Kommentar: Bereits elf tote Journalist*innen im Nahen Osten seit 7. Oktober

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Anmod: Jeder Ausbruch eines Krieges ist gleichzeitig ein weiterer Einschnitt in die Pressefreiheit, die eh schon leicht verwundbar ist - selbst in Friedenszeiten: mit Verhören, verschlossenen Archiven, verweigerten Auskünften, Filmverboten oder verweigerten Akkreditierungen.

In der zweiten Woche nach Beginn der Kämpfe im Nahen Osten wurden jetzt auch erste Zahlen von getöteten, verwundeten und vermissten Journalist*innen in der Krisenregion öffentlich. Ein Kommentar dazu von Jenz Steiner.
Audio
02:55 min, 7 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 16.10.2023 / 12:30
Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Politik/Info
Entstehung

AutorInnen: Jenz Steiner
Radio: coloradio, Dresden im www
Produktionsdatum: 16.10.2023
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Von Zeit zu Zeit, gerade wenn irgendwo in der Welt neue bewaffnete Konflikte losbrechen, werfe ich einen Blick auf die Website cpj.org. Das ist die Seite des in New York ansässigen Commitee to Protect Journalists, das Komitees zum Schutz von Journalistinnen.
An genau so einem Punkt befinden wir uns seit vorletzten Samstag. Also Grund genug, mal wieder auf cpj.org vorbeizusehen.
Schockierende Zahlen erwarteten mich da.

Nach neun Tagen des bewaffneten Konflikts zwischen Israel und der islamistischen Hamas sind nach Angaben des Komitees bereits elf Journalisten getötet worden. Mindestens zwei Journalisten wurden verletzt, zwei gelten als vermisst.
Unter den getöteten Journalisten seien neun Palästinenser, ein Israeli und der im Libanon ansässige Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters, Issam Abdallah.

Er ist am Freitag an der Grenze zu Israel durch Beschuss getötet worden und wurde inzwischen beigesetzt.
Schon am 7. Oktober ist nach cpj-Angaben der israelische Fotojournalist Yaniv Zohar bei einem Hamas-Angriff im Kibuz Nahal Oz ums Leben gekommen. Er hat für die Zeitung Israel Hayom gearbeitet. Am gleichen Tag kam der Fotojournalist Mohammad Al-Salhi ums Leben.
Der hat für die Nachrichtenagentur Fourth Authority gearbeitet.

Letzte bekannte Opfer am vergangenen Freitagen waren der Radiojournalist Husam Mubarak und der Reuters-Kameramann Issam Abdallah, der bei Gefechten in Südlibanon ums Leben gekommen ist.
Insgesamt sind in diesen ersten Kriegstagen schon 3.600 Menschen ums Leben gekommen und viele 1.000 Menschen sind verletzt worden.
Natürlich wirken die Zahlen der toten, verletzten und vermissten Journalist*innen demgegenüber recht gering. Doch darf man nicht vergessen, dass das Menschen sind, die dort vor Ort waren, weil sie ihren Beruf zur Berufung gemacht haben: mit kritischem Blick informieren und die Kommunikation nicht den Sprecher*innen von Behörden, von Militär und Regierung zu überlassen.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen stehen die Palästinensischen Gebiete auf Platz 156. Israel steht auf Platz 97. Deutschland steht zum Vergleich auf Platz 21, auch keine Spitzenreiterposition.

Kommentare
18.10.2023 / 09:50 Max, Radio Dreyeckland, Freiburg
gespielt im MiMora
Danke