Vogel der Woche (340): Laufrosch und Heißstorch

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Wenn der Siedetaucher nur für 'ne Kaffeetasse konzipiert ist und nicht für den ganzen Teich...
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mp3, 192 kbit/s, Stereo (48000 kHz)
Upload vom 22.05.2023 / 10:34

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: hikE
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 22.05.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Heißstorch & Laufrosch
(Ciconia therma Bastatur, 2009 & Hyla therma Bastatur, 2009)

Störche essen Frösche. Das ist eine Wahrheit, wie sie nur in den Heiligen Binsen stehen kann, sozusagen eternal Truthness vom Feinsten.

Auf den ersten Blick reicht diese Information, sobald mensch einen Frosch und einen Storch gemeinsam erblickt.

Aber Vorsicht, falls es sich bei dem erblickten Tierduo um einen Heißstorch und um einen Laufrosch handelt. Dann sind die Heiligen Binsen keinen Pfifferling mehr wert, alle Information geht in die Binsen.

Der Laufrosch ist ein grünes Tier von Frosch-Habitus, und zwar der eher niedlichen Sorte. Also nicht so ein überbordendes Monstrum wie der Ochsenfrosch, sondern zierlich und dekorativ-sympathieträgerisch und dabei von einiger Kleinheit – absolut unbedrohlich.

Der Heißstorch verzeichnet ebenfalls Pluspunkte auf der Skala der sympathisch 'rüberkommenden Lebensformen. Mensch erkennt ihn durchaus als einen Storchenvogel, selbst wenn mensch noch nie außerhalb der Kinderverarschungsliteratur ("Die Babies bringt der Klapperstorch") einen lebenden Storch gesehen hat. Schlanke rote Beine, die ihn eindeutig vom Höckerschwan unterscheiden; elegantes Gesamtaussehen, und so weiter.

Zwei Sympathieträger also, von denen nun der eine – Storch – den andern – Frosch – beim ersten Blickkontakt runterzuschlucken hat, wenn es nach Sankt Binse geht.

Was stattdessen passiert:

Der Heißstorch zieht beim Anblick des Frosches einen [[Siedetaucher]] aus seinem Gefieder und hängt ihn in das Wasser des Teichs, in dem der Frosch sich befindet. Denn er mag sein Essen grundsätzlich nur heiß serviert.

Der arme Siedetaucher muss sich wirklich anstrengen, denn der Teich ist keine Teetasse, sondern eher ein Kubikmeter – also tausend Liter – Wasser. Er schafft das Unmögliche – er erwärmt das Teichwasser auf Temperaturen knapp über 20 °C, bevor er abtauchen und dringend was essen muss.

Der Laufrosch hat sich mittlerweile eine kleine Binsenmatratze geflochten und einen Binsensonnenschirm dazu, und streckt sich ganz entspannt mit einem kleinen Binsenbier und einem Pfifferling der Sorte Dröhn auf jenem Floße aus, schaut dem Heißstorch dabei zu, wie dieser darauf wartet, dass das Wasser zu kochen beginnt.

Nachdem der Siedetaucher sich satt gefressen hat und wieder auftaucht, muss er dringend schlafen und vermeldet das auch seinem Storch. Dieser steckt ihn daraufhin wieder in sein Gefieder und wartet weiter darauf, dass das Wasser zu kochen beginnt. (An keiner Stelle wurde gesagt, dass der Heißstorch Zusammenhänge begreift.)

Der Laufrosch hüpft von seinem Floß zurück ins Wasser, sobald sich das wieder auf 19 Grad abgekühlt hat, und das war's im Groben.

Diese Situation wiederholt sich jedesmal, sobald die beiden Tiere aufeinandertreffen.

Nur im Hochsommer könnte es dem Heißstorch hypothetisch gelingen, einen Laufrosch zu kochen, aber auch das wird nix, weil der Laufrosch sich ab dem Moment, wo das Teichwasser dauerhaft über 20 °C aufheizt, an Land begibt. Er verbarrikadiert sich bis zur nächsten Saison in einem Campingwagen voller leckerer Mücken, während die zum Wagen gehörigen Camper den hungrigen Heißstorch – die Attraktion des Campingplatzes, übrigens – an ihrem Erbseneintopf mitmampfen lassen.

Text hikE 30.4.2023

P.S. Danke an die batteriebetriebene Funktastatur ("Bastatur") für die Erfindung dieser beiden Tierarten

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29.05.2023 / 20:04 coloRadio, coloRadio, Dresden
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