neue Gen-Kenzeichnungsregelung seit 18. April

ID 6640
 
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Ab 18. April gelten in der EU neue Kennzeichnungsregelungen für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Alle gentechnisch veränderten Produkte müssen nun gekennzeichnet werden, auch dann, wenn die fremde Erbsubstanz durch die weitere Verarbeitung nicht mehr nachweisbar ist. Nicht darunter fallen aber dennoch Produkte von Tieren und Mikroorganismen.

Wie sind die neuen Regeln und wo sind Schwachstellen? Florian Noto hat nachgefragt, was die Verbraucherzentrale zum Thema Gentechnik macht...
Audio
04:12 min, 1965 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 16.04.2004 / 00:00

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Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Umwelt
Serie: zip-fm - Einzelbeitrag
Entstehung

AutorInnen: Florian Noto, Umweltradio Göttingen
Radio: freefm, Ulm im www
Produktionsdatum: 16.04.2004
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Sie versucht die Verbraucher und Verbraucherinnen zu informieren über das, was da in ihrem Essen in Sachen Gentechnik auf sie zu kommt. Wir haben eine Reihe von Infomaterialien entwickelt, die wir auch großzügig verteilen und gerne an jede InteressentIn abgeben.

Wenn man sich die aktuelle Gesetzgebung ansieht ist es zwar so, dass sich für die Verbraucher die Situation insofern verbessern wird, als dass gentechnisch veränderte Zutaten in Lebensmitteln einfacher erkennbar sind. Leider ist die EU-Gesetzgebung in diesem Fall aber nicht wirklich konsequent gewesen, denn trotz der verbesserten Situation gibt es auch zukünftig noch
Lücken. Die größte Lücke besteht bei den tierischen Produkten. Wenn Tiere mit gentechnisch veränderten Produkten gefüttert wurden, wird man das am Endprodukt, sprich bei Milch, Fleich und Eiern, nicht erkennen können. Dass heißt, die Landwirte werden zwar die Information bekommen: "Futtermittel ist gentechnikhaltig", aber hinterher an Fleisch, Milch und Eiern fehlt dieser Hinweis.



Frage: Also dann unterstützt man am Ende als Käufer, als Konsument, die Gentechnik indirekt, indem man diese Fleisch- oder Milchprodukte kauft und gar nicht weiß, dass die Tiere damit gefüttert wurden?

Genau. Und das ist besonders fatal, weil der größte Teil der gentechnisch veränderten Pflanzenmasse derzeit im Futtertrog landet und nicht direkt als Zutat in unseren Lebensmitteln auftaucht.

Zukünftig kann sich die Situation weiterhin verschlechtern. Wenn wirklich gentechnisch veränderte Pflanzensorten von den Landwirten in Europa angebaut
werden ist absehbar, dass es zu Vermischungen kommt. Und diese Vermischungen der eigentlich als Futtermittel gedachten Pflanzensorten werden nicht im Futtermittel alleine bleiben, sondern natürlich auch zu Verunreinigungen im "direkten" Lebensmittel-Sektor führen.

Dass heißt zukünftig ist absehbar, dass wir wahrscheinlich nur noch die Wahl haben werden zwischen mehr oder weniger verunreinigten Lebensmitteln. Und
das würde natürlich das, was jetzt so hoch gehängt wird, nämlich die Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher, wieder zunichte machen.



Frage: Nun wird ja gesagt, dass die Gentechnik auch viele Chancen bietet, also dass etwa mehr Vitamine drin enthalten sind. Wo sehen Sie die Vorteile der Gentechnik?

Ich kann wirklich nicht sehen, warum ein herbizidresistenter Mais sinnvoller und besser für den Verbraucher sein sollte als einer, der herkömmlich
angebaut wird. Also derzeit ist überhaupt gar kein Vorteil für Verbraucher zu sehen.

Es wird ja auch mehr mit der Aussicht auf das geworben, was denn zukünftig kommen soll. Also diese berühmten Produkte der zweiten Generation, die von ihren Inhaltsstoffen so sehr viel günstiger zusammengesetzt sein sollen.
Dabei muss man allerdings wissen, dass völlig unklar ist, ob diese Produkte wirklich jemals auf den Markt kommen werden. Und ihre Vorzüglichkeit ist darüber hinaus anzuzweifeln. Schon bei den derzeitigen ganz konventionell angereicherten Produkten, also dem vitaminisierten Joghurt oder den berühmten ACE-Säften, die man überall im Handel findet, gibt es viele
Probleme und man muss leider auch feststellen, dass sich diese jahrelange Anreicherungspraxis nicht nur als vollkommen wirkungslos für große Teile der Bevölkerung erwiesen hat, sondern in Teilen sogar schädigende Wirkung festgestellt wird.

Also im Moment sind sehr viel mehr Fragen in diesem Zusammenhang offen als wirklich günstige Belege gegeben und ich sehe im Moment überhaupt nicht, dass die Gentechnik da einen besseren oder sinnvolleren Ansatz fährt.