoktrinator
Radio: Querfunk, Karlsruhe im www
Produktionsdatum: 18.04.2021
CC BY-ND-NC
Creative Commons BY-ND-NC
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Gerhard Stapelfeldt hielt seinen Vortrag 2013 in Jena: "Der Begriff der Natur in der Epoche des Liberalismus" (92 Minuten)

Gerhard Scheit veröffentlichte seinen Text 2015 in Versorgerin: "Das automatische Subjekt und der Wahn der Subjekte" (16 Minuten)

Musik:
> Amon Tobin (intro)
> Couch (Hintergrund G.Stapelfeldt)
> Seely (intermezzo)
> High Plains (Hintergrund G.Scheit)
> Boards Of Canada (outro)