Fühlt sich Bush von Marburger Metzger beleidigt?

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Die Reaktionen gegen die Äußerungen zum Irak Krieg werden immer härter. Nachvollziehbar ist dies sicher in den islamischen Ländern, in denen die Regierung um ihre eigene Existenz fürchtet oder in jenen Ländern in denen sich die Friedens-Demonstrationen gegen die herrschende Regierungsmeinung richten, wie etwa in den USA, Spanien, Italien oder Australien. Aber selbst in Hamburg ist der rechte Senat kürzlich mit Wasserwerfern gegen eine Schülerdemo vorgegangen. Auch im sonst so ruhigen Marburg gab es eine Verschärfung. Ein Beitrag von Radio Unerhört Marburg.
Audio
05:42 min, 2673 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 28.03.2003 / 00:00

Dateizugriffe: 304

Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: wolli
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 28.03.2003
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
(OT1)
So ein Zeuge von Ereignissen am Tag des Kriegsausbruchs in Marburg. Was war geschehen? Ein alt eingesessener marburger Metzger-Meister hat sein geschlossenes Geschäft seit Wochen dazu genutzt seine Meinung zum Krieg kund zu tun. Dabei wurde der Name des Machthabers der USA, George Bush der II, mit dem Wort „Staatsterrorist" in Verbindung gebracht. Also nichts, was nicht schon öfters auf diversen Transparenten auf unzähligen Demonstrationen geäußert worden wäre. Noch besser. Genau die beanstandeten Plakate hat der Metzger Meister Becker schon mit der Genehmigung der Stadt Marburg auf dem Marktplatz ausstellen dürfen. Und nun wollte er wegen des großen Erfolgs dies wiederholen. Aber diesmal ging es nicht.
(OT7)
So hat er dann zufällig erfahren, daß gegen ihn ermittelt wird.
Wer diese Ermittlungen angestoßen hatte, daß konnte uns auch der Pressesprecher der Stadt nicht sagen, weil er leider nicht erreichbar war.
Nun gut. Das Ordnungsamt informiert die Polizei. Gerade am Tage des Kriegsausbruchs wird die Marburger Polizei dann aktiv. Sie begutachtet in schußsicheren Westen die verdächtigen Plakate, und hält Rücksprache mit dem Staatsschutz und der Staatsanwaltschaft.
(OT2)
So Herr Wölk, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft. Und als die Staatsanwaltschaft kund tat, daß Gefahr im Verzuge sei, ...
(OT5)
So der vom Staatsschutz beäugte Metzger Meister Becker.
Dies alles, weil sich ein gewisser Bush in den USA beleidigt fühlen könnte.
Und ob der Herr Bush sich nun beleidigt fühlt, wird von der Staatsanwaltschaft so erklärt:
(OT3)
Also wenn sich wer eventuell beleidigt fühlen könnte, und wer anders vielleicht nichts dagegen haben könnte, daß da was gegen gemacht werden würde, wird das schon mal geprüft. Wenn dann ein Experte glaubt das da wer sich beleidigt fühlen könnte, wird er darüber informiert, das er beleidigt worden sein könnte. Fühlt er sich dann auch wirklich beleidigt muß die nächste Person entscheiden ob er sich denn auch beleidigt fühlen darf. Und ja, ja dann wird gegen den Metzger Meister aus Marburg ermittelt.
(OT4)
Alles Klar. Vorauseilenden Gehorsam nennen Menschen so etwas üblicher weise. Der Metzger Meister Becker trägt es mit Humor.
(OT6)
Soweit erst einmal mit einem gefährlichen Marburger Bürger, der den Staatsschutz auf den Plan ruft. Marburg soll derweil mit einer erhöhten Streifentätigkeit ein größeres Maß an Sicherheit erhalten.
(OT8)
Wie es weiter geht, werden wir später erfahren, schließlich ist dieser Vorfall auch Thema in der nächsten Marburger Stadtparlamentssitzung. Vielleicht klärt es sich ja dann auch auf, wer diesen Stein ins rollen gebracht hat.
Soviel mit Geschichten aus Marburg für heute.