Sprechtext:

Fruchttölpel (Sula bonbon)

Der Fruchttölpel ist bezüglich seiner Nahrungsgewohnheiten ein merkwürdiger Tölpel. Er mag nämlich keinen Fisch, er mag überhaupt keinen Fisch, genaugenommen haßt er Fisch und verhungert lieber, als daß er welchen frißt. Wegen der Brut muß er jedoch die Felsküsten der Ozeane aufsuchen, wenn er dieses auch nur sehr ungerne tut. Allein der Gestank der Fische, den die benachbarten Baß- und Tenortölpel in den in der Regel gemischten Kolonien zum Nest bringen, widert ihn sichtlich an.

Der Nahrungserwerb ist nicht ganz einfach, aber die Art hat diverse Techniken entwickelt, um zu überleben. Mit List und Tücke überfallen die Vögel Bananendampfer und andere Überseefrachter, die Orangen oder chilenische Äpfel an Bord haben. Sieht man besonders zufriedene Fruchttölpel zum Brutfelsen kommen, kann man sicher sein, daß sie gerade die Ladung eines Schiffes, das tropische Delikatessen, wie Mangos, Lichees u.a. an Bord hatte, erleichtert haben.

Alles in allem haben sie ihre ökologische Nische an den großen Seestraßen entdeckt. Im europäischen Raum haben sie aber in zunehmendem Maße um ihr Überleben zu kämpfen, da im Zuge der EG-Bananenzollbestimmungen ihr wichtigstes Grundnahrungsmittel stark reduziert wurde. Der große Schwarm von Tölpeln, der im letzten Jahr über dem Parlamentsgebäude in Brüssel beobachtet wurde, kann meines Erachtens durchaus als eine politisch motivierte Demonstration gewertet werden. Bislang sprachen Fachleute nur von einem ornithologischen Rätsel...