Bedrohlicher Wandel – warum sich die Klimakrise immer mehr verschärft

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Bei der Pariser Klimakonferenz hat sich die internationale Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, den CO-2-Ausstoß so zu vermindern, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde höchstens um zwei Grad steigt, möglichst um nicht mehr als 1,5 Grad. Wenn man sich aber die Entwicklung der CO-2-Emissionen anschaut, sind wir weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. In der Sendung geht es darum, welche Folgen der Klimawandel hat, vor allem im globalen Süden. Außerdem beschäftigen wir uns damit, auf welche Weise die Aktivitäten des Militärs das Klima schädigen. Und schließlich widmen wir uns auch der Frage, was wir tun können, um die Klimaveränderungen zu begrenzen. Interviewpartner ist Dr. Philip Bedall vom Umweltinstitut in München
Audio
42:27 min, 34 MB, mp3
mp3, 110 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 03.03.2020 / 16:34

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt
Entstehung

AutorInnen: Harald Will
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 03.03.2020
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Mod. Live:


Willkommen zum Friedensforum in „Lora International“, zur Sendung der
Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, DFG-VK. Bei uns geht es heute um eine Bedrohung, die von vielen Menschen immer noch nicht ernst genommen wird, obwohl sie inzwischen offensichtlich geworden ist: Die Bedrohung durch den Klimawandel. Welche Folgen dieser Wandel haben wird, wenn wir nicht gegensteuern, läßt sich am Beispiel Deutschland zeigen – sagt Dr. Philip Bedall, Referent beim Umweltinstitut in München:

Zuspielung 1 (Bedall kurz)

Mod. Live:

Deutschland ist selbstverständlich nicht allein vom Klimawandel betroffen. In dieser Sendung geht es auch darum, welche Folgen dieser Wandel in anderen Teilen der Welt hat, vor allem im globalen Süden. Außerdem beschäftigen wir uns damit, auf welche Weise die Aktivitäten des Militärs das Klima schädigen. Und schließlich widmen wir uns auch der Frage, was wir tun können, um die Klimaveränderungen zu begrenzen. All dies in einem ausführlichen Interview mit Dr. Bedall vom Umweltinstitut in München.

Titel unserer Sendung: Bedrohlicher Wandel – warum sich die Klimakrise immer mehr verschärft

Am Mikrofon in der nächsten Stunde: HW

Bei der Pariser Klimakonferenz hat sich die internationale Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, den CO-2-Ausstoß so zu vermindern, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde höchstens um zwei Grad steigt, möglichst sogar um nicht mehr als 1,5 Grad. Wenn man sich aber die Entwicklung der CO-2-Emissionen anschaut, sind wir weit davon entfernt, dieses Ziel zu erreichen. Frage an Philip Bedall vom Umweltinstitut in München: Was droht, wenn alles so weiterläuft wie bisher und die Emissionen nicht deutlich reduziert werden?

Zuspielung 2 (Bedall 1)

Mod.live:



Die Voraussagen zum Fortschreiten des Klimawandels müssen zum Teil revidiert werden. Denn die globale Erwärmung geht in einigen Weltgegenden weitaus schneller voran als bisher angenommen – wir haben es vorhin gehört. Das heißt: Die Prognosen zur Erderwärmung waren zu optimistisch, und zwar in Bezug auf die Zeit, die uns noch zur Verfügung steht, um negative Folgen des Klimawandels zu vermeiden oder wenigstens zu begrenzen. Umso verstörender ist, mit welcher Ignoranz und Dickfelligkeit große Teile der Politik auf die Warnungen der Wissenschaft reagieren. Das Verhalten der Bundesregierung, die statt eines Maßnahmen-Pakets für wirksamen Klimaschutz nur ein winziges Klima-Päckchen auf den Weg brachte, ist dafür nur ein Beispiel. Unter diesen Umständen scheint es sehr fraglich, ob die Erderwärmung noch auf 1,5 bzw. 2 Grad zu begrenzen ist. Was meint Philip Bedall vom Umweltinstitut in München - müssen wir dieses Ziel ehrlicherweise nicht einfach abschreiben?


Zuspielung 3 (Bedall 2)



Mod.live:


Mit der Klimakrise ist eine zusätzliche Aufgabe auf die Friedensbewegung zugekommen: Auch sie muss auf die bedrohlichen Klimaveränderungen hinweisen und sie muss dabei mit der Umwelt- und Klimaschutzbewegung an einem Strang ziehen. Unter anderem geht es darum, auf die Militärs als wichtige Mitverursacher des Klimawandels aufmerksam zu machen. Bisher wird das Thema „Militär und Klima“ allerdings wenig beackert – das betrifft auch diejenigen, die sich sonst kritisch mit dem Militär auseinandersetzen. Dabei gibt es inzwischen einiges an Material darüber, wie klima-feindlich militärische Aktivitäten sind. Solches Material kommt zum Beispiel von der Informationsstelle Militarisierung in Tübingen, abgekürzt IMI. Die Informationsstelle hat eine ganze Reihe von Studien herausgegeben, die sich mit der Rolle der Militärs beim Klimawandel beschäftigen. Auf dieses Material stützte sich Walter Listl vom Münchner Friedensbündnis als Referent einer Veranstaltung im letzten November. Die Veranstaltung im Eine-Welt-Haus trug den Titel „Rüstung, Krieg und Militär - Klimakiller Nummer eins“. Hier ein Ausschnitt aus dem Vortrag von Walter Listl.

Zuspielung 4 (Vortrag Listl)


Mod. Live:


Zu Anfang dieser Sendung war schon einmal kurz davon die Rede: Der Klimawandel wird auch zu neuen Kriegen führen. Das sagen Experten wie etwa die vom internationalen Weltklimarat IPCC. In einem Report des IPCC wird festgestellt , dass der Klimawandel andere Krisenerscheinungen hervorruft wie Hungersnöte, massenhafte Flucht und gewaltsam ausgetragene Konflikte. Solche Konflikte sind zu erwarten, weil wegen der Klimaveränderungen in bestimmten Regionen die Wasserreserven schrumpfen werden und fruchtbares Land weniger wird. Es ist dann zu befürchten, dass Streit aufkommt um die verbleibenden Ressourcen, dass ein Kampf um Wasser und Boden ausgetragen wird. Auch Philip Bedall vom Umweltinstitut in München weist darauf hin: Wenn der Klimawandel weitergeht, wird es unter anderem weniger verwendbares Wasser auf der Erde geben.

Zuspielung 5 (Bedall 3 )



Mod. Live:
Die Klimaschutzbewegung ist inzwischen eine globale Bewegung, auch wenn es in unserer Wahrnehmung manchmal so aussieht als konzentriere sie sich auf die Länder des Nordens. An vielen Orten auf der Erde wird heute für Klimagerechtigkeit gestritten – auch in den Ländern des globalen Südens. Dort leben die, die von der Klimakrise am stärksten betroffen sind. Sie erleben die Auswirkungen des Klimawandels heute schon: Hitze, Dürre, Überschwemmungen und kollabierende Ökosysteme. Viele der Betroffenen wollen sich nicht einfach in ihr Schicksal ergeben, sondern sie organisieren Protest und Widerstand. In vielen Ländern des Südens haben sich inzwischen Umwelt- und Klimaschutzbewegungen formiert. Sie kämpfen nicht nur gegen die Zerstörung ihrer Umwelt. Sie stellen oft auch ganz grundsätzliche Fragen. Etwa: Wie können wir Autonomie erreichen, wenn es umdie Verwendung der Ressourcen in unseren Ländern geht? Wie können wir das Zusammenleben auf unserem Planeten so organisieren, dass ein gutes Leben für alle möglich wird? Das Münchner Umwelt-Institut hat eine Karte herausgegeben, auf der verzeichnet ist, wo überall in der Welt sich Bewegungen für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit einsetzen. Philip Bedall vom Umweltinstitut in München erläutert:

Zuspielung 6 (Bedall 3a)


Mod. Live:


Was die Klimakrise angeht, so könnte man die Situation auch in ein Bild übersetzen: Alle sitzen in einem Boot und dieses Boot droht zu sinken. Aber die einen im Boot können sich irgendwie über Wasser halten, die anderen sind vom Ertrinken bedroht. Anders gesagt: Es gibt Länder, die sich auf die Klimaveränderungen besser einstellen können, weil sie die nötigen Ressourcen haben. Während andere Länder diesen Veränderungen mehr oder minder hilflos ausgesetzt sind – und das sind die des globalen Südens. Diese Länder leiden ohnehin viel stärker unter den Klimaveränderungen als die Länder des Nordens. Darauf macht auch das Umwelt-Institut München aufmerksam, und zwar in einem Text auf der vorhin schon einmal erwähnten Karte. In diesem Text wird darauf verwiesen, wie unterschiedlich die Klima-Risiken zwischen dem Norden und dem Süden verteilt sind. Wörtlich heißt es: „Wir befinden uns inmitten einer Gerechtigkeitskrise, verursacht durch einen fossilen und kolonialen Kapitalismus. Frage an Philip Bedall vom Umweltinstitut: Was bedeutet das genau, fossiler und kolonialer Kapitalismus?

Zuspielung 7 (Bedall 4)

Mod. Live:
Soweit Dr. Philip Bedall, Referent beim Umweltinstitut in München.

Verantwortlich für die Sendung und am Mikrofon: HW. Und damit verabschieden wir uns und wünschen Ihnen noch interessante Stunden mit LORA München.