US-Vorwahlen

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Vorbericht auf die US-Vorwahlen am heutigen "Super Tuesday" 2008.
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Upload vom 05.02.2008 / 08:56

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Internationales
Entstehung

AutorInnen: Max Böhnel
Radio:
Produktionsdatum: 05.02.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmoderation
„Super Tuesday“ in den USA – als würde ein Superlativ nicht ausreichen, erleben die Amerikaner heute den grössten Super-Dienstag in der Geschichte ihres Landes. Gleich in 22 Bundesstaaten finden parteiinterne Vorwahlen statt, bei den Republikanern wie bei den Demokraten. Damit kann die Hälfte der Stimmberechtigten ihr Votum über den Wunschkandidaten abgeben, ein Art nationaler Vorwahl. Die auf Superlativen getrimmten Medien erklären den „Super Tuesday“ deshalb auch zum „Super Duper“, zum „Giga“ und sogar zum „Tsunami Tuesday“. Die „New York Times“ nannte ihn einfach „the Big Day“. Ziemlich klar ist schon jetzt, dass bei den Republikanern der 71-jährige Vietnamkriegsveteran Senator John McCain aus Arizona die meisten Stimmen erhalten und damit zum Präsidentschaftskandidaten der Rechten nominiert werden wird. Spannend und nervenaufreibend wird es bei den Demokraten bleiben. Denn die New Yorker Senatorin Hillary Clinton und der Senator aus Illinois Barack Obama liegen Kopf an Kopf. Der Sieger oder die Siegerin bei den Demokraten wird heute Abend deshalb noch nicht feststehen und sich in den folgenden Vorwahlen in anderen Bundesstaaten herauskristallisieren. An eines der drei Gesichter werden sich die Amerikaner und auch die Weltöffentlichkeit ab dem 4. November, wenn die eigentliche Präsidentschaftswahl stattfindet, für einige Jahre gewöhnen müssen. Ein Mr. President McCain, eine Mrs. President Clinton oder ein Mr. President Obama.

Autor
Die herrschende Klasse und die Konzerne würden am Super Tuesday eben ihre Vorwahlen abhalten, hiess es in der linken Zeitschrift „Z Magazine“ wegwerfend. Denn die Bush-Regierung habe das Land mit dem Irakkrieg, mit der Wirtschaftskrise, dem schwachen Dollar und dem sinkenden Ansehen im Ausland ins Chaos gesteuert. Und nur ein neues Gesicht und eine neue politische Konstellation könnten dem US-Imperialismus wieder zur Vormachtstellung verhelfen. So richtig es ist, dass bei den Vorwahlen und bei den Präsidentschaftswahlen keine linke Alternative zur Politik des Establishments in Aussicht steht, so falsch ist es zu glauben, dass es egal sei, ob sich ein Demokrat oder ein Republikaner durchsetzt. Immerhin lautet das am meisten benutzte Wahlkampfschlagwort „change“, Wandel, und Umfragen zeigen, dass die Mehrzahl der amerikanischen Bevölkerung von der Bush-Regierung nicht viel hält. Als wichtigste Themenfelder, auf denen sie „change“ einfordert, werden die Wirtschaft und der Irakkrieg genannt. McCain setzt auf das traditionelle Republikanercredo von den sogenannten Kräften des freien Marktes, von Steuererleichterungen für Konzerne, von denen die Bevölkerung durch den sogenannten trickle-down-Effekt schon profitieren werde, gekoppelt mit mehr Militär und Rüstungspolitik.

O-Ton McCain
Wir sind in Kuwait, in der Türkei, in Bosnien, überall in der Welt, leider müssen wir als Supermacht auf dem ganzen Globus für Sicherheit sorgen. Im Irak werden wir uns mit mehr Truppen bis zum Sieg durchsetzen.

Autor
Kein Rückzug, Eskalation im Irak – genannt „surge“ – genau mit diesen Forderungen, die sich von der Politik der Bush-Regierung kaum unterschieden, war McCain bis vor einem halben Jahr schon abgeschrieben worden. Doch der Rückgang der Gewalt im Irak – genauer gesagt, der Rückgang der Zahl getöteter amerikanischer Soldaten, und der Rückgang des Medieninteresses am Irak, führte McCain bei den Republikanern wieder an die Spitze. Hillary Clinton und Barack Obama wollen dagegen einen vorsichtigen Truppenrückzug.

O-Ton Clinton
Innerhalb von zwei Monaten werde sie Truppen abziehen, ein bis zwei Brigaden pro Monat, innerhalb eines Jahres sei die Mehrzahl der amerikanischen Soldaten wieder zuhause.

Autor
Barack Obama will Ähnliches. Aber er hält Clinton vor, dass sie im Oktober 2002 im Senat für den Irakkrieg stimmte. Sie sei deshalb keine glaubenswürdige Kandidatin der Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf gegen McCain.

O-Ton Obama
Ich bin der effektivste Demokrat, der gegen McCain argumentieren kann. Denn ich stelle ein deutliches Gegenstück dar. Ich habe den krieg zu keiner Zeit unterstützt. Es geht ja auch darum, mit dieser Kriegsmentalität aufzuräumen.

Autor
Dafür erhielt Obama bei der letzten Debatte der Demokraten vor den Vorwahlen am vergangenen Donnerstag, die vor Hollywood-Grössen in Los Angeles ausgetragen wurde, einen Riesenapplaus - während Clinton nicht gut aussah. Die demokratisch-liberale Hollywood-Elite tendiert tatsächlich zu Obama, ebenso wie mächtige Parteigrössen aus der Kennedy-Familie und aus der amerikanischen Kulturindustrie. Die Spitzen des demokratischen Parteiapparats und Big Capital – die Banken, Versicherungen und Grundstücksfirmen – sowie die Anwaltsfirmen investieren in Clinton. Obama wird weiterhin unterstützt von Ärzten, Lehrern und den neuen Medien. Tatsächlich könnte die Präsidentschaftswahl 2008 die erste Internet-Wahl sein. Es gibt Insider, die das Internet „den 51. Bundesstaat“ nennen. In diesem Bereich hat Barack Obama sowohl über seine Parteikollegin Clinton als auch über die Republikaner einen riesigen Vorsprung – und damit auch den besten Zugang zu den Jungwählern.

Atmo "amigosdeobama.com"
Eine spanischsprachige Webseite wie amigosdeobama.com, auf der ihm zuliebe Reggaeton zu hören ist, hat kein anderer Kandidat.

Atmo "Yes, we can"

Autor
Ein Musikvideo, in dem Hollywoodstars in eine Rede von Obama einstimmen, ist seit ein paar Tagen ein Hit auf Youtube. Yes, we can, heisst der Refrain darauf. Obama hat ausserdem 358.000 registrierte Facebook-Fans und eine Viertelmillion MySpace-Freunde, sehr viel mehr als seine Konkurrenz. Und im Januar brach der junge Senator einen neuen Rekord. Er hatte 28 Millionen Dollar Spenden über das Internet eingesammelt, fast alle Einzelbeträge unter 100 Dollar. Die vielen Linksliberalen und Linken, die Obama wählen werden, hoffen nach dem „Super Tuesday“ auf jeden Fall, dass aus dem vagen „Yes, we can“ konkrete fortschrittliche Politikvorschläge werden. Andernfalls wäre eine Stimme für Obama auch wieder nur ein Kreuzchen beim kleineren Übel.

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ENDE

Kommentare
05.02.2008 / 12:11 5.2.08, Radio RaBe, Bern
gesendet
RaBe Abendinfo- FRAGE: innerhalb welches Radios wurde der Beitrag produziert?
 
05.02.2008 / 14:34 wolli, Radio Unerhört Marburg (RUM)
@Rabe
Max Böhnel ist ein mensch aus den usa, der sich bei zip-fm gemeldet hat, dass er zu den vorwahlen 2 beiträge machen will, d.h. es kommt am 7.2.08 noch einer mit einer nachbetrachtung
 
05.02.2008 / 14:57 andreas, Radio Dreyeckland, Freiburg
.
... er hat 2003 schonmal was gemacht (antikriegsdemos usa, steht auf frn), lange nix mehr, dann mal wieder kontakt aufgenommen ... gruß andreas
 
05.02.2008 / 23:44 Ralf-CORAX, Radio Corax, Halle
aber wo hat er nur diesen ARD und Hitradio-Singsang gelernt?
da muss mensch sich ganz schoen anstrengen auf den Inhalt zu hoeren...
 
06.02.2008 / 19:03 heike, Radio Z, Nürnberg
gesendet
im stoffwechsel bei radio z. danke.
 
06.02.2008 / 20:30 Max Böhnel,
An RALF von MAX wg. Singsang
Hallo Ralf, bitte ruf mich an, dann ruf ich Dich zurueck. Ich wuerde gern mehr wissen, was ich an meinem "Singsang" veraendern soll. 001-973-7467380. Max
 
07.02.2008 / 12:29 Cheyenne RaBe, Radio RaBe, Bern
mir gefällts
Mir gefallen die Beiträge recht gut! Auch die Sprechweise von dem Mann (tönt von mir aus gesehen sehr professionell- ich mag das sehr!). Kann mir jemand seine Mailadresse senden? Würde gern mit ihm KOntakt aufnehmen.. LiebGruzz Cheyenne