Der Blauer Engel - das älteste Zeichen für nachhaltig erzeugtes Paier

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Der "Blaue Engel" und seine Geschichte als Zertifizierungszeichen
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mp3, 128 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 11.02.2012 / 16:57

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Klassifizierung

Beitragsart: Kommentar
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Umwelt
Serie: Grünfunk (Greenpeace München)
Entstehung

AutorInnen: Katja Bachert (Greenpeace München)
Radio: LoraMuc, München im www
Produktionsdatum: 25.11.2010
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Anmod:
Um die ressourcenschonende Herstellung von Papier hat sich seit vielen Jahren auch „Der Blaue Engel“ verdient gemacht. Vor allem beim Thema Papier-Recycling, also der Papierherstellung auf Basis von Altpapier, gilt das älteste Umwelt-Siegel der Welt als einer der großen Vorreiter. Für uns ein guter Grund, auch den „Blauen Engel“ in dieser Sendung einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Beitrag:
Viele Verbraucher kennen das Siegel mit dem hellblauen Engel im gleichfarbigen Lorbeerkranz. Beim Kauf von Toilettenpapier begegnet es uns häufig. Auf Druckern und Kopieren ist es zu finden, aber auch bei Lacken und Farben.
Die Rede ist von der ältesten umweltschutzbezogenen Kennzeichnung der Welt: „Dem Blaue Engel“
1978 wurde das Umweltschutz-Siegel für Produkte und Dienstleistungen auf Initiative des Innenministeriums, des Umweltministeriums und der Länder ins Leben gerufen. Seither können Unternehmen ihre umweltfreundlichen Produkte auf freiwilliger Basis kennzeichnen lassen.
Erst vor kurzem wurde das vertraute Logo noch um eine wichtige Verbraucherinformation erweitert. So gibt ein Schriftzug unterhalb des Engels jetzt Aufschluss darüber, welches konkrete Umweltschutzziel ein Produkt unterstützt. Im Klartext steht dort: Der blaue Engel „schützt das Klima“, „schützt das Wasser“, „schützt die Ressourcen“ oder „schützt die Gesundheit“.
An den Vergabekriterien für den „Blauen Engel“ hat sich dadurch nichts geändert. Diese entwickelt das Umweltbundesamt mit Unterstützung wissenschaftlicher Einrichtungen und der Industrie. Doch im Gegensatz zu anderen nationalen Umweltzeichen weist „Der Blaue Engel“ zwei wichtige Besonderheiten auf:
So entscheiden nicht staatliche Stellen über die Waren und Dienstleistungen, für die das Siegel vergeben werden soll, sondern die unabhängige Jury-Umweltzeichen. Diese setzt sich aus Vertretern aus Umwelt- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften, Industrie, Handel, Handwerk, Kommunen, Wissenschaft, Medien, Kirchen und Vertretern der Bundesländer zusammen.
Zuständig für die Vergabeprüfung sowie die anschließende Zeichenzuteilung ist die RAL als unabhängige privatrechtliche Institution.
Konkretes Ziel des „Blauen Engels“ ist es, den Leistungswettbewerb der Unternehmen um die bestmöglichen ökologischen Eigenschaften von Produkten und Dienstleistungen anzukurbeln. Und somit den Strukturwandel der Wirtschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu beschleunigen.
Ein ehrgeiziges Projekt, das seit seiner Entstehung 1978 definitiv Schule gemacht hat. Immerhin tragen heute bereits rund 11.500 Produkte und Dienstleistungen in circa 90 Produktkategorien den Blauen Engel: Von A wie Abfalltüten bis Z wie Zeitungspapier.

Auch die Geschichte des Blauen Engels begann mit dem Thema Papier: Beschlossen wurde das Umweltzeichen nämlich zu Beginn der 80er-Jahre, um die Altpapiersammlung und -verwertung zu fördern. Bis heute gilt diese als Paradebeispiel für umweltfreundliches Verhalten der Bürger und für Umweltschutz im Produktbereich.
Wir Deutsche sind Europameister in Sachen Papier-Recycling:
Wir sammeln rund 75 Prozent unseres Altpapiers. In anderen europäischen Ländern sind es nur maximal 50%. Und auch die Altpapiereinsatzquote liegt in Deutschland mit rund 60 Prozent weit über dem Europa-Durchschnitt. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Papierfabriken gibt es bereits Papierströme, in denen nahezu 100 Prozent auf Altpapierbasis produziert wird. Darunter fallen vor allem Wellpappen sowie Zeitungs- und Verpackungspapiere.

Alarmierend rückläufig sind dagegen die Zahlen bei Hygieneartikeln, wie Toilettenpapier oder Einweghandtücher. Hier betrug die Altpapiereinsatzquote 2004 über 80 Prozent, 2005 waren es nur noch 60 Prozent. Grund dafür ist die steigende Hygienepapierherstellung auf Zellstoffbasis, sprich: aus frisch geschlagenen Bäumen.

Im Bereich der graphischen Papiere, also etwa Schulhefte oder Druckerpapier, wird in Deutschland auf konstantem Niveau mit 45 Prozent aus Altpapier produziert. Zugenommen hat aber auch hier die Menge importierter Papiere auf Frischfaserbasis aus Skandinavien. Bis zu 50 Prozent der graphischen Papiere stammen von dort. Und nur als Randinformation: In Finnland selbst liegt die Altpapiereinsatzquote gerademal bei 6 Prozent.

Dabei ist das einstige Image vom schmuddelig welligen Ökopapier längst überholt. Moderne Herstellungsverfahren ermöglichen heute die Produktion von Recyclingpapier, das in Optik und Qualität absolut vergleichbar mit Frischfaserpapier ist.
Und dabei ist die Produktion von Recyclingpapier deutlich umweltverträglicher.
Zum Vergleich: Bei der Papierherstellung auf Basis von Altpapier wird nur etwa ein Viertel so viel Wasser verbraucht, wie bei der Herstellung aus Frischholzfasern. Zudem nur etwa die Hälfte an Energie und fast das zehnfache weniger an chemischem Sauerstoff.
Aus produktionstechnischen Gründen ist der Einsatz eines bestimmten Anteils von Frischfasern jedoch auch im Rahmen des „Blauen Engels“ erlaubt. Diese müssen seit 2005 jedoch zu 100 Prozent aus zertifizierten Wäldern stammen.

Das Umweltbundesamt spricht sich auf der Website www.blauer-engel.de ausdrücklich für die Verwendung von Recyclingpapier aus: Wörtlich heißt es dort, dass es in den Bereichen in denen es technisch möglich ist Recyclingpapiere zu verwenden, keine ökologisch sinnvolle Alternative gibt.

Das beste Beispiel für den Gebrauch von Recyclingpapier sind bereits die erwähnten Hygienepapiere, wie Toilettenpapier, Trockentücher in öffentlichen Toiletten, aber auch Taschentücher, Küchenrollen oder Servietten. Sehr viele Verbraucher verzichten hier bereits komplett auf Produkte aus Frischfasern und tragen damit einen wichtigen Teil zu einer nachhaltigeren Papierwirtschaft bei.
Erstrebenswert wäre es also, wenn auch die Verantwortlichen in anderen papierabhängigen Branchen, wie etwa der Buch- oder Magazin- produktion noch stärker auf Altpapier setzen würden. Doch solange wir als Verbraucher dies nicht einfordern und Frischholz weiterhin günstig aus waldreichen Ländern und vor allem aus Urwäldern importiert werden kann, wird sich wenig tun.
Immerhin ist die Verwendung von nachhaltig produzierten Frischfasern, wie aus FSC-zertifizierten Wäldern ein Schritt in die richtige Richtung. Die umweltschonendere und clevere Variante wäre jedoch zweifellos die Verwendung von Recyclingpapier.
Alle Produkte und Marken, die durch den Blauen Engel zertifiziert wurden, sind auf www.blauer-engel.de zu finden.