Neue Belastungskarte der Meere

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Eine neue Karte gibt detailliert Auskunft über den Verschmutzungsgrad der Meere.
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Upload vom 25.01.2009 / 09:17

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt
Entstehung

AutorInnen: Anne S. (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 27.03.2008
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO gelten 18% der kommerziell gehandelten Fischarten als überfischt, rund 400 Ölplattformen verschmutzen die Nordsee jährlich mit 9 000 Tonnen Öl und atomare Wiederaufarbeitungsanlagen im britischen Sellafield und im französischen La Hague leiten ihre radioaktiven Abwässer nach wie vor ins Meer.
Die Tatsache, dass unsere Meere gewaltig strapaziert werden, ist allgemein bekannt. US-Amerikanische Forscher sind nun einen Schritt weitergegangen und haben erstmals einen globalen Gefährdungsatlas der Weltmeere veröffentlicht, in dem sie aufzeigen, wie und wo der Mensch das Meer gefährdet. Neu ist also, dass das weltweite Ausmaß der Schäden und ihre Verteilung nun auf den Quadratkilometer genau angegeben werden können.

Zu sehen ist eine Weltkarte auf der die Meeresflächen, entsprechend der Belastung durch menschliche Einflüsse, verschieden eingefärbt sind. Große Flächen sind orange; hier hat der Mensch, laut Kartenlegende, bereits einen „mittelstarken“ Einfluss auf die Ökosysteme des Meeres ausgeübt. An einigen Stellen färbt sich die Karte dunkelrot, hier ist der menschliche Eingriff bereits „sehr stark“. Sechs verschiedene Grade der Belastung zeigt die Karte, von sehr schwacher Belastung in blau über gelb bis hin zu den stark gefährdeten dunkelroten Gebieten. Auffällig ist: Es existiert nicht ein Punkt in den Ozeanen der Welt, der noch vom Menschen unberührt ist.

Die Zuteilung eines Gebietes in eine der Belastungsstufen der Farbskala resultiert aus der Zusammenfassung der Einflüsse durch den Menschen und der Auswirkung, die sie auf das jeweilige Ökosystem haben.
Daten über 17 verschiedene Belastungsfaktoren wurden verarbeitet, darunter Fischfang, die Verschmutzung durch die Schifffahrt und die Flüsse, die zu viele Nährstoffe ins Meer leiten, der Einfluss von Ölbohrungen und der des Klimawandels durch steigende Wassertemperaturen und erhöhte UV- Strahlung. Da nicht jedes Ökosystem gleich stark auf diese Eingriffe reagiert, haben die Forscher zwischen 14 verschiedenen Typen von Ökosystemen unterschieden. So wurde versucht Mangrovenwälder, Korallenriffe, Seegraswiesen, Flachwassergebiete, oder unterseeische Gebirgshänge auf ihre Empfindlichkeit auf die verschiedenen Umwelteingriffe einzuschätzen. Als Mimosen haben beispielsweise die Korallenriffe zu gelten, von denen etwa die Hälfte unter „mittelstarker“ bis „starker“ Belastung zu leiden hat.

Zurück zum Gesamtbild der Karte. Alarmierendes Rot leuchtet im Bereich der Nordsee, um Norwegen, in den japanischen und chinesischen Gewässern, der Ostkaribik der nordamerikanischen Ostküste und in Teilen des Mittelmeers, um nur einige Beispiele zu nennen. Insgesamt gilt, dass die Küstenbereiche im Umfeld der Industrienationen besonders stark beeinflusst sind. Gebiete von sehr schwacher Beeinflussung, darunter fallen gerade noch 3,7 % der Meere, findet man vor allem um die Pole. In Bereichen also, in denen das Eis dem menschlichen Eingriff Grenzen setzt. „Noch“ sollte man vielleicht dazusagen, lässt doch der Klimawandel das arktische Eis immer weiter abschmelzen.
Der Klimawandel ist es auch, der zu einer, der größten Gefahren für die Meere heranwächst. Die erhöhte Wassertemperatur könnte Meeresströmungen abreissen lassen, was enorme Auswirkungen auf das Landklima zur Folge hätte. Als gefährdet wird zum Beispiel der Nordatlantikstrom angesehen. Das zunehmend wärmere Wasser stört außerdem synchron eingespielte Räuber-Beute Beziehungen der Meeresfauna.

Ein weiteres großes Problem, das durch den übermäßigen CO2 Ausstoß verursacht wird, ist die Versauerung der Meere. Das Kohlendioxyd aus der Atmosphäre wird zu einem Teil von den Meeren aufgenommen. Dies führt zu Absenkungen des ph-Wertes. Die Auswirkungen auf kalkbildende Meeresorganismen, wie Muscheln, Schnecken und Korallen kann sich jeder vorstellen, der seine Kaffeemaschine schon einmal mit Essigwasser oder Zitronensäure entkalkt hat.

Die Belastungskarte der Weltmeere soll nun eine über Ländergrenzen hinausgehende Zusammenarbeit von Politikern und Umweltschützern erleichtern. Anhand des Bildes sollen sie erkennen, wo sie gemeinsam ihre letztlich immer zu knappen Mittel am sinnvollsten für die Gesundung der Meere einsetzen können. Einer der Autoren, Benjamin Halpern, möchte die Karte als eine Art „Roadmap“ verstanden wissen für ein internationales „Ozean-Management“. Einen ersten Hoffnungsschimmer gibt es schon: Durch eine Änderung der UN-Seerechtskonvention soll es erstmals möglich werden, Schutzgebiete auf hoher See einzurichten. Bisher können drei Viertel der Meere gar nicht als Schutzgebiete ausgewiesen werden, da sie zu keinem Staat gehören. Schutzgebiete können zwar der Versauerung und Temperaturerhöhung nicht direkt etwas entgegensetzen, doch können sie die Auswirkungen dämpfen, indem sie die Widerstandsfähigkeit der Meere erhöhen.


Kommentare
01.04.2008 / 02:16 AL, coloRadio, Dresden
wird gesendet
am 3. April in Umweltthemen