Buchtipp: Gilad Atzmon "My one and only love"

ID 10626
 
Gilad Atzmon wurde 1963 in Jerusalem geboren und lebt seit 1994 im Londoner Exil. Als Jazz-Saxophonist und Komponist, war er Mitglied von Ian Durys »Blockheads« und leitet heute das »Orient House Ensemble«
Mit seiner CD MusiK – Rearranging the 20th century ist er seit September auf Europa – Tour. Gleichzeitig stellt er seinen zweiten Roman – My one and only love – vor ...

(Der Beitrag enthält An- un Abmoderationen)
Audio
05:35 min, 5230 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 13.11.2005 / 20:08

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Rezension
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Serie: Radio Palmares - Magazin
Entstehung

AutorInnen: Markus Kilp
Kontakt: tomschrott(at)yahoo.com
Radio: PalmaresPB, Paderborn im www
Produktionsdatum: 13.11.2005
keine Linzenz
Skript
Anmoderationsvorschlag:

Gilad Atzmon wurde 1963 in Jerusalem geboren und lebt seit 1994 im Londoner Exil. Als Jazz-Saxophonist und Komponist, war er Mitglied von Ian Durys »Blockheads« und leitet heute das »Orient House Ensemble«
Mit seiner CD MusiK – Rearranging the 20th century ist er seit September auf Europa – Tour. Gleichzeitig stellt er seinen zweiten Roman – My one and only love – vor. Wir haben schon einmal für Sie reingelesen:

MusiK – Rearranging

Der israelische Trompeter Danny Zilberstein hat eine besondere Gabe: mit seinem anrührenden Spiel und seinen fesselnden Kompositionen macht er das weibliche Publikum völlig verrückt. In den 50 er Jahren liegt ihm ganz Europa zu Füßen. Scharen von Groupies stehen nach den Konzerten vor seiner Garderobe. Doch Danny interessiert das alles nicht, er konzentriert sich nur auf die Musik. Bis er eines Tages nach einem Konzert einer mysteriösen Frau begegnet, in die er sich sofort im ersten Moment verliebt. Diese Frau verschwindet aber nach 15 Minuten wieder aus seinem Leben, und Danny sucht fortan nach Ihr: Seine Musik wird noch sehnsüchtiger und trauriger, was ihn wiederum noch erfolgreicher macht.

Das ist die eigentliche Story von „My one and only love”:
Was hier aber zunächst so harmlos und romantisch klingt, verschachtelt Autor Gilad Atzmon mit einen ätzenden und spannenden Kontext: Es geht um Verbrechen, die Aktivitäten des israelischen Geheimdienstes in Europa und um den Umgang mit NS-Kriegsverbrechern.

MusiK – Rearranging...

Die Form, die Atzmon für diesen derben Politkrimi wählt ist ungewöhnlich: Er lässt die Protagonisten in Interviews mit dem jungen Historiker Bird zu Wort kommen. Neben dem naiven, eher feinsinnigen Danny Zilber redet zunächst vor allem sein Manager und Produzent Avrum, ein Gangster, der in seiner primitiven Art alle moralischen Tabus bricht. Avrum schreckt, wenn es um den Erfolg seiner Produktionen geht auch vor Betrug und Mord nicht zurück:
außerdem arbeitet er zusammen mit dem israelischen Geheimdienst und erhält so für manches Krumme Ding den Segen von oben.

In der Zeichnung der Figur des skrupellosen Musik-Promoters Avrum spiegelt sich eine tiefsitzende Skepsis Atzmons an der israelischen Kultur: Avrum hat keine Ahnung von Musik, ihm geht es nur um den Erfolg. Dabei nutzt er zum Beispiel das Schuldgefühl der Deutschen nach der Shoah, um mit seinem Duo „Bambi und Bambina“ zu platzieren...kalkuliert setzt er auf den Mitleidseffekt gegenüber den Missgestalteten Sänger Bambina..., den er aber wiederum selbst abserviert und ins Gefängnis werfen lässt als dieser mehr Geld und Mitspracherecht bei den Kompositionen fordert.

MusiK – Rearranging

Im zweiten Teil des Romans mischt sich dann auch noch eine ehemalige Geheimagentin ein, die mit der Hilfe von Avrum Nazis entführt und geschmuggelt hatte und dem Geheimdienst vor allem durch Ihre sexuellen Manipulationen zu Dienste ist.
Sie bringt schließlich auch Licht in das dunkle Rätsel, um Dannys „One and only Love“

Atzmon schreibt aus seinem Londoner Exil eine spannende, skurrile und manchmal schrille Abrechnung mit der israelischen Politik und Kultur.
Eine provokative schwarze Satire auf zionistische Strategien und Spionageaktivitäten nach dem 2. Weltkrieg, durchaus auch mit komischen Momenten. Atzmon überzeugt hier aber vor allem durch eine Zeichnungen seiner Figuren, mit teilweise derber aber origineller Sprache.
„My one and only love“ klingt harmlos, ist aber bitterböse!


Abmoderationsvorschlag:

My one and only love ist in der Edition Nautilus erschienen, ca. 250 seiten sind für 16, 90 Euro zu haben.
Gilad Atzmon und das Oriental House Ensemble sind übrigens im November noch an einigen deutschen Städten, live zu sehen: Zum Teil auch mit einer Lesung von „My one and only love“ in englischer Sprache: So am 27.11. in Bochum und am 28.11. in Hannover.
Weitere Informationen finden Sie unter edition-nautilus.de im Internet.


Kommentare
15.11.2005 / 17:40 Stefan, Radio Corax, Halle
gesendet
bei Radio Corax im Mittagsmagazin, am Montag, 14. November