Auf der 16. Linken Literaturmesse am vorvergangenen Wochenende konnte der Nürnberger Autor Leonhard Seidl nicht persönlich anwesend sein. Sein Debütroman „Mutterkorn“ wurde am Samstag deshalb von seiner Verlegerin mit einer Lesung vorgestellt. In dem Buch geht es um den jungen Altenpfleger Albin, dessen Leben durch seine Sucht nach Drogen und Medikamenten aus der Bahn gerät. Als Punk wurde er durch die politischen Ereignisse der 90er Jahre wie die rassistischen Morde in Solingen und Mölln und die Chaostage in Hannover sozialisiert. Beim Entzug in einer Klinik trifft er auf Neonazis und erkennt bald, dass diese in die Vorbereitung eines Anschlages verwickelt sind. Schon vorher ein brisantes Buch, hat „Mutterkorn“ durch die Erkenntnisse über die rechte NSU-Terrorgruppe eine ganz neue Aktualität bekommen. Deshalb traf sich Tobias Lindemann im Nachfeld der Messe mit Leonhard Seidl zu einem Interview und wollte zunächst wissen, wieviel von ihm selbst in seiner Romanfigur Albin steckt.