Adorno muß erledigt werden!

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Vor 50 Jahren starb Theodor W. Adorno (1903–1969)

Das wohl Bemerkenswerteste an dem Denker ist, daß bei ihm außerordentliche sprachliche Gewandtheit und kompromißlose Gesellschaftskritik, subjektives Verfahren und Objektivitätsanspruch, Form und Inhalt, subtiles ästhetisches Empfinden und verbindlichster Gegenstandsbezug nicht nur Hand in Hand gehen, komplementäre Aspekte abgeben, sondern geradewegs Eins sind. Genau dies macht ihn zum Prototyp eines Dialektikers. Der um die Bedingtheit all dessen weiß, was dem Betriebsblinden als naturgegeben gilt.

Seine herausragende Stellung als der vielleicht subtilste Philosoph, Kultur- und Gesellschaftskritiker des vergangenen Jahrhunderts verdankt Adorno der außerordentlichen Weite und Tiefe seines Œuvres. Daß man es nicht nur mit reaktionärer Tagespolitik oder opportunistischem Personal zu tun hatte, dem mit Kampagnen zu kontern ist, sondern mit einer mächtigen – wenn auch nicht allmächtigen – Tendenz der Geschichte, wußte der musikalische Kryptokommunist besser als die meisten seiner Zeitgenossen und Nachgeborenen. Einer Geschichte, die er, mit Marx, als Vorgeschichte der Menschheit verstand. Und gegen die anzustinken ein ganzes Lebenswerk ausmachen würde, das mehr noch als Fleiß nach Tiefe verlangt.

Marx ... Freud ... Adorno ... Sie, die so wichtig und wuchtig waren, daß noch nach ihrem Tod so vehement nachgetreten werden muß, wurden Emigranten mit gutem Grund. Nichts verlogener, als wenn heute dieses Land mit ihnen sich zu schmücken versucht. Doch genau das geschah einmal mehr, als sich anno 2003 zu Adornos hundertstem Geburtstag eine Melange von Laudationes zweifelhafter Gratulanten über den toten Jubilar ergoß. Verkehrte Welt: Es war, als ob sich auf einmal Til Schweiger anmaßte, Worte über Georg Seeßlen zu verlieren. Von derartigem Nonsense aufs Schärfste herausgefordert, kompilierte Dirk Braunstein die krudesten Passagen der toxischen Würdigungen: "Kulturindustrie is coming heim. Eine Vergangenheitsbewältigung". Sein gleichnamiger Vortrag (65 Minuten) ist – nach einer kursorischen Einführung in "Aspekte der Kulturtheorie Adornos" (52 Minuten) – zu hören.


Dauer: 120 Minuten

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Audio
01:59:58 h, 55 MB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 19.08.2019 / 13:15

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Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, Kultur, Politik/Info
Serie: Sachzwang FM
Entstehung

AutorInnen: Dr. Indoktrinator
Radio: Querfunk, Karlsruhe im www
Produktionsdatum: 06.08.2019
CC BY-ND-NC
Creative Commons BY-ND-NC
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Quellen:

"Aspekte der Kulturtheorie Adornos. Eine kursorische Einführung" aus:
https://www.conne-island.de/nf/132/25.html

Dirk Braunsteins hübsches Pamphlet, etwas hastig im Vortrag, ist auch schriftlich erschienen in: "Alles falsch", Verbrecher Verlag, 2012
https://www.verbrecherverlag.de/book.php...