Les +

Jingle

O-Ton 1

In China waren in den letzten Jahre grosse Veränderungen zu beobachten, was die Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgenderbewegung oder kurz die LGBT-Bewegung betrifft, sagte Bin Xu von Common Language. Trotzdem ist die Situation schwieriger als in andern Ländern.

O-Ton 2

Über Jahre haben wir versucht Aktivitäten wie Filmfestivals zu organiseren. Aber wir wurden immer wieder von der Polizei gräumt. Das letzte Mal war Ende 2005. Wir müssen nicht nur in unserer Kunst kreativ sein, sondern auch was unsere Strategien betrifft, sogar wenn es sich um kulturelle Aktivitäten handelt. Nichts desto trotz waren in den letzten Jahre grosse Veraenderungen zu beobachten. Zum Beispiel nimmt zum ersten mal eine Chinesische Delegation an einer ILGA-Konferenz teil. Es sind 13 Personen aus China anwesend. Das sagt uns zwei Sachen. Ersten ILGA-Asien wächst und zweitens, die LGBT-Bewegung in China wächst. Wir haben verschiede kulturelle Aktivitäten, wie ein Schwul-lesbischer Singwetbewerb, eine unabhängige Lesbenzeitschrift und ein Sommerkunstlager für Lesben.

O-Ton 3

Gogo Yi ist eine der Gründerinnen von Les+, eine unabhängige Lesbenzeitschrift. Gogo sprach auf Chinesisch und eine ihrer Kolleginnen übersetzte für sie.

O-Ton 4

Lesplus wurde im Dezember 2005 gegründet und ist die einzige Lesbenzeitschrift in ganz China. Ziel ist es, Lesben eine Stimme zu geben und der Gesellschaft einschliesslich der LGBT-Bewegung eine farbiges, optimistisches Bild von homosexuellem Leben zu präsentieren.
Als unabhängige Zeitschrift muss Les+ eine Lizenz von der Regierung erhalten, damit sie ihre Zeitschrift offiziell verkaufen können. Doch dies ist ihnen bis heute nicht erlaubt. Trotzdem gelang es ihnen in den letzten zwei Jahren 13 Ausgaben zu veröffentlichen, mit einer Auflage von 26000 Exemplaren. Über Freundinnen und das Internet haben sie ein zuverlässiges Verteilnetzwerk aufgebaut. Sie beliefern heute 40 Städte in 30 der 34 Provinzen Chinas. Weiter verschicken sie Les+ in 11 weitere Länder. Sie vergrössern ihre Leserinnenschaft kontinuierlich und haben In den letzten zwei Jahren viele Reaktionen von Leserinnen erhalten.

O-Ton 5

Unsere Zeitschrift veränderte das Leben vieler, vor allem in den abgelegenen Gebieten. Hier zwei Briefe die wir erhielten. Die eine Leserin sagte, die Beziehung zwischen meinen Eltern und mir verbesserte sich, nachdem sie Les+ gelesen haben. Die zweite sagte, ich war sehr besorgt und verwirrt über meine Sexualität. Nachdem ich Les+ gesehen habe, bin ich zuversichtlicher, was die Zukunft betrifft.

O-Ton 6

Am Anfang hatten wir nur eine Redaktorin und Gogo als Grafikerin. Sie baten Freundinnen Artikel für Les+ zu schreiben. Les+ ist eine offene Gruppe. Alle sind eingeladen, bei der nächsten Ausgabe mitzudiskutieren. Viele Freundinnen schlossen sich der Gruppe an und wurden feste Redaktorinnen. Wegen unseren beschränkten finanziellen Mitteln, arbeiten alle gratis. Unter uns sind Studentinnen und Arbeiterinnen. Wir produzieren die Zeitschrift zu Hause und kommunizieren via Internet und Telefon miteinander.

Am Anfang kam Les+ in Form einer Zeitung heraus. Aus Kostengründen konnten sie nur zweifarbig drucken. Schwarz und Rosa. 2006 wollten sie der Zeitschrift mehr Farbe verleihen, von Hand haben sie die Titelseite von 2000 Exemplaren in den Regenbogenfarben koloriert. Es war ein enormer Aufwand, aber sie wollten den Schwestern im ganzen Land einen farbigen Gruss senden. Nach einem Jahr änderten sie das Format zu einem Heft von 36 Seiten, entsprechend vergrösserte sich der Inhalt.

O-ton 6

Wir wollen ein sonniges Image von Lesben präsentieren, deshalb ermutigen wir die Autorinnen selbst Modelle für die Zeitschrift zu sein. Einige sind sehr sexy. In jeder Ausgabe diskutieren wir ein spezielles Thema, wie Gleichgeschlechtliche Ehe, Lesbische Mütter, die Vergangenheit und die Zukunft. Wir veröffentlichen Informationen zu diesen Themen aus andern Ländern. Wir suchen nicht nach der richtigen Antwort, sondern wollen eine Vielfalt von Meinungen veröffentlichen und fragen die Leute was sie denken.

2008 erweiterte Les+ die Zeitschrift von 36 auf 56 Seiten und druckte zum ersten mal farbig. Jetzt sind sie wirklich eine richtige Zeitschrift sagte Li Yun.

O-Ton 7

In der neusten Ausgaben legten wir den Schwerpunkt auf unsere eigene Situation. Zum Beispiel das Problem des älter werdens. Viele junge Lesben weigern sich darüber nachzudenken. Indem wir dieses Thema aufgreifen, hoffen wir, dass die jungen Lesben zuversichtlicher in die Zukunft sehen und diese planen können.
Wir schreiben auch über LGBT-Aktivitäten in anderen Ländern, wie Hongkong oder Taiwan, denn darüber wird in den Regierungsmedien von China nicht berichtet. Deshalb nutzen wir unsere junge Kraft, um diese Informationen zu verbreiten.

O-ton 8

Die allgemeine Oeffentlichkeit fragt oft, wo sind die Lesben? Wie leben sie? In Les+ stellen unsere Lebensform vor. Mit unseren schönen Gesichtern zweigen wir welch wunderbares Leben wir führen. Diese Modelle von lesbischem Leben haben leidenschaftliche Reaktionen ausgelöst. Die Leute fragen nach der Kontaktnummer von Gogo und anderen.
Das bedeutet ein klares Coming out in der Öffentlichkeit. Wir hoffen, wenn die Leute in Zukunft das Wort Lesbe hören, können sie es mit einem lachenden, selbstsicheren Gesicht verbinden und es ist nicht länger eine unbekannte Maske.

Les+ unternimmt auch verschiedene Aktivitäten, um ihre Zeitschrift bekannt zu machen. An einem Handwerksmarkt haben sie einen Stand errichtet. Dieser hat sich zu einem homosexuellen Treffpunkt entwickelt, was zur Sichtbarmachung der LGBT-Gemeinschaft beiträgt.

O-Ton 10

Zum Schluss unser Traum.
Als erstes wünschen wir uns, dass Les+ offiziell veröffentlicht und an allen Kiosken und Buchläden im ganzen Land verkauft werden kann.
Zweitens hoffen wir, dass alle Leute unsere Zeitschrift kaufen, Lesben, Heterosexuelle, Frauen, Männer, alle die Les+ gut finden.
Drittens wir wünschen uns, dass es diese Zeitschrift gar nicht mehr braucht, weil alle das Leben führen können, das sie möchten.

O-Ton Song China

Soviel von Les+ plus eine Lesbenzeitschrift aus China, die an der 3. ILGA-Asien-Konferenz Ende Januar in Thailand teilnahm.
Ausführliche Informationen zur Konferenz Gleiche Rechte in Vielfalt Jetzt! auf der website www.isiswomen.org. ich wiederhole: www.isiswomen.org
Wer die verschiedenen Radioberichte zur Konferenz direkt vom Internet runterladen möchte schreibe an bnplora@gmail.com. Ich wiederhole bnplora@gmail.com.
Das war ein Bericht von Bianca Miglioretto aus Manila, Philippinen. Bis zum nächsten Mal,
Equality in Diversity Now!

O-Ton Trommeln