Süditalien: Proteste gegen Endlager erfolgreich, 150.000 Mensch auf der Straße

ID 5591
 
Teil 1:
Nachruf: Protestaktion in Italien gegen Endlager erfolgreich beendet.
In Italien war eine ganze Region tagelang abgeschnitten. Über 150.000 Menschen, hatten mit Straßen-, Bahnhofsblockaden gegen die Pläne der Regierung protestiert
Der eingentliche Skandel ist, dass man von dieser Protestaktion kaum etwas gehört hat. Hier nocheinmal Eindrücke und Hintergründe dieses Protestes, direkt aus Italien.

Wir habe ein Interview der Redaktion Restrisiko nochmal bearbeitet (Lautstärke, Pausen)
Vielen Dank nochmal

Für Hintergrundinfos http://www.germany.indymedia.org/2003/11...
Bzw. ich habe untern noch mehr Infos angehängt (aktueller Stand)

Ich denke dieses Interview kann man als Nachruf und weil es wirklich empörend ist, wie kontrolliert die Medienlandschaft ist und das Thema so spannend ankommt, noch bis Mitte Januar senden.
Audio
04:03 min, 1897 kB, mp3
mp3, 64 kbit/s, Mono (44100 kHz)
Upload vom 03.12.2003 / 07:34

Dateizugriffe:

Klassifizierung

Beitragsart: Interview
Sprache: deutsch
Redaktionsbereich: Internationales, Umwelt, Politik/Info
Serie: Greenpeace-Radio
Entstehung

AutorInnen: Original von Restrisiko, leicht bearbeitet von Greenpeace-Radio-Stuttgart
Radio: frs, Stuttgart im www
Produktionsdatum: 03.12.2003
keine Linzenz
Skript
Moderationsvorschläge bringe ich jetzt nicht

Teilweise einzelne Passagen etwas schwer verständlich, da Telefoninterview, insgesamt gute Qualität

Die Daten der Originalversion
Redaktion Restrisiko
Radio bermuda.funk - Freies Radio Rhein-Neckar
Brückenstraße 2-4 (Alte Feuerwache)
68167 Mannheim
fon: 0621/3009797, fax: 0621/33688-63
buero@bermudafunk.org

Produktionsdatum 23.11.2003
Datum 24.11.2003/19:03
Art Interview
Sprache deutsch
Länge 11:40 Minuten
Name/Grösse 20031124-interviewd-05532 / 5600 kB
geschätzte
Downloadzeit Modem 33,6k
Modem 56k
ISDN
DSL 24:53 min
16:58 min
12:26 min
1:14 min
Redaktionsbereich(e) Umwelt, Politik/Info
Serie antiatomkurzmeldungen
Dateiformat MPEG-1 Layer 3, 64 kbit/s, Mono, (44100 kHz)
Kurzbeschreibung In Süditalien soll per Militärdekret ein atomares Endlager eingerichtet werden. Ulrike, eine deutsche Architektin, die seit zwei Jahren in der Region Basilicata lebt, berichtet vom dortigen Aufruhr in der Bevölkerung und von den Kriterien für die Standortauswahl.
Script Wir führten ein Interview über die Situation in der Basilicata in Süditalien, wo die Regierung Berlusconi ein atomares "End-"Lager errichten will.
Nach der Bekanntgabe des Militärdekretes ist der Widerstand in der Bevölkerung urplötzlich und unorganisiert aus dem Boden geschossen.

Der Standortwahl sind keine geologischen Untersuchungen vorrausgegangen, die Gegend ist Überschwemmungs- und Erdbebengebiet, vor Ort gibt es Erdgasvorkommen...

Per Volksentscheid hatte Italien 1987 seine 4 Atommeiler stillgelegt, eine Lösung des Atommüllproblems seither immer wieder vertagt. Am 13. November, einen Tag nach dem schweren Angriff auf das italienische Armeekontingent im Irak, hatte die italienische Regierung den Standort für ein Atommüllager benannt. In der Hoffnung die Meldung würde in der allgemeinen Nationaltrauer um die getöteten Soldaten untergehen, sollte in der Provinz Basilicata, nahe dem Städtchen Scanzano unweit der ionischen Küste, in einem 900 Meter tiefen Salzstock der italienische Atommüll endgelagert werden. Als erstes sollte in Scanzano ein Zwischenlager entstehen, um den Atommüll aus ganz Italien dort zu sammeln.

Seither herrschte in der Region Basilicata der Ausnahmezustand. Nach Dauerblockaden sämtlicher Verkehrswege und einer Demonstration mit mehr als 100.000 Menschen am vergangenen Wochenende wurde der Standort wieder fallengelassen, innerhalb der nächsten 18 Monate soll ein neuer Ort benannte werden ?


Presseschau


Freitag, 28. November 2003 / 07:32:28
Italienische Umweltaktivisten siegen im Atommüll-Lager-Kampf
Rom - Die italienischen Umweltaktivisten feiern einen Sieg in ihrem Kampf gegen ein Atommüll-Lager, das die Regierung von Silvio Berlusconi in der süditalienischen Gemeinde Scanzano Jonico errichten wollte.
Nach heftigen Protesten, an denen sich am Wochenende mehr als 70 000 Personen beteiligt hatten, beschloss die Regierung das umstrittene Dekret zu ändern, mit dem der Bau der Anlage in Scanzano angeordnet worden war.
Laut dem neuen Dokument, das vom Ministerrat verabschiedet wurde, verpflichtet sich die Regierung, einen anderen Ort für die Errichtung des Lagers zu finden.
Die Umweltaktivisten lobten den Beschluss der Regierung, den sie als Resultat ihrer heftigen Proteste in den vergangenen zwei Wochen betrachten. Das 6 000-Einwohner-Dorf vor der Küste des Ionischen Meeres müsse verschont bleiben.
Die Anti-Atom-Aktivisten empfahlen der Regierung, für den Atommüll einen Ort zu suchen, wo weder Menschen noch die Umwelt belastet werden.
Scanzano hatte mit Strassen- und Bahnblockaden sowie Hungerstreiks gegen die Endlagerstätte für nukleare Abfälle protestiert. Laut der Regierung hätten im Dorf 80 000 Kubikmeter Atommüll untergebracht werden sollen.
Es handelt sich um radioaktives Material aus italienischen Atomkraftwerken, die seit dem Jahr 1987 abgeschaltet sind. In diesem Jahr hatten die Italiener mit einer Volksabstimmung die Kernenergie abgelehnt und für die Sperre der Atomkraftwerke gestimmt.
bsk (Quelle: sda)


Donnerstag 27. November 2003, 19:17 Uhr
Regierung verzichtet auf Pläne für Atommülllager in Süditalien
Rom (AP) Nach massiven Protesten aus der Bevölkerung hat die italienische Regierung die Pläne zur Errichtung eines Lagers für Atommüll bei Scanzano Jonico aufgegeben. Das Kabinett strich am Donnerstag den Namen der süditalienischen Kleinstadt als Ort für die Lagerstätte. Ein wissenschaftliches Gremium soll nun binnen 18 Monaten einen neuen Ort für das Lager finden.
Bewohner und Umweltschützer hatten mit Demonstrationen und tagelangen Strassenblockaden gegen das geplante Atommülllager protestiert. Bauern befürchteten, dass durch das unterirdische Lager nahe der Ortschaft Scanzano Jonico am Golf von Tarent, 100 Kilometer südlich der Hafenstadt Bari, die Bewässerungssysteme für ihre Felder kontaminiert werden könnten. Die Entscheidung der Regierung, das Lager dort nicht zu bauen, wurde von hunderten Bewohnern jubelnd begrüsst. Der Atommüll stammt aus Bereichen wie der medizinischen Forschung; vor rund 20 Jahren hat sich Italien gegen nukleare Stromerzeugung ausgesprochen.

FRANKFURTER RUNDSCHAU ITALIEN
Aus für Atom-Endlager in der Region Basilicata

Rom ? 27. November ? ens ? Der Massenprotest in der Basilicata gegen ein atomares Endlager ist erfolgreich. Das Endlager wird vorerst nicht gebaut, die italienische Regierung will innerhalb von 18 Monaten einen neuen Standort für das Projekt nennen.

Die Bevölkerung der Region Basilicata war am 13. November von dem Dekret der Regierung für ein Atommülllager in 900 Meter Tiefe überrascht worden. Untersuchungen und demokratische Beteiligung der Betroffenen waren nicht vorgesehen. Daraufhin hatte sich überparteilicher Widerstand formiert, Demonstrationen, Straßenblockaden sowie Mahnwachen wurden zwei Wochen organisiert. Während die Regierung zunächst auf dem Standort beharrte, erkannte der christdemokratische Koalitionspartner UCD die Brisanz der Lage und drohte mit Ausstieg aus der Regierung.

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