Politiken illegalisierter Migrantinnen und Migranten

ID 35526
 
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Vortrag von Marianne Pieper „Politiken illegalisierter Migrantinnen und Migranten“, der im Rahmen der Vortragsreihe "Menschen ohne Papiere - Hamburger Beiträge zur Erforschung irregulärer Migration" des Hamburger Institut für Sozialforschung am 28. April 2010 stattgefunden hat.

Marianne Pieper ist Professorin am Fachbereich Sozialwissenschaften am Institut für Soziologie, der Universität Hamburg. Sie wird in ihrem Vortrag auf Basis zweier laufender Forschungsprojekte zu illegalisierter Migration die gelebten Formen der Dissidenz und die mikrosozialen Praktiken illegalisierter Migranten und Migrantinnen im dynamischen Konflikt- und Aushandlungsfeld des gegenwärtigen Migrationsregimes diskutieren.
Audio
45:18 min, 41 MB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.08.2010 / 13:52

Dateizugriffe: 450

Klassifizierung

Beitragsart: Anderes
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Kultur, Politik/Info
Serie: Anti(ra²)dio
Entstehung

AutorInnen:
Radio: FSK, Hamburg im www
Produktionsdatum: 15.08.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Marianne Pieper: Politiken illegalisierter Migrantinnen und Migranten

In der aktuellen Berichterstattung und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen werden Aussagen über illegalisierte Migration zumeist auf Aspekte von Kontrolle, Ausschluss, Entrechtung und Ausbeutung reduziert. Damit geraten undokumentierte Migranten und Migrantinnen in der Öffentlichkeit gleichsam in die Rolle der "Verlierer" im Prozess der Globalisierung. Die Perspektive verengt sich häufig auf die Figur des Opfers. Der Blick auf die spezifischen politischen Dimensionen der Mobilität illegalisierter Migrantinnen und Migranten wird dadurch verstellt:

Auf Basis zweier laufender Forschungsprojekte zu illegalisierter Migration werden im Vortrag dagegen die gelebten Formen der Dissidenz und die mikrosozialen Praktiken illegalisierter Migranten und Migrantinnen im dynamischen Konflikt- und Aushandlungsfeld des gegenwärtigen Migrationsregimes diskutiert.

Die unterschiedlichen Formen der Mobilität erweisen sich aus dieser Perspektive als politisch artikulierte „Bewegungen ohne Programm“, die nicht in den großen Erzählungen politischer Widerstandsformen zu finden sind. Illegalisierte Migrantinnen und Miranten verfolgen Praktiken klandestiner oder „unwahrnehmbarer Politiken“, die in den Engpässen der prekären Lebensbedingungen entstehen, jedoch diese auch übersteigen. Es sind keine organisierten Praktiken des Entkommens und der Subversion. Sie generieren aber beständig neue Formen des Sozialen, die die bestehenden politischen und sozialen Ordnungen irritieren und Transformationsprozesse in Gang setzen können.

Prof. Dr. Marianne Pieper, Fachbereich Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie, Universität Hamburg