"Wie kann ein Mensch zu so etwas fähig sein?"
ID 99517
Zum Seelenhaushalt des Faschisten
"Wie können Menschen so etwas tun?" ... fragt man sich angesichts schwer begreiflicher Untaten, seien dies historische Menschheitsverbrechen oder gegenwärtige spektakuläre Gewaltkriminalität.
So naiv die Frage anmutet, so dringlich ist sie doch zu stellen. Denn das bequem distanzierte Staunen über charakterliche Pathologie der Täter ist ebenso wohlfeil wie allzu routinierte Erklärungsmuster, die wiederum zur Rationalisierung des Unfaßbaren neigen. Richtiger und wichtiger wäre es, dem gesellschaftlichen Grund solch subjektiver Abgründe nachzuspüren, welche die menschenverachtende Gewalt erst ermöglichen. Evident ist, daß skrupellose Gewaltausübung einer gewissen mentalen Disposition bedarf. Und nicht zu Unrecht wird diese Mentalität mit rechter Ideologie identifiziert. "Wissen Sie, jeder ist doch sich selbst der nächste, gell?"
Nach oben buckeln, nach unten treten
In einem seiner charakteristischen Bonmots bemerkt Karl Marx, radikal sein hieße an die Wurzel zu gehen; die Wurzel sei aber der Mensch. Adorno erinnert genau daran, wenn er - ohne den in marxistischer Tradition stehenden Objektivitätsanspruch zur Disposition zu stellen - angesichts offen zutage tretender gesellschaftlicher Irrationalität jene "Wendung aufs Subjekt" einfordert. Dieses sei somit zum Gegenstand der Betrachtung zu machen, das Subjekt zum Objekt, wie es nicht zuletzt die Psychoanalyse vormacht.
Wo man sich bestürzt fragt "Wie können Menschen so etwas tun?", hat sich die Forschung auf den autoritären Persönlichkeitstypus zu kaprizieren, auf den verhärteten, abgestumpften Charakter. Wie bildet er sich, wo gedeiht er, was in dieser Welt begünstigt ihn? Und was hat das mit dem grassierenden "Rechtsrausch" (Georg Seeßlen) zu tun?
Mit vier Beiträgen:
> Jens Benicke: "Eine Welt voller Untertanen. Zur Theorie des autoritären Charakters" (Vortrag, Stuttgart 2017; 53 Minuten)
> Radio Corax: "Deutsche Pädagogik. Erziehung zur Kälte" (Feature, 2020; 12 Minuten)
> Klaus Theweleit: "Betrachtungen zum Fragmentkörper" (Vortrag, 2019; 17 Minuten)
> Georg Seeßlen: "Der Rechtsrausch" (Essay, 2019; 32 Minuten)
Dauer: 120 Minuten
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"Wie können Menschen so etwas tun?" ... fragt man sich angesichts schwer begreiflicher Untaten, seien dies historische Menschheitsverbrechen oder gegenwärtige spektakuläre Gewaltkriminalität.
So naiv die Frage anmutet, so dringlich ist sie doch zu stellen. Denn das bequem distanzierte Staunen über charakterliche Pathologie der Täter ist ebenso wohlfeil wie allzu routinierte Erklärungsmuster, die wiederum zur Rationalisierung des Unfaßbaren neigen. Richtiger und wichtiger wäre es, dem gesellschaftlichen Grund solch subjektiver Abgründe nachzuspüren, welche die menschenverachtende Gewalt erst ermöglichen. Evident ist, daß skrupellose Gewaltausübung einer gewissen mentalen Disposition bedarf. Und nicht zu Unrecht wird diese Mentalität mit rechter Ideologie identifiziert. "Wissen Sie, jeder ist doch sich selbst der nächste, gell?"
Nach oben buckeln, nach unten treten
In einem seiner charakteristischen Bonmots bemerkt Karl Marx, radikal sein hieße an die Wurzel zu gehen; die Wurzel sei aber der Mensch. Adorno erinnert genau daran, wenn er - ohne den in marxistischer Tradition stehenden Objektivitätsanspruch zur Disposition zu stellen - angesichts offen zutage tretender gesellschaftlicher Irrationalität jene "Wendung aufs Subjekt" einfordert. Dieses sei somit zum Gegenstand der Betrachtung zu machen, das Subjekt zum Objekt, wie es nicht zuletzt die Psychoanalyse vormacht.
Wo man sich bestürzt fragt "Wie können Menschen so etwas tun?", hat sich die Forschung auf den autoritären Persönlichkeitstypus zu kaprizieren, auf den verhärteten, abgestumpften Charakter. Wie bildet er sich, wo gedeiht er, was in dieser Welt begünstigt ihn? Und was hat das mit dem grassierenden "Rechtsrausch" (Georg Seeßlen) zu tun?
Mit vier Beiträgen:
> Jens Benicke: "Eine Welt voller Untertanen. Zur Theorie des autoritären Charakters" (Vortrag, Stuttgart 2017; 53 Minuten)
> Radio Corax: "Deutsche Pädagogik. Erziehung zur Kälte" (Feature, 2020; 12 Minuten)
> Klaus Theweleit: "Betrachtungen zum Fragmentkörper" (Vortrag, 2019; 17 Minuten)
> Georg Seeßlen: "Der Rechtsrausch" (Essay, 2019; 32 Minuten)
Dauer: 120 Minuten
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Audio
02:00:00 h, 48 MB, mp3
mp3, 56 kbit/s, Mono (48000 kHz)
Upload vom 23.01.2020 / 18:41
02:00:00 h, 48 MB, mp3
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Upload vom 23.01.2020 / 18:41
Dateizugriffe: 28
Klassifizierung
Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Andere, SeniorInnen, Jugend, Kultur, Politik/Info
Serie: Sachzwang FM
Creative Commons BY-ND-NC
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 4.0 International - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Die Hintergrundmusik diesmal von All India Radio (2001).
Quellen:
1) http://emafrie.de/eine-welt-voller-unter...
2) https://www.freie-radios.net/99275
3) https://www.freie-radios.net/98990
4) https://www.neues-deutschland.de/artikel...
Vielen Dank!
Quellen:
1) http://emafrie.de/eine-welt-voller-unter...
2) https://www.freie-radios.net/99275
3) https://www.freie-radios.net/98990
4) https://www.neues-deutschland.de/artikel...
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