Union Busting News mit Jessica Reisner |arbeitsunrecht FM Nr. 17 / 2021

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Zoll und Steuerfahndung decken bei Frankfurter Reinigungsfirma bandenmäßig organisierte Schwarzarbeit in Millionenhöhe auf | 192 Infizierte Arbeiter:innen bei Kühltransporter-Hersteller Brüggen in Lübtheen (Krone Fahrzeugbau) | Sana-Kliniken: Management will 1000 Beschäftigte bei Tochter DGS Pro-Service GmbH feuern | Securitas erkennt Betriebsübergang am Flughafen Köln/Bonn an| Bremen führt verpflichtende Schnelltests ein | Recht & Billig: Keine Kündigung wegen Corona-Quarantäne
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06:16 min, 14 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 03.05.2021 / 18:16

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Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Wirtschaft/Soziales, Arbeitswelt
Serie: arbeitsunrecht FM
Entstehung

AutorInnen: arbeitsunrecht FM
Radio: radio flora, Hannover im www
Produktionsdatum: 29.04.2021
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
192 Infizierte Arbeiter:innen bei Kühltransporter-Hersteller
Über 180 von 900 Beschäftigten im Trailerwerk der Firma Brüggen in Lübtheen haben sich mit dem Corona-Virus infiziert.
Die Produktion ruht bereits seit 23. April 2021. Alle 500 Mitarbeiter der Produktion sind laut Hagenower Kreisblatt in Quarantäne. Die Quarantäne wird von der Polizei überwacht. - Die Beschäftigten der Firma Brüggen stellen Kühlanhänger für Lieferfahrzeuge her.
Brüggen gehört zur Firma Krone. Die KRONE Nutzfahrzeug Gruppe ist der zweitgrößte Hersteller von LKW-Anhängern und Sattelaufliegern in Europa.

Betriebsübergang am Kölner Flughafen: Dienstleister Securitas stellte sich queer
zum 1. 07.2021 schrieb das Management die Sicherheitskontrollen von Passagieren und Gepäck am Flughafen Köln/Bonn neu aus. Das Rattenrennen um das billigste Angebot hat dieses Mal die Firma Securitas gewonnen.
Für gewöhnlich ist es so, dass bei einem Anbieterwechsel für die Beschäftigten keine Nachteile entstehen sollen. Arbeitsrechtlich handelt es sich nämlich um einen Betriebsübergang.
Heißt: der neue Anbieter übernimmt die Beschäftigten inklusive der von ihnen im Laufe der Jahre erworbenen Rechte, z.B. bezüglich längerer Kündigungsfristen aufgrund langjähriger Beschäftigung
Am Kölner Flughafen wollte Securitas jetzt jedoch einen Betriebsübergang umgehen und 200 von 586 Beschäftigten feuern. Langjährig Beschäftigte müssten sich dann neu bewerben und sogar eine Probezeit hinnehmen. Laut verdi sind einige Sicherheitsmitarbeiter:innen schon seit 20 Jahren am Köln/Bonner Flughafen beschäftigt unter wechselnden Anbietern.
Am 28. April 2021 teilte verdi mit: ALLE 586 Beschäftigten werden übernommen und Securitas akzeptiert den Betriebsübergang.
Hoheitliche Aufgaben wie die Sicherheit an Flughäfen werden mittlerweile fast nur noch von privaten Sicherheitsdiensten durchgeführt.
Das zuständige Bundesinnenministerium setzt hier voll auf Anbieter wie Securitas, Kötter, I-Sec und andere. Wohl wissend, dass diese Firmen oft für Niedriglöhne, Gewerkschaftsfeindlichkeit und Union Busting, also Behinderung von Betriebsratsarbeit, stehen.

Bremen führt verfplichtende Schnelltests in Unternehmen ein - Als erstes Bundesland in Deutschland führt Bremen im Alleingang eine Pflicht zur Anwendung von Schnelltest in Betrieben ein. So sollen Belegschaften stärker geschützt werden.

Tochter von Sana-Klinik-Konzern feuert 1000 Mitarbeiter:innen
Alle Geschäftsbereiche der DGS Pro-Service GmbH, mit Ausnahme des Reinigungssektors, sollen bis zum Jahresende geschlossen werden. Von derzeit rund 3.000 Beschäftigten des Tochterunternehmens des Krankenhauskonzerns Sana will das Sana Management 1000 kündigen. Die Massenentlassungen betreffen Arbeitsplätze als Stationsassistenz, im Hol- und Bringdienst, an den Eingangspforten sowie im Sicherheitsdienst.

Razzia und Festnahmen in Reinigungsfirma in Frankfurt
Zoll und Steuerfahndung decken bandenmäßig organisierte Schwarzarbeit in Millionenhöhe auf. Das Unternehmen arbeitete im großen Stil mit Scheinrechnungen. Im Fokus stand ein Reinigungsunternehmen mit Sitz in Frankfurt. Seit 2015 soll es Arbeitskräfte illegal beschäftigt und schwarz entlohnt haben. Der dadurch entstandene Schaden wegen nicht gezahlter Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuer soll neun Millionen Euro betragen.
Im selben Zeitraum soll das Unternehmen durch Aufträge der öffentlichen Verwaltung 40 Millionen Euro Umsatz generiert haben.

Recht & Billig: Kündigungsversuch wegen Corona-Quarantäne scheitert vor Gericht Ein Beschäftigte eines kleinen Kölner Dachdeckerbetriebs befand sich in behördlicher Quarantäne. Der Chef bezweifelte die behördliche Anordnung.Er wollte eine Bestätigung des Gesundheitsamtes, die nicht so schnell beizubringen war. Es folgte die Kündigung.
Die 8. Kammer des Kölner Arbeitsgerichts bewertete die Kündigung als sittenwidrig und treuwidrig. Der Arbeitnehmer habe sich lediglich an die behördliche Quarantäneanordnung gehalten. Erschwerend kam nach Auffassung des Gerichts hinzu, dass das Unternehmen den Angestellten ausdrücklich aufgefordert hatte, entgegen der Quarantäneanweisung im Betrieb zu erscheinen.