Mehrheit in Frankreich gegen Atomenergie

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Immer wieder wird es in den deutschen Mainstream-Medien so dargestellt, als ob eine Mehrheit im "Atomland" Frankreich für Atomenergie sei. Meist wird dies nicht klar geäußert, sondern suggestiv in Nebensätze eingebaut. So hat sich über die Jahre in der deutschen Bevölkerung das Vorurteil etabliert, die NachbarInnen jenseits von Rhein und Mosel seien mehrheitlich für Atomenergie. Im vergangenen Sommer kam eine repräsentative Umfrage - veröffentlicht im Fachjournal 'Energy Research & Social Science' - zum Ergebnis, daß 52 Prozent der FranzösInnen sich gegen die Nutzung der Atomenergie aussprechen. In einer aktuellen Umfrage bekunden sogar 58 Prozent der FranzösInnen, daß sie bereit seien, für eine Präsidentschaftskandidatin oder -kandidaten zu stimmen, die oder der Frankreich zu einer Energiepolitik mit Atom-Ausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien verpflichten würde.
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Upload vom 24.01.2022 / 21:44

Dateizugriffe: 84

Klassifizierung

Beitragsart: Nachricht
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Umwelt, Internationales
Serie: restrisiko
Entstehung

AutorInnen: Klaus Schramm
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 24.01.2022
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Mehrheit in Frankreich gegen Atomenergie

Immer wieder wird es in den deutschen Mainstream-Medien so dargestellt, als ob eine Mehrheit im "Atomland" Frankreich für Atomenergie sei. Meist wird dies nicht klar geäußert, sondern suggestiv in Nebensätze eingebaut. So hat sich über die Jahre in der deutschen Bevölkerung das Vorurteil etabliert, die NachbarInnen jenseits von Rhein und Mosel seien mehrheitlich für Atomenergie. Im vergangenen Sommer kam eine repräsentative Umfrage - veröffentlicht im Fachjournal 'Energy Research & Social Science' - zum Ergebnis, daß 52 Prozent der FranzösInnen sich gegen die Nutzung der Atomenergie aussprechen. In einer aktuellen Umfrage bekunden sogar 58 Prozent der FranzösInnen, daß sie bereit seien, für eine Präsidentschaftskandidatin oder -kandidaten zu stimmen, die oder der Frankreich zu einer Energiepolitik mit Atom-Ausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien verpflichten würde.

In einem heute zugleich veröffentlichten Interview mit dem französischen Physiker Bernard Laponche suggeriert 'spiegel'-Redakteurin Susanne Götze sogar an zwei verschiedenen Stellen, eine Mehrheit der FranzösInnen sei pro Atomenergie eingestellt. Wie nebenbei wird diese vermeintliche Tatsache in eine Frage eingebettet: "Das sehen Ihre Landsleute aber anders. Emmanuel Macron will sogar noch Atommeiler zubauen. Warum ist Frankreich immer noch so atomfreundlich?"

Laut der ebenfalls heute veröffentlichten IFOP-Umfrage, die im Auftrag des 'Réseau Sortir du nucléaire', des Dachverbandes der französischen Anti-Atom-Initiativen, durchgeführt wurde, erklärten 58 Prozent der FranzösInnen, daß sie bereit seien, für eine Präsidentschaftskandidatin oder einen -kandidaten zu stimmen, die oder der Frankreich zu einer Energiepolitik mit Atom-Ausstieg und Ausbau erneuerbarer Energien verpflichten würde.

Dies ist allerdings ziemlich schwierig, denn in den sogenannten repräsentativen Demokratien, werden die KandidatInnen zuvor beim Aufstieg auf der Karriereleiter der Parteien gefiltert. Und merkwürdigerweise steigen meist diejenigen auf, die in den entscheidenden Fragen eine zur Mehrheit der Bevölkerung konträre - aber mit den Mächtigen der Industrie und der Banken kompatible - Position vertreten. So erklärte etwa Yannick Jadot, Präsidentschafts-Kandidat der französischen Pseudo-Grünen: "Niemand sagt, daß wir morgen die Atomkraftwerke stilllegen." Er wolle niemanden mit einem übereilten Atom-Ausstieg "in Gefahr bringen". In den kommenden "zwanzig Jahren" würden die Atomkraftwerke noch benötigt. Jadot setzte noch eins drauf: "Und wenn es fünf Jahre länger dauern sollte, wird es eben fünf Jahre länger dauern".

Auch Emmanuel Macron, die Kandidatin der LR, Valérie Pécresse, die noch weiter rechts positionierte Marine Le Pen, ebenso wie die sich als Linke darstellenden Kandidatinnen Christiane Taubira und Anne Hidalgo stehen für ein "Weiter so mit der Atomenergie". Der linke Präsidentschafts-Kandidat Jean-Luc Mélenchon, der im Wahl-Jahr 2017 immerhin knapp 20 Prozent der Stimmen bekam und damit auf dem vierten Platz hinter dem Konservativen François Fillon landete, spricht sich für einen Atom-Ausstieg im Jahr 2050 aus. Wollte er diesen selbst noch erleben, müßte er das gesegnete Alter von 99 Jahren erreichen.

Dabei fallen die französischen AKW immer häufiger aus. So waren etwa im vergangenen November zwölf Atom-Reaktoren außer Betrieb. Und 18 der insgesamt 56 französischen Atom-Reaktoren sind bereits älter als 40 Jahre. Von Tag zu Tag wird der nächste Super-GAU wahrscheinlicher.

Kommentare
27.01.2022 / 13:18 Attac-Magazin, radio flora, Hannover
Danke!
gesendet am 25.01.
 
07.04.2022 / 00:21 frieder, radiotipi, radio t, Radio T
radiotipi pc222 medienmix
gesendet am 28.2.22, vielen dank))) https://popcorn.signal23.org/pc222-medienmix/