Equality in Diversity Now! I. Dritte ILGA-Asien Konferenz

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An der dritten ILGA-Asien Konferenz trafen sich 150 Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle Leute aus 25 Ländern, um über den Kampf für Ihre Rechte in den verschiedenen Ländern Asiens zu diskutieren.
Mehr zu dieser spannenden Konferenz an der Stereotypen über Bord geworfen, Horizonte erweitert, Grenzen aufgelöst und die Geschlechterwelt durcheinander gebracht und bereichert wurde in der Berichteserie Equality in Diversity Now!
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Upload vom 07.03.2009 / 17:01

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Klassifizierung

tipo: Feature
idioma: deutsch
áreas de redacción: Schwul, Frauen/Lesben, Internationales
Entstehung

autoras o autores: Bianca Miglioretto
Radio: LoRaZH, Zürich im www
fecha de producción: 07.03.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
ILGA-Asia: Equality in Diversity Now

Jingle

O-Ton Trommeln

Gleiche Rechte in Vielfalt jetzt!

O-Ton Trommeln

Mit diesen Trommeln wurde die erste Gay Pride in Chiang Mai im Norden von Thailand eröffnet.

O-Ton Trommeln March Hintergrund

Die Gay Pride in der Stadt war nur einer der vielen Höhepunkte der dritten ILGA-Asia Konferenz vom 24 . – 27. Januar 2008 in Thailand. 150 Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle Leute aus 25 Ländern trafen sich, um über den Kampf für Ihre Rechte in den verschiedenen Ländern Asiens zu diskutieren.

Mehr zu dieser spannenden Konferenz an der Stereotypen über Bord geworfen, Horizonte erweitert, Grenzen aufgelöst und die Geschlechterwelt durcheinander gebracht und bereichert wurde in der Berichteserie Equality in Diversity Now!
auf diesem Sender.

China Lied

1. Bericht zur Konferenz


Die dritte ILGA-Asien Konferenez wurde von den verschiedenen Organisatorinnen und Organisatoren eröfffnet. M+ aus Chiang Mai als Gastgeberorgnaisation, berichtete, dass die Konferenz bei den Behörden im Vorfeld einige Proteste hervorgerufen hat, weil sie um den Ruf und die Moral der Touristenstadt Chiang Mai fürchteten. Rosanna Flamer Cal, die Ko-Generalsekretärin von ILGA International begrüsste alle im Namen der Organisation. ILGA steht für Internationale Lesben- und Schwulen Vereinigung. Mira Ofraneo, die weibliche Vertreterin von ILGA-Asien erzaehlte wie schwierig es war Gelder für die Konferenz aufzutreiben, damit die Vertreterinnen und Vertreter aus den verschiedenen Ländern nach Thailand reisen konnten.

O-Ton Mira

Mira Ofraneo fasste die Geschichte der jungen Organisation ILGA-Asien zusammen. ILGA ist eine weltweite Organisationen zusammengesetzt aus nationalen und lokalen Gruppen, die sich alle für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender oder Transsexuellen einsetzen. Für all jene, mit anderen Worten die auf Grund ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer Sexualität marginalisiert werden.

ILGA wurde in 1978 gegründet und ist heute 30 Jahre alt. Wir haben über 600 Mitgliedorganisationen in 90 Ländern. Davon kommen über 60 aus Asien. Wir sind die einzige internationale Mitgliederorganisation, die sich darauf konzentriert die Diskriminierung auf Grund der sexuellen Orientierung, Geschlechteridentität und Geschlechtergebaren zu beenden.

Die erste ILGA-Asien Regionale Konferenz fand 2002 in Indien Mumbai, Indien statt. Die Gastgeberinnen waren zwei lokale Organisationen und das Thema war von A-Z das andere Asien. Dies bezog sich auf die Vielfalt der Erfahrungen von LGBT-Leuten sowie auf die Vielfalt in Asien selbst. LGBT ist die englische Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender oder Transsexuelle Leute.

2005 waren zwei Lesbengruppe aus den Philippinen die Gastgeberinnen der zweiten regionalen ILGA-Konferenz in Cebu City. Das Thema war coming out – heim kommen und bezog sich auf die Wichtigkeit der Familie im asiatischen Kontext. Wir haben dazumal über 50 Anfragen für subventionierte Teilnahme an der Konferenz erhalten und konnten aber leider nur ca. 10 Personen die Teilnahme finanzieren, da wir trotz enormen Bemühungen nicht mehr Geld auftreiben konnten.

Zum Glück konnten wir für diese Konferenz die Teilnahme von über 40 Personen subventionieren und zusammen mit denen die ihre eigenen Reisekosten auftreiben konnten, nehmen gesamthaft über 150 Personen an dieser Konferenz teil.

O-Ton Länderaufzählung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz kamen aus über 20 Ländern, darunter China, Mongolei, Burma, Kirgistan, Armenien, Indonesien, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka, Singapore und so weiter. Aus vielen diesen Ländern nahmen zum ersten Mal Leute an einer ILGA-Konferenz teil. Das ist ein Beweis dafür, dass die Bewegung der LGBT Leute in ganz Asien wächst und Ausdruck davon, dass immer mehr Leute offen zu ihren sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechteridentität stehen.

Ende O-Ton

Dies zeigte sich auch in den Vorträgen und Workshops, die während der Konferenz gehalten wurden. Zum Beispiel am Plenum „Die Gesetze in Asien LGBT-freundich gestalten“

O-ton Sunil

In Nepal fällte im Dezember 2007 der Oberste Gerichtshof ein bannbrechendes Urteil gegen jegliche Diskriminierung von LGBT-Leuten. Er beordete, dass alle Gesetze sofort diesbezüglich geändert werden, damit diese alle Rechte von LGBT-Leuten einschliessen.

Sunil Pant von der Blue Diamond Society in Nepal bezeichnete den Gerichtsentscheid als einen hervorragenden Sieg für die LGBT-Gemeinschaft deren Familien und Freundeskreis und für ganz Nepal.

Es ist eines der progressivsten Urteile weltweit, weil es zum Beispiel nicht nur gleichgeschlechtliche Partnerschaft anerkennt sonder auch die verschiedenen Geschlechteridentitäten und Bi-Sexuelle. Für Leute des so genannten dritten Geschlechts, die sich weder als Frauen noch Männer identifizieren, werden entsprechende Ausweise ausgestellt und sie können ab sofort alle Bürgerinnen und Bürgerrechte geniessen, wie wählen oder für politische Ämter zu kandidieren. Dies war ihnen vorher verweigert, weil die Behörden ihnen keine Ausweis ausstellten, da ihr Geschlecht unklar. LGBT – Leute werden die gleichen Rechte geniessen wie heterosexuelle Frauen und Männer also auch die Anerkennung von gleichgeschlechtlicher Partnerschaft. LGBT-Leute müssen von Gesetzes wegen vor Gewalt und Diskriminierung geschützt werden. Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieses Gerichtsentscheid sind bereits einen Monat später spürbar. Es gibt bedeutend weniger Gewalt gegen LGBT-Leute durch den Staat, die Gesellschaft und in der Familie. Mehr LGBT-Leute stehen offen zu ihrer sexuellen Orientierung und ihre Geschlechteridentität. Ihr Selbstwertgefühl steigt. Mehr und mehr politsche Führerinnen und Führer und Parteien stehen offen für LGBT-Rechte ein. LGBT-Leute werden vermehrt in die Politik gehen. Die Geschlechtergesetze werden revidiert und das Dritte Geschlecht wird eingeführt. Dieser Gerichtsentscheid kann als gutes Beispiel für andere Länder dienen im Kampf für LGBT-Rechte.

O-Ton Sunil
Dies ist besonders wahr für Länder wie Indien, Sri Lanka und Malaysia wo nach wie vor das Sodomiegesetz aus der britischen Kolonialzeit in Kraft ist, dass Sex unter Männern verbietet und Schwule kriminalisiert.

Das Podium zu Aids in Asien war eher enttäuschend, denn einmal mehr sprachen vor allem weisse Männer wie Präventionsarbeit für Männer die Sex mit Männer haben, betrieben werden kann. Dabei wird einerseits das Wort Schwul kaum mehr benützt und die anderen LGBT-Gruppen werden fast völlig vergessen. Andererseits sind viele Männer die Sex mit Männern haben verheiratet oder Bisexuell, ohne dass ihre Partnerinnen und Familien über deren sexuelle Praktiken informiert sind. Mit anderen Worten sie gefährden ihre Ehefrauen oder Freundinnen, weil diese ja Verdacht schöpfen könnten, wenn die Männer plötzlich Kondome benützen möchten. Leider war diese gefährdete Gesellschaftsgruppe kein Thema und wird dementsprechend auch kaum bei der Präventionsarbeit berücksichtigt.

O-Ton Lukman

Sehr spannend hingegen war das Podium zur Integrierung von Transgenders-Leuten in der LGBT-Bewegung. LGBT steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender oder Transsexuelle für diejenigen, die später eingeschaltet haben. Lukman Surahman aus Indonesien arbeitet für eine Organisation die Transgernder-Leute in der Hauptstadt Jakarta unterstützt. In Jakarta allein leben ca 6000 Transgender-Personen. Transgenders erleben viele Formen der Diskriminierung von der Gesellschaft, der Familie und selbst innerhalb der LGBT-Bewegung.

Wenn sie mit Schwulen zusammen sind fühlen sie sich nicht wohl, weil sie zwar körperlich Männer sind, sich aber als Frauen fühlen. In den Frauenorganisationen können sie Frauen sein, aber trotzdem fühlen sie sich anders. Es besteht sehr wenig Bewusstsein bezüglich Sexualität und Menschenrechten unter den Transgenders.
Weil die LGBT-Organisationen in Jakarta vor allem zu HIV und der Unterhaltungsindustrie arbeiten, wurde nicht viel Aufklärung unter den Transgenders betrieben. Menschenrechte für LGBT, insbesondere für Transgender ist oft keine Priorität. Transgenders werden von der LGBT-Bewegung oft als eine Ergänzung angesehen. In diesem Sinne sind sie oft eher Objekte der Bewegung und nicht aktive Subjekte der Bewegung.

Nachdem ich über all die Probleme gesprochen habe, möchte ich auch unsere Erfolgsgeschichte erzählen. Am 20. November 2007 feierten wir zum ersten mal den Transgendertag in Indonesien. Einer unserer Transgender kandidiert für das Indonesische Menschenrechtskomite und wir betreiben Lobbyarbeit im Parlament für reguläre Arbeit für Transgenders.

O-Ton Lukman

Andere Rednerinnen und Redner sprachen über die Schwierigkeiten von Transgenders eine Geschlechterumwandlung zu vollziehen, Zugang zu den Medikamenten zu bekommen, geschweige denn Aerzte und ein Spital zu finden, die eine Operation durchführen. In diesen Situationen ist die Unterstützung und Solidarität durch die LGBT-Gemeinschaft besonders wichtig.

Auffallend war, dass vor allem von Transgenders Mann zu Frau und wenig von Transgenders Frau zu Mann die Rede war. An der Konferenz selbst waren auch wenige Frau zu Mann Transgenders vertreten.

O-Ton Tang

Ein anderes Spannendes Plenum war zu Frauenrealitäten in der LBGT-Bewegung. Aber wie Tang Suvamandana aus Thailand richtig feststellte.

Das Lesben-Plenum findet typisch für die LGBT-Bewegung am Ende des Tages statt wenn alle todmüde sind. Und kurz vor der Gay Pride. Waehrend die Schwulen und Transgenders sich schön machen, werden wir Lesben einmal mehr als Vogelscheuchen dort aufkreuzen. Das müssen wir ändern. Einverstanden?

Tang stellte die Frage, ob die Lesbenbewegung sich der Feministischen Bewegung anschliessen soll. Tang selbst ist eine Veteranin im Kampf für Lesbenrechte in der Region. Sie kommt aus der Frauenbewegung, wo ihre Rechte als Lesbe natürlich nicht vertreten waren.
Wer mehr über das Lesbenplenum erfahren möchte, höre die nächsten Berichte über die ILGA-Asien Konferenz in den nächsten Wochen auf diesem Sender.

Weiter zum Verlauf und den Inhalten der Konferenz.

O-Ton Gongs

O-Ton Aung

Ein Höhepunkt der Konferenz war sicher die erste Gay Pride in der Geschichte von Chiang Mai. Sie wurde eröffnet vom männlichen Vertreter von ILGA-Asien, Aung Myo Min aus Burma, der in Chiang Mai im thailändischen Exil lebt.

Es war immer mein Traum LGBT-Aktivistinnen und Aktivisten aus ganz Asien nach Thailand zu bringen und heute Abend wurde mein Traum wahr. Ich bin stolz darauf den ILGA-Vetreter zu sein und ich bin stolz auf diese Konferenz, die wir ohne die Unterstützung der lokalen Behörden, der lokalen Organisationen und der vielen Freiwilligen nicht hätten durführen können.

O-Ton Trommeln

An der Gay Pride nahmen rund 300 Personen teil. Einige Transgenders in wunderschönen traditionellen thailändischen Frauenkostümen mit vielen Plakaten und Transparenten, auf denen LGBT-Rechte gefordert wurden. Der Marsch führte begleitet von traditionellen Trommeln durch das kommerzielle Zentrum von Chiang Mai, wo der Nachtmarkt voll im Gange war. Viele Leute blieben am Strassenrand stehen und beobachteten den schönen Umzug. Darunter viele Touristen, die grösstenteils zwar überrascht reagierten, dass es so etwas in Thailand gibt, es aber grundsätzlich gut fanden.

O-Ton Trommeln aus

O-Ton Tesa

Das letzte Plenum am vierten Tag der Konferenz war zum Thema die LGBT-Bewegungen durchqueren andere Soziale Bewegungen. Tesa de Vela von Isis International-Manila aus den Philippinen sprach von der Wichtigkeit den Kampf für LGBT-Rechte in die Frauenbewegung, die Anti-Globalisierungsbewegung und andere soziale Bewegungen hinenzutragen. Sie sagte:

Die Frage die wir der Gruppe stellen möchten, ist warum sollten die LGBT-Bewegungen mit anderen Sozialen Bewegungen zusammenarbeiten wollen, wie die Feministische Bewegung, alternative Medienorganisationen, die breiten sozialen Bewegungen? Wir sprechen hier von einem Dialog zwischen den Bewegungen und nicht der Integration in andere Bewegungen. Wir wollen nicht weniger Bewegungen, sondern andere Bewegungen bereichern. ILGA konzentriert sich stark darauf die LGBT-Gemeinschaft zu bilden, was sehr wichtig ist. Aber wir sollten uns der Herausforderung stellen, Verbindungen zwischen den Bewegungen herzustellen. Viele unserer Mitglieder in Asien tun dies bereits. Denn wir sind in Asien, wo wir nicht nur auf Grund der sexuellen Orientierung oder Geschlechteridentität marginalisiert werden. Wir erleben Diskriminierung auf Grund der Klassenzugehörigkeit, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Kaste, Geschlecht etc. Deshalb können wir uns nicht von den anderen sozialen Bewegungen abkapseln.

O-Ton Song China

Soviel vorerst von der 3. ILGA-Asien-Konferenz Ende Januar in Thailand.
Ausführliche Informationen zur Konferenz „Gleiche Rechte in Vielfalt Jetzt!“ auf der website www.isiswomen.org. ich wiederhole: www.isiswomen.org
Wer die verschiedenen Radioberichte zur Konferenz direkt vom Internet runterladen möchte schreibe an bnplora@gmail.com. Ich wiederhole bnplora@gmail.com.
Das war ein Bericht von Bianca Miglioretto aus Manila, Philippinen. Bis zum nächsten Mal,
Equality in Diversity Now!

O-Ton Trommeln


Kommentare
07.03.2009 / 19:08 RDL, Radio Dreyeckland, Freiburg
gesendet
Infomagazin vom 10. März