Activia von Danone

ID 41761
 
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Jede Woche stellt Radio F.R.E.I. in Zusammenarbeit mit abgespeist.de eine weitere Werbelüge der Nahrungsmittelindustrie vor. Heute: "Activia" von Danone
Audio
07:48 min, 11 MB, mp3
mp3, 192 kbit/s, Stereo (44100 kHz)
Upload vom 24.06.2011 / 10:35

Dateizugriffe: 744

Klassifizierung

Beitragsart: Feature
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Politik/Info, Wirtschaft/Soziales
Serie: Aufgetischt - Die Werbelügen
Entstehung

AutorInnen: johannes
Radio: Radio F.R.E.I., Erfurt im www
Produktionsdatum: 24.06.2011
CC BY-NC-SA
Creative Commons BY-NC-SA
Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen erwünscht
Skript
Activia von Danone

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Was braucht es für eine gut funktionierende Verdauung? Activia jedenfalls nicht. Wer sich ab und an „aufgebläht“ fühlt – kein Grund zur Sorge, das geht oft von alleine weg. Und wer regelmäßig Verdauungsprobleme oder einen „Blähbauch“ hat, sollte sich auf die Suche nach der Ursache machen. Und sich nicht einreden lassen, er habe ein Problem, das allein der teure Joghurt lösen könne. Wichtig ist: viel trinken, sich bewegen, ausgewogen ernähren, Stress reduzieren. Auch wenn Danone es suggeriert: Ersetzen kann Activia nichts davon. Es macht gesunde Ernährung nicht leichter, nur teurer.
Activia – eine Wunderwaffe gegen „Blähbauch“, die „träge“ Verdauung „reguliert“ und „Darmwohlbefinden“ garantiert? Von wegen! Aufgebläht sind vor allem Marketingstrategie und Preis – der teure Joghurt kann nicht mal eben die Verdauung regulieren. Er kann auch Verstopfung oder andere Verdauungskrankheiten weder behandeln noch davor schützen, wie Danone auf seiner US-Homepage zugibt. Selbst minimale Effekte auf die Verdauung zeigen sich längst nicht bei jedem, und das „Darmwohlbefinden“ lässt sich auch mit Naturjoghurt, Trockenpflaumen oder Verdauungsspaziergängen verbessern. Viel Geld für wenig Nutzen also.
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Die Ergebnisse von Danones Activia-Studien sind dürftig. Untersucht wurde, ob die Joghurtbakterien im Darm ankommen. Tun sie, aber das allein beweist noch keinen positiven Gesundheitseffekt. Auch, dass Activia teilweise zur Verkürzung der „Darmtransitzeit“ führt, ist belegt. Die gesamte Verdauung verbessert sich dadurch nicht automatisch. Und: Viele Patienten mit chronischen Verdauungsstörungen – dem Reizdarmsyndrom – fühlten sich subjektiv besser, wenn sie Activia aßen. Objektiv messbar ist das nicht. Auf gesunde Personen ohne Reizdarm lässt es sich auch nicht einfach übertragen. Minimale Effekte, maximal aufgeblasen.

„Activia ist der einzige Joghurt, für den diese Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen ist“, steht auf der Verpackung. Kein anderer Joghurt kann also, was Activia kann? Sagen wir es so: Keiner trickst so gut wie Danone. Der Konzern hat sich nämlich eine Joghurtkultur patentieren lassen, sie „ActiRegularis“ getauft und vermarktet seitdem jeden minimalen Effekt, der sich finden lässt, mit riesigem Werbeaufwand als „einzigartiges“ Merkmal. Auf diese Art könnte man auch anderen Joghurts, Trockenpflaumen oder gar Verdauungsspaziergängen einzigartige Wirkungen nachweisen – aber damit lässt sich eben nicht so gut Geld verdienen.

Foodwatchexperte Oliver Huizinga erklärt:

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Naturjoghurt, Trockenpflaumen oder ein Spaziergang können sehr viel preisgünstiger zum „Darmwohlbefinden“ beitragen. Trotzdem haben manche Verbraucherinnen und Verbraucher den Eindruck, Activia „wirke“ am besten. Auch Danones Studien zeigen: Der Effekt auf das subjektive Wohlbefinden ist größer, wenn die Probanden wissen, dass sie Activia essen. Im Blindtest schneidet es schlechter ab. In einer Studie war sogar das Placebo effektiver. Marke, Werbung, Erwartungen können also entscheidend für die „Wirkung“ sein. Das Geld für den gefühlten Werbeeffekt wäre in eine gesunde Ernährung langfristig besser investiert.

Danone muss wissen, dass die objektiv messbaren Effekte von Activia minimal sind. Inzwischen setzt der Konzern denn auch auf Gefühle statt Fakten. In der neuesten Werbekampagne schwärmen angeblich echte Verbraucherinnen und Verbraucher davon, wie Activia sie gesund, fit, schlank und glücklich gemacht hat. Auch von der Heilung diverser Verdauungsbeschwerden von Sodbrennen bis zu Blähungen wird berichtet. Das alles kann Danone nicht beweisen. Widerlegen kann es aber auch niemand – sind schließlich individuelle Erfahrungsberichte. Danones Prinzip, „strikt wissenschaftlich evidenzbasiert“ zu arbeiten, entlarvt sich damit vollends als Schwindel.

Foodwatchexperte Oliver Huizinga erklärt wie das Unternehmen auf die Kritik reagierte:

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Danones Activia-Strategie in Kurzform: Aufgeblähte Wissenschaft verarbeitet zu aufgeblähter Werbung, um ein aufgeblähtes Produkt zu aufgeblähten Preisen zu verkaufen. Damit hat der Joghurtkonzern einen simplen Joghurt zum Multimilliardendollargeschäft gemacht. Und ist sich tatsächlich nicht zu schade, das auch noch als Samariterdienst an der Menschheit zu verkaufen: „Wir glauben, dass unsere Produkte zur Förderung des Wohls der ganzen Bevölkerung hergestellt und vertrieben werden sollten, unabhängig von Einkommen, wirtschaftlichem Entwicklungsstand und kulturellen Besonderheiten.“ Keine weiteren Fragen.

Kommentare
28.06.2011 / 16:01 Tobias, Radio Z, Nürnberg
wird gesendet
heute im Stoffwechsel, vielen Dank!