Was steckt in der Hose? - Umweltauswirkungen der Textilproduktion

ID 28258
 
AnhörenDownload
Pestizide, Wasserverbrauch, Subventionen .... so viele Faktoren beeinflussen die Textilproduktion. Wir stellen die Auswirkungen der unterschiedlichen Produktionverfahren dar.
Audio
06:58 min, 13 MB, mp3
mp3, 256 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 30.05.2009 / 17:09

Dateizugriffe: 621

Klassifizierung

Beitragsart:
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt
Entstehung

AutorInnen: Julia Legelli (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 28.05.2009
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Wer hat sich noch nicht bei dem Gedanken ertappt : Auf mich kommt es nicht an. Missstände zu ändern ist Aufgabe der Politik. Was hat mein Handeln denn schon für einen Stellenwert, angesichts Millionen anderen, die sich ja doch nicht ändern?
Was jeder tun kann - die Macht der einen Hose. Oder: Was steckt eigentlich in der Hose?
Unter den Naturfasern ist die Baumwolle die Nummer eins. Lassen Sie uns daher einfach mal die Umweltauswirkungen in der Produktionskette betrachten.
Pestizideinsatz
Weltweit wird auf 2,5 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche Baumwolle produziert, dort kommen aber ein Viertel aller Insektizide zum Einsatz. Pro Saison wird Baumwolle 20-25-mal mit Pestiziden besprüht. Für jedes Baumwoll-T-Shirt landen rund 150 g Gift auf dem Feld. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich drei Millionen Menschen durch den Einsatz verschiedener Pestizide erkranken und über 20.000 sterben. Baumwolle benötigt - konventionell angebaut - mehr Pestizide als jede andere Pflanze.
Synthetische Düngemittel fördern zwar das Wachstum, machen die Pflanze allerdings auch anfälliger gegenüber Krankheiten.

+ Nachhaltige Landwirtschaft dagegen setzt auf größere Artenvielfalt und geringere Individuenkonzentration. Beim Streifenanbau werden abwechselnd Baumwolle und andere Nutzpflanzen angebaut, die Erlöse sind mit denen aus reinem Baumwollanbau vergleichbar. Zusätzlich können während der langen Vegetationsperiode Zusatzkulturen geerntet werden und somit für finanzielle Liquidität der Bauern sorgen. Der Einsatz von Sexuallockstoffen ist eine umweltfreundliche Methode, gegen Schädlinge vorzugehen ohne negativen Einfluss auf das ganze Ökosystem zu nehmen.
Wasserverbrauch
Künstliche Bewässerung ist für guten Ertrag unerlässlich, je leistungsfähiger die Sorte, umso größer ist der Wasserbedarf. Im Bewässerungsfeldbau wird für die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle zwischen 7.000 und 20.000 Liter Wasser benötigt, in Gebieten mit besonders verschwenderischen Systemen sogar bis zu 30.000 Liter.
+ Regenfeldbau bringt zwar nur halb so viel Ertrag, erhält aber die Bodenfruchtbarkeit. Es lagern sich keine Salze an, folglich ist ein regelmäßiger Fruchtwechsel möglich. Der wiederum macht es Schädlingen schwer und führt zu einer Regeneration von Nährstoffen. Also, weniger Bedarf an Dünger und Schädlingsbekämpfung.
Entlaubungsmittel
- Auf großen Monokulturen rationalisieren Erntemaschinen den Betrieb, sie erledigen die Ernte billiger und schneller, für ihren Einsatz müssen die Pflanzen jedoch chemisch entlaubt werden.
+ Dem Gegenüber steht die aufwendige Handlese. Sie schafft Arbeitsplätze und steigert die Qualität, da unreife und schlechte Ernte sofort heraus selektiert werden kann.
GMO
- Ein Großteil der konventionell angebauten Baumwolle ist gentechnisch verändert, oder setzt zumindest auf Pflanzenhybride. Sie sind meist leistungsfähiger bzw. resistent gegen Pestizide oder Schädlinge. Höhere Leistung geht meist mit höherem Wasser- und Düngerbedarf einher. Resistenz bedeutet immer nur eine Lösung auf Zeit, da sich Schädlinge auf neue Bedingungen einstellen.
Die traditionelle Landwirtschaft stellt ihr eigenes Saatgut her. Konventionelles Saatgut ist meist bestrahlt und nicht mehr fortpflanzungsfähig. Gentechnisch veränderte Sämlinge können sich oft von vornherein nicht reproduzieren und mit Hybriden, also mischerbigen Organismen lässt sich nicht züchten.
Pestizide und Hochleistungssaatgut sind also nicht nur aus ökologischer Sicht bedenklich: Ihr Markt liegt fest in der Hand internationaler Großkonzerne die von dem Wohl einzelner Kunden nicht abhängig sind. Allein der Einkauf von Chemikalien verschlingt fast die Hälfte des bäuerlichen Erlöses. Das treibt viele in die Abhängigkeit von Banken.
+ Ökologische Landwirtschaft setzt auf Stoffkreisläufe und strebt die Verwendung selbst produzierten Saatguts und verschiedener Sorten an. Gentechnik ist mit ihren Grundsätzen nicht vereinbar.
Subventionen
- Die Weltmarktpreise für diese Naturfaser sind jetzt schon sehr niedrig. Das liegt nicht etwa an den geringen Produktionskosten oder am Wettbewerb sondern an der Subventionspolitik insbesondere der USA. Leidtragend sind die Kleinbauern die dem Preisdruck nichts entgegen zu setzen haben.
+ Im Gegensatz zur konventionellen Landwirtschaft sind beim ökologischen Landbau kleine Betriebe im Vorteil. Sie lassen sich - anders als riesige Monokulturen - auch ohne Chemikalien und Hightech aufrecht erhalten. Die höheren Preise für Fairhandels und Öko-Produkte kommen den armen Ländern besonders zu Gute.
Preis
Für faire Öko-Baumwolle bekommen die Bauern den doppelten Preis den ihnen der konventionelle Anbau einbrächte. Der Mehrerlös kommt der Gemeinschaft in Form von Sozialprojekten zu Gute. Biologischer Landbau kann nur unter sachgemäßer Anleitung erfolgreich funktionieren. Projekte zur Umstellung bzw. Einführung von nachhaltiger Landwirtschaft haben für die Bauern zudem den Vorteil, dass sie Zugang zu professioneller Beratung und Anleitung haben.
Verarbeitung
- Bevor aus roher Naturfaser eine Hose wird, durchläuft sie eine Reihe von Verarbeitungsmaßnahmen. Sie wird gesponnen, gebleicht, gefärbt, zu Stoff verarbeitet, veredelt, bedruckt und schließlich müssen die Textilien hergestellt werden. Jeder dieser Schritte lässt sich durch Chemikalien erleichtern. Auf dem Weg vom Feld in den Kleiderschrank passieren oft eine Menge Umweltsünden.
Einige der Gifte die die Haut reizen, Allergien auslösen, Krebs erregen und die Fruchtbarkeit einschränken können bleiben bis in den Kleiderschrank an der Textilie.
Während Bio-Lebensmittel inzwischen weit verbreitet sind besteht in der Bekleidungsindustrie deutlicher Nachholbedarf. Nicht einmal ein Prozent der Baumwolle stammt aus kontrolliert ökologischem Anbau, 40% davon aus der Türkei.
Arbeitsbedingungen
- Während die Bereitschaft im Sinne der eigenen Gesundheit auf Öko-Produkte umzusteigen relativ hoch ist, fällt das Wohl der am Arbeitsprozess Beteiligten nicht so sehr ins Gewicht. Trotz Verboten in den meisten Ländern ist Kinderarbeit in der Produktion weit verbreitet. Hauptproduzenten von Baumwolle sind China, USA und Indien, die dortigen Arbeitsbedingungen sind zum Teil auch heute noch erschreckend.
+ Ganzheitlich ausgerichtete Textilmarken beziehen deshalb nicht nur die Qualität des Endproduktes sondern auch die ethische und umweltfreundliche Produktion in ihre Standards mit ein.
Klimaschutz
Jeder Transportweg schadet dem Klima. So manches Kleidungsstück reist auf seinem Weg in die Einkaufstüte weiter als am Körper seines späteren Trägers.
Eine ganzheitliche Produktionskette legt von der Herstellung der Garne bis zur Ladentheke wert darauf, dass kein Raubbau an Mensch und Natur getrieben wird. Ein Bio- T-Shirt bedeutet sieben Quadratmeter giftfreie Erde und 25 Kilogramm weniger CO2.

Es ist frustrierend zu sehen, was alles passieren müsste, damit wir unsere Erde nicht zu Grunde richten. Aber wir haben die Wahl. Die beste Kaufentscheidung ist der Verzicht.

Kommentare
27.06.2009 / 00:19 AL, coloRadio, Dresden
wird gesendet
am Sonntag