Die Marmelade...

ID 31970
 
...leckeres Frühstücksprodukt, aber was steckt hinter dem klebrig-süßen Brotaufstrich?
Audio
05:03 min, 5911 kB, mp3
mp3, 160 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 05.02.2010 / 09:16

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Klassifizierung

Beitragsart: Gebauter Beitrag
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Kultur
Entstehung

AutorInnen: johannes
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 05.02.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Sprecher: Eine typische Situation in einem kleinen Tante-Emmaladen irgendwo in Deutschland:

Er: Tach auch, Helga. Ein Sauwetter haben wir heute da draußen, was?

Sie: Ja, mensch. Das ist wirklich nicht mehr schön. Die Lisel hat sich gestern sogar das Bein gebrochen.

Er: naja ist aber auch wirklich glatt da draußen und die Lisel wetzt immer so flott zum Sparkassenmobil, da hab ich det schon kommen sehen... Was darfs denn für dich sein?

Sie: Mach mir da mal vier Scheiben von der Schweinskopfsülze und´n halbes Schwarzbrot. Und sach mal hat deine Frau noch was von dieser leckeren Erdbeermarmelade

Sprecher: Hier hat Frau Helga Musterbürger einen schweren Fehler begangen. Den mit dem Erlass der Konfitüreverordnung vom 26 Oktober 1982 hat der Deutsche Bundestag festgelegt, dass Marmelade nur noch aus Zitrusfrüchten hergestellte werden darf. Alles andere muss seitdem als Konfitüre, Gelee oder Fruchtaufstrich bezeichnet werden.



Doch woher kommt eigentlich der Begriff Marmelade?

Marmelade kommt von dem Portugiesischen Wort. „marmelo“ was Quitte bedeutet. Und marmelo wiederum stammt von dem griechischen Wort „melimelon“ ab, welches den Honigapfel beschrieb.
Wie der Honigapfel zum Namensgeber der Fruchtaufstriche für Zitrusfrüchte wurde bleibt wohl ein dunkles Geheimnis der Sprachgeschichte. Vielleicht ebenso ein Geheimnis wie der „Codexkapitel B5 Konfitüre und andere Obsterzeugnisse“. Dieser regelt innerhalb der Europäischen Union die genauen Unterschiede zwischen Marmelade, Konfitüre und Gelee. Aber wie sich das für die Europäische Union gehört, ist auch das wieder nicht mit endgültiger Sprachsicherheit geregelt:

Die Marillen-Affäre sorgte 2006 für ein mittleres Erdbeben in der Europäischen Union. Ein Wirt aus Wachau sollte 150 Euro Straf zahlen, weil er sich weigerte seine Marillenmarmelade als Aprikosenkonfitüre zu verkaufen.

Sechs Monate und zahllose Papierstapel später machte die Europäische Union eine Ausnahme. Ab jetzt darf regional auch wieder Marmelade genannt werden, was nie an einer Zitrusraute hing.
Das ganz besondere Verhältnis der Österreicher zum süßen Brotaufstrich zeigt sich jedoch nicht nur in verbissenen Rechtsstreitigkeiten mit der Europäischen Union. Nein auch der Lieblingsnachbar der Alpenbewohner bekommt hier sein Fett weg und das im doppelten Sinn.

Denn als die deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg auf Butter, Fett und Schmalz verzichten mussten, bekamen sie stattdessen eine billige Marmelade aufs Brot geschmiert. Die Österreicher fanden das dann so kuriose, dass die Deutschen nur noch die Marmeladenbrüder genannt wurden, aus denen sich später die Marmeladinger entwickelten.

Sollte das morgendliche Frühstück jetzt durch die Erinnerung an Soldaten und Krieg überschattet sein, dem bieten sich in der weiten Welt des morgendlichen Brotaufstrichs noch zahllose exotische Experimente.

So zum Beispiel das serbische Sladko. Diese Konfitürespezialität aus dem Balkan gibt es in unterschiedlichen Variationen. Zu den Interessanteren dürfte mit Sicherheit der Rettich gehören der in Honig gekocht wird oder die Streichkombination aus Karotte und Roter Beete.

Oder wie wäre es mit einem kleinen Klecks Moalach auf der morgendlichen Frühstücksstulle. Der sirupartige Moalach wird beispielsweise hergestellt in dem einige junge Tannentriebe in Zucker und Honig eingekocht werden.

Dagegen liest sich die Maronenkrem doch geschmacklich-wertkonservativ: Auf 1 Kilo Makronenkrem müssen neben Wasser und Zucker mindestens 380 Gramm Makronenmark kommen so sagt es die EU. Und der Volksmund nennt es dann Kastanienmus.