Die Ermordung und Tötung von Juden während der Shoah hat nicht ausschließlich in Konzentrations- und Vernichtungslagern stattgefunden. Auf dem Feldzug gegen die Sowjetunion ermordeten deutsche Einsatz- und Sonderkommandos der Einsatzgruppen, Polizeibataillone, Einheiten der Wehrmacht und SS-Formationen Jüdinnen und Juden in Massenerschießungen und Massakern. In der ukrainischen Stadt Berditschew ermordeten sie alle Berditschewer Juden, die nicht mehr rechtzeitig die Stadt hatten verlassen können. Mindestens 18000 Menschen, in der Mehrzahl Alte, Frauen und Kinder, wurden zumeist in Massenexekutionen, am Rand von Gruben, erschossen.
Was aber bringt die Menschen dazu, massenhaft Menschen zu ermorden? Welche Bedingungen und Mechanismen liegen den massenhaften Tötungen und Massakern zugrunde? Und wie übertragbar ist die 'Dynamik des Tötens' in Berditschew auch auf andere Gewaltakte in Genoziden und/oder Kriegen?
Über diese und andere Fragen haben sich Gesine Leyk und Judith Poppe von Radio Corax mit Dr. Michaela Christ unterhalten. Michaela Christ ist Soziologin und hat ein Buch über die 'Dynamik des Tötens – Die Ermordung der Juden in Berditschew, Ukraine von 1941-1944' geschrieben. Es ist im Dezember 2011 im Fischer Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.