"Wir hatten ja keine Ahnung" - The Handmaid's Tale am Theater Freiburg

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Wenn aus spekulativer Fiktion beinahe Wirklichkeit wird: The Handmaid's Tale nach dem Roman von Margaret Atwood aus dem Jahr 1985 als Oper in der Deutschen Erstaufführung am Theater Freiburg.
Musiktheater Aufführung im Großen Haus

Donnerstag, 11.07.2024 19:30 - 22:15 Uhr

Samstag, 13.07.2024 19:30 - 22:15 Uhr

Inhaltswarnung: Gewalt, sexualisierte Gewalt und Mord

Aus der Ankündigung des Theater Freiburg: Basierend auf Margaret Atwoods dystopischen Erfolgsroman THE HANDMAID’S TALE erzählt die Oper des dänischen Komponisten Poul Ruders aus dem Jahr 1998 die Geschichte der Magd Offred in dem fiktiven, streng patriarchalen, christlich-fundamentalistischen Gilead. Hier werden Frauen exklusiv für ihre Fähigkeit, Kinder zu gebären, geschätzt. Viele werden zu „Handmaids“: Konkubinen der mächtigsten Männer der Regierung. Wer ein Baby für den Staat bekommt, überlebt. Und wer nicht, darf ohne Schutzausrüstung die zunehmende Nuklearwüste außerhalb Gileads Grenzen aufräumen. Bis zum Tod.

Heute ist THE HANDMAID’S TALE (deutscher Titel: DER REPORT DER MAGD) aber nicht nur als Buch zu erleben: Die Geschichte wurde 1990 von Volker Schlöndorff und 2017 als Fernsehserie – mit Elisabeth Moss in der Hauptrolle – verfilmt. 1998 schufen der dänische Komponist Poul Ruders und der britische Librettist Paul Bentley aus dem brisanten Stoff eine gefeierte Oper, die jetzt zum ersten Mal in Deutschland auf die Bühne kommt. Regie führt Peter Carp, die Musikalische Leitung übernimmt Ektoras Tartanis.
Audio
17:51 min, 41 MB, mp3
mp3, 320 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 09.07.2024 / 10:49
Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich:
Entstehung

AutorInnen: die meike
Radio: RDL, Freiburg im www
Produktionsdatum: 09.07.2024
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Track 1 oder 5
„Die kanadische schriftstellerin margaret atwood *1939 ist autorin von mehr als 50 werken, darunter romane, gedichte, kritsche essays und graphic novels,“ schreibt die redaktion des tehater freiburg im heft nr. 25 über the handmaid’s tale. „der roman“ so ehißt es weiter „ machte sie weltberühmt. In ihren themen fokussiert sich atwood auf klimawandel, menschenrechtsverstöße sowie historische und aktuelle frauenhscicksale. Ihr lebenswerk brachte ihr die bezeichnung ‚prophetin der dystopie (the new yorker) ein.“

„margaret atwoods im jahr 1985 erscheienener roman the handmaid’s tale wird genere in einer reihe mit aldous huxley s brave new world (schöne neue welt) oder george orwells nineteeneighty-four (1984) gestellt“….. die usa in naher zukunft: hunger , kreige, erdbeben, krankheiten und epidemien, atomarer supergau und umweltkatastrophen „hat zu einer revolution durch fundamentalistisch-christliche truppen geführt. Sie stürmten das weiße haus, ermordeten des präsidenten und lösten den kongreß auf. „Jede form der demokratie wurde vernichtet und die christilich-fundamentalistische republik gilead installiert.„ jedoch hat die umfassende umfassende umweltverschmutzung und radioaktive emmissionen zur unfruchtbarkeit der menschheit geführt. Also werden frauen, die uneheliche kinder geboren, schoneinmal abgetrieben in einer zweiten ehe kinder bekommen haben oder die als lesbisch geoutet sind– all dies verbrecchen in gilead – gewaltsam von ihren familien getrennt, „einer gehirnwäsche unterzogen und als biblische mägde an hohe beamte ausgeliefert, denen sie, so hofft man, kinder gebären werden. Sie haben keine rechte, keine freiheit. Sie dürfen weder lesen, noch schreiben nicht arbeiten oder soziale beziehungen eingehen. Sie müssen sich ganz in einer selbst das geischt verbergenden uniform verstecken. Sie werden das sexuelle eigentum eines sogenannten kommandanten und seines hauses.“

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Sie tragen sogar seinen namen. Wir hören den report der magd offred: sie ist eigentum des kommandanten fred , deshalb of-fred -Auf einem symposium im jahrr 2195. dieses rahmt die handlung mit einem eindrücklichen kurzfilm von bastian kabuth . Die bilder, die wir gleich zu anfang der inszenierung auf einer leinwand zu sehen bekommen, begleitet von beunruhigenden klängen aus dem orchestergraben, ist nichts für schwache nerven: Ertrunkenene geflüchtete, brennende wälder, städte, die infolge von kriegerischen auseinandersetzungen , erdbeben oder tsunamis dem und erdboden geleichgemacht wurden, der sturm aufs kapitol am 6. januar 2021. und damit wird auch gleich klar, was atwood mit „spekulativer fiktion“ meint: sie denkt verschiedene politische und religiös fundamentalisistsche entwicklungen in den usa seit den 1980er jahre konsequent weiter. Sie nennte the handmaid’s tale eine antwort auf diejenigen, die sagen, dass die unterdrückerischen totalitären und religiösen regierungen, die sich im laufe der jahre in anderen ländern durchgestzt haben, „hier nicht passieren könnten“. Mitnichten. Die beschneidung reproduktiver rechte geht weiter seit roe gegen wade gekippt wurde. „wir baruchen eure füße nicht, eure hände ebensowenig. Ihr seid nur gefäße“ heißt es in der oper und dies ist im jahr 2024 bereits realität in einigen staaten der usa.

wir sahen die knapp dreistündige premiere und deutsche erstauffühurng der oper the handmaids tale unter der Regie: Peter Carps am 28. juni am theater freiburg im beisein des dänischen kompnisten poul ruders *1949 und des britischen sängers, shcauspielers, schriftstellers und librettisten paul bentley. Jahrgang 1942. bentley schrieb das Libretto (italienisch für „Büchlein“; Diminutiv zu libro „Buch“; )also den Text zur Oper the handmaid’s tale. Die musik komponierte oben erwähnter poul ruders .

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Im heft heißt es dazu:“ atonal zuweilen aggressiv und schreill, zeichnet der komponist poul ruders die klangwelt von gilead. Gelcihzeitig ist die vergangenheit präsent in den erinnerungen und rückblenden der hauptfigur, die sogar durch ein double, eine junge offred, ausagiert werden können. Diese parallelität zweier zeiten, dier zeit vor gilead und der realität in gilead, nutzt poul ruders gehscickt, um auch hier immer wieder mit den verschiebungen und verkehrungen der vorzeichen zu spielen.… die gleischezeitigkeit des tonalen und atonalen offenbart sich am fraffiniertesten im zweiten akt in einem duett zwischen offfred und ihrem jüngeren selbst“ das warhsceheinlich schönste duett in the handmaid’s tale.
Track 04
Komoponist Ruders sagt im interview mit charlotte maskelony vom theater freiburg: „da sich die internationale politische lage seit den achtzigern verschlechtert hat, ist die oper nur noch aktueller gewaorden. Bei den aufführungen nach der premiere im jahr 2000 wurden die oper als düstere warnung vor dem was passieren könnte, aufgenommen. Heute ist die geschichte beinahe realität geworden, man denke nur an das politische chaos in den usa mit seinem fanatischen religiösen christlichen konservatismus und die zügellose unterdrückung von frauen“ „als margaret atwood und ich uns 2019 in boston anlässlich der aufführung von the handmaid’s tale an der boston lyric opera trafen, lehnten wir uns aneinander und sagten fast zeitgleich: ‚little did we know.‘ (‚wir hatten ja keine ahnung‘). Schrecklich prophetisch.“
„wenn man junge leute erreichen kann, ausgerechnet mi oper , dann hat man wirklich etwas geschafft.“ oje. Die schulklasse auf dem klo. „hätte ich gewußt, dass die singen! Ich dachte, das sei ein ganz normales theaterstück!“ und beneideten ihre klassenkameradinnen, die zuhause geblieben waren. Es war vor allem eins: anstrendgend. Vor allem, wenn sich mehrere medolien überlagern. „das soll es auch sein“ sagte meine sitznachbarin. Wahrscheinlich hat sie recht.
Track amazing grace
Ruders: „ich beschloss, diese schöne medlodie in der oper zu verwenden, sie aber sozusagen von einem unschuldigen und süßen heilsversprechen in ein bedrohliches leitmotiv zu verwandeln, das die salbungsvolle religiöse heuchelei von serena untermauert, vor allem in den beiden szenen, in denen offred vom kommandanten vergewaltigt wird, im beisein von serena. Es ist abscheulich, wenn dieser akt von dieser unschuldigen hymne begleitet wird. Ich erinner mich noch, dass während der sitzprobe für die uraufführung, als die sänagerin in der rolle der serena anfing, es zu singen, du paul (bentley) von deinem stuhl aufgesprungen bist und laut gerufen hast: ‚das ist ungeheuerlich!‘“
Ruders: „schnell wurde mir klar, dass die geshcihte alle elemente für ein hochspannendes und emotionales operndrama enthält: eine junge fraue, die von kind und gelibtem getrennt wird, versklavt von einem brutalen regime, das mit religiösem fanatismus und heuchlerisch sexueller perversion, folter und öffentlichen hinrichtungen regiert – und unter all dem rumort eine geheime widerstandsbewegung, mit allem, was das an paranoia und angst mit sich bringt.“
ruder: „ich habe mich ans klavier gesetzt und gedacht: ‚ich muß das publikum packen.‘ also habe ich diesesn gespenstischen akkord entwickelt, den die streicher spielen, in der hoffnung, dass er dem publikum einen schauer über den rücken jagt.“ das ist definitiv gelungen. Ich dachte schon bevor der erste akt beginnt, mir wird schlecht.
Vor der komposition steht ersteinmal das libretto, der text zu roper. Und dies stammt vom oben erwähnten librettisten Paul bentley. Auch mit ihm sprach die redakteurin des theater freibrug charlostte maskelony. Tatjana beyer übersetzte
bentley: „Die Geschichte von Gilead fängt ja viel früher an als das Buch – es gab diesen Militärputsch in den USA, die Regierung wurde übernommen, Frauen, die noch Kinder geäbren konnten, wurden als die sogenannten Handmaids in Haushalte geschickt, die keine Kinder hatten, um dort anstelle der Ehefrauen Kinder zu gebären. Zu Beginn des Buches ist Offred als Handmaid schon im Haus des Kommandanten und Margaret Atwood entwickelt und verwebt zwei parallele Handlungsstränge: Offreds Geschichte als Handmaid in Gilead und Offreds Geschichte als junge moderne Frau in der Zeit vor Gilead. Diese zeitversetzte Parallelität ist eine enorme Herausforderung für einen Librettisten.
Bentley: Zunächst mußte ich die Chronologie der Ereignisse überarbeiten und wir beschlossen, die Oper mit dem Symposium aus dem Jahr 2195 zu rahmen.
Die andere Entscheidung, die ich getroffen habe, war, eine zweite Offred-Figur zu entwickeln. Offreds Geschichte wechselt ja ständig zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her, also zwischen der jungen Offred vor Gilead und der Offred in Gilead. Das hätte für ein und dieselbe Sängerin sehr viele schnelle Kostümwechsel zur Folge gehabt. Außerdem konnte so das unglaublich schöne Duett zwischen den beiden Offreds im zweiten Akt entstehen – einer der bewegendsten Momente des Stückes.“ wirklich die schönste stelle in dieser oper.
Mir war klar, das Libretto muß schlank sein. Gesungener Text dauert einfach viel länger als gesprochener Text. Ich habe jede einzelne Zeile, die ich geschrieben habe, gesungen, um ihre Dauer einzuschätzen.“
wirklich sehr gut gelungen: die rückblenden.
Track 04
Ich finde es bemerkenswert, wie atwood auch die beteiligung von frauen an einem misogynen und frauenverachtenden und unterdrückerischem system zugesteht.
ticketPreis von von über 60€: so eine oper ist enorm aufwändig: 20 darsteller*innen plus opernchor sowie statisterie des theater freiburg, und natürlich last not least das philharmonische orchester freiburg. In manchen szenen befanden sich etwa 30 bis 50 menschen auf der bühne. Auf einmal . Ganz zu schweigen von kulissenbau, kostüme, maske, garderobe und technik.

Wer sichs also leisten kann, schaue sich die oper an. Mir hat die inszenierung auch lust gemacht, das buch zu lesen oder die serie zu schauen. In welcher form auch immmer ihr euch den stoff von the handmaids tale zu gemüte führen möget – laßt euch gesagt sein, dass ihr dafür auf jeden fall in der stimmung sein solltet. Die Inhaltswarnung im heft weist zu recht darauf hin: „diese oper behandelt themen von gewalt, vergewaltigung und mord.“ auch wenn wie ich fand, all diese themen respektvoll inszeniert und nicht etwa voyeuristisch ausgeschlachete wurden ist es dennoch harter tobak. Als unangenehmste szene empfand ich tatsächlich die monatliche untersuchung bei dem ekligen und schmierig-aufdringlichen arzt, der die protagnostisn auffordert, die beine zu spreizen und sie „süße„ nennt.

Angeblich sind menschen, die horrordilme schauen im echten leben ja besser gewappnet für krisen. (das hab ich zumindest irgendwo mal gehört) ob das wirklcih der wharheit entspricht, vermag ich nicht zu sagen.
AM ENDE : CREDITS!
Track 2
1. The Red Centre, aus Scene 1 mit Margerita Vilsone (Aunt Lydia), Inga Schäfer (Offred), Cassandra Wright (Janine), Damen des Opernchores des Theater Freiburg, Act One, Scene 13 mit Jin Seok Lee (The Commander), Alina Kirchgäßner (The Double), Natasha Sallés (Moira), Philharmonisches Orchester, Musikalisch Leitung Ektoras Tartanis