Vogel der Woche (182): Der Pomadenbaron

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Der Gutt-Gutt-Vogel, durchaus guttural und perfide vorgetragen von Kai
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04:21 min, 4072 kB, mp3
mp3, 128 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 28.02.2011 / 17:03

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Klassifizierung

Beitragsart: Hörspiel
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Schwul, Umwelt, Andere
Serie: Vogel der Woche
Entstehung

AutorInnen: Kai
Radio: RUM-90,1, Marburg im www
Produktionsdatum: 28.02.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Beginn Spechtext/

Heute: Der Pomadenbaron (Guttigutti plagiatus)

Kabul, 30 Grad, kein Gegenwind, die Frisur sitzt

„Alles wird gutt!“ tönt es guttural aus dem Stocktaubenschlag, in dem der mit Guttapercha fixierte Pomadenbaron neben seinem blonden Weibchen hockt.

„Gutt, gutt, gutt, guuuutttt“ erwidert der Chor der schwarzen Fraktionssänger in seiner unnachahmlichen Schwarmintelligenz, medienwirksam koordiniert vom Guttmenschmoderaten Johannes B. „Gutt, gutt, gutt, guuuutttt!“

Nur die Uckerglucke schweigt. Der Westerwellensittich auch, obwohl ihn noch nicht einmal einer gefragt hat. Aber da muss der Pomadenbaron jetzt durch. Vom Westerwellensichttich verachtet zu werden! Er! Der Baron unter den Vögeln!

Ein uralter Witz fällt ihm dazu ein: Sagt der Schmierlappen zum Schmierlappen: „Du Schmierlappen!“ oder so ähnlich. Aber dafür hat er nicht studiert und den Doktor gemacht, mit der Note „Serr Gutt“ sogar, obwohl er zu der Zeit ja schon im Hühnerhaus der Uckerglucke mit den Fraktionssängern trällern musste.

Dabei lief alles wie mit Pomade geschmiert: Die goldenen Eier wurden ihm bereits zeitgleich mit ihm selbst ins Nest gelegt, recht früh hat er die Rechte studiert und, wie es sein genauso gernegroßer Vorläufer, die Waterkantwannenente (Suicidus Rohypnolis) auch getan hat, ein Weibchen aus dem Schwarm der Bismarck-Hühner gefreit.

Was ihn allerdings nicht daran hindert, in seinem Balzverhalten auch weiterhin nicht nur den Pfau oder den Laubenvogel, sondern sogar den Westerwellensittich zu übertreffen und alles, was nicht bei drei auf dem Baum oder im Schützengraben ist, mit breitem Grinsen für seine Eigenpropaganda zu vereinnahmen.
Denn für den Pomadenbaron hat die Evolution, so wurde bisher behauptet, nur eine einzige ökologische Nische vorgesehen: Irgendwo ganz oben.

Dumm nur, dass sein Mainzer Fast-Namensvetter vor gut 500 Jahren den Buchdruck erfunden hat, sonst hätte der Pomadenbaron womöglich gar nicht die Verlockung verspürt, aus all diesen schönen Büchern abzuschreiben oder gar - gutt bezahlt, aber dennoch guttgläubig, abschreiben zu lassen.

„Erwischt, erwischt!“ krächzt jetzt der Chor der Rotammern, der Grünfinken und der Purpur-Habnichte. Und deshalb jetzt kleinere Brötchen backen? Da pfeift der Pomadenbaron halt auf den Titel. Den Doktor natürlich, nicht den Baron, der ist ja angeboren. Und die Neidgeier von der Provinzuni können ihm auch gestohlen bleiben. Erst ne dreiviertel Million Spenden einsacken und dann das Vögelchen aus dem Nest werfen. Bürgerliche eben, die nicht wissen, was sich gehört, denkt sich da wohl der Pomadenbaron.

Und genau da beginnt es gefährlich zu werden. Vögel seines Standes, zumal, wenn sie mit Bismarck-Hühnern verbandelt sind, dürfen so ziemlich alles verzocken, nur nicht das, was man in ihren Kreisen als Ehre bezeichnet. Da muss man sich dann duellieren, oder eben wie die Waterkant-Wannenente baden gehen, mit einer guten Flasche Chateau Reibach und einem Röhrchen Guttiguttis.

Dumm nur, das er das einzige standesgemäße Rettungsboot gerade selber per Ukas Gutti außer Dienst gestellt hat.

Berlin, 10 Grad, heftiger Gegenwind, die Frisur braucht dringend neue Pomade.

Der Kollege Westerwellensittich reicht ihm seine Tube. „Ist für Po-Maden, aalglatt und wasserlöslich“, sagt er. „kannste machen, was du willst damit, bleibt garantiert nichts hängen.“

/Ende Sprechtext

Kommentare
02.03.2011 / 19:45 marie,
läuft morgen
im kaffeesatz. dankechön